St. Gallen: So will Regierungspräsi Kölliker (SVP) Schulen entlasten
Am zweiten St. Galler Bildungstag präsentiert Bildungschef Stefan Kölliker seine Ideen zur Entlastung der Schulen. Es geht um drastische Veränderungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der St. Galler Regierungspräsident Kölliker stellt seine Ideen gegen den Lehrermangel vor.
- Der Bildungschef möchte den Unterricht nur noch auf den Vormittag verlegen.
- Zudem ist er für eine Erhöhung oder Senkung der Schulwochen.
- Die Präsidenten der Verbände für Volksschulträger und Lehrpersonen reagieren.
Am zweiten St. Galler Bildungstag stellt der Regierungspräsident Stefan Kölliker (53) seine Ideen gegen den Lehrpersonenmangel vor.
Der SVP-Mann kritisiert dabei auch sich selbst und erkennt, dass eine Entlastung der Volksschule schon viel früher nötig gewesen wäre. Kölliker bringt zwei Vorschläge, die drastische Veränderung mit sich ziehen würden. Laut dem «St. Galler Tagblatt» möchte er die Tages-, sowie die Jahresstruktur anpassen.
Laut Stefan Kölliker sollte Schule nur vormittags stattfinden
Stefan Kölliker ist der Meinung, dass die Schule nur vormittags von 8 bis 13 Uhr stattfinden sollte. Dies würde den Kindern mehr Zeit für Freizeitaktivitäten geben und gleichzeitig die Lehrpersonen entlasten.
Die Lehrkräfte hätten somit auch mehr Zeit für die Vorbereitung vom Unterricht. Zudem könnten sie ihre Kontakte zu den Kinder und Eltern besser pflegen.
In Österreich und Mexiko hat dieses System bereits Anklang gefunden. Für die Schweiz wäre das etwas Neues. «Wenn wir das Modell im Kanton St. Gallen einführen, hätte dies Strahlkraft in die ganze Schweiz.» sagt Kölliker.
Anzahl Schulwochen erhöhen oder senken
Ein weiterer Vorschlag von Stefan Kölliker bezieht sich auf die Anzahl Schulwochen. Diese würde er gerne von 39 auf 41 erhöhen. So würde sich der Stress für Lehrpersonen besser verteilen und die reine Vormittagsschule wäre auch einfacher durchzusetzen. Allerdings werden dadurch auch zwei Wochen Ferien gestrichen.
Als Zweitlösung könnte man auch eine weitere Ferienwoche anhängen, also das Schuljahr von 39 auf 38 Wochen herunterbrechen. So hätten die Lehrpersonen mehr Zeit zur Entspannung oder zur Vorbereitung.
Reaktionen der Verbände
Am St. Galler Bildungstag sind auch Christoph Ackermann, Präsident des Verbands St. Galler Volksschulträger (SGV), und Patrick Keller, Präsident des St. Galler Kantonalen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (KLV) anwesend. Beide hören zum ersten Mal von den Ideen des Bildungschefs und reagieren auch gleich auf das Gesagte.
Ackermann und Keller sind beide erfreut über die Verschiebung der Tagesstruktur. Ersterer sieht darin mehr Platz für Fürsorge und Entwicklungsunterstützung der Kinder.
Keller begrüsst die grosszügige Reduktion der Stunden. Der KVL hatte sowieso schon vorgeschlagen, die Woche von 27 auf 26 Stunden zu kürzen. Dass nun sogar 25 Stunden vorgeschlagen werden, sei schön.
Veränderungen müssten «stärker evaluiert werden»
Beide sind aber keine grossen Fans einer Veränderung der Schulwochen. «Das hätte fast nur mittel- oder langfristig entlastende Auswirkungen.
Diese müssten stärker evaluiert werden.» sagt Ackermann. Zudem bräuchte es bei mehr Schulwochen mehr Lehrpersonen, was das Problem ja auch nicht lösen würde.
Gleichzeitig fordert Keller noch Verbesserungen im Berufsauftrag der Lehrpersonen, wie das «St. Galler Tagblatt» weiter berichtet. Es geht um «mehr zeitliche Ressourcen zur Beratung und Unterstützung von Schülerinnen und Schülern». Der Kanton sollte mehr Verantwortung übernehmen und den innerkantonalen Wettkampf nicht die Gemeinden ausbaden zu lassen.
Es wird aber auch gelobt, wie viel Geld St. Gallen im Vergleich zu anderen Kantonen in das Schulwesen steckt. Pro Kind rechnet man mit 15'000 Franken.