Übergriffe und Juden-Hass im Internet nehmen zu
Immer häufiger hallen antisemitische Parolen auch durch die Schweizer Winkel des Internets. Immer seltener verstecken sich die Kommentatoren hinter einem Pseudonym. Nau wollte wissen, wie das typische Täterprofil aussieht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Anzahl antisemitischer Übergriffe hat in der Schweiz abgenommen.
- Gestiegen ist die Anzahl Beschimpfungen im Internet. Immer öfter wird diese «hate speech» mit Klarnamen publiziert.
- Eine Analyse zeigt: Die Täter sind meist zwischen 15 und 30 Jahre alt und haben einen muslimischen Hintergrund.
In Paris wurde die 85-jährige Mireille Knoll brutal niedergestochen und verbrannt. Ihr Verbrechen? Sie war Jüdin. In Deutschland füllen sich die Privatschulen, weil in den öffentlichen Grundschulen immer mehr Gewalt herrscht. Laut werden auch dort antisemitische Parolen.
Gemeinsam ist den Ereignissen, dass es sich um antisemitisch motivierte Taten handelt. Und dass die Täter einen muslimischen Hintergrund mitbringen. Wie steht es um den Antisemitismus in der Schweiz?
Mehr Online-Hasser
«Die SIG-Meldestelle hat letztes Jahr mehr Fälle von physischen Übergriffen gegen Juden registriert», sagt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebundes (SIG). Kreutner geht zwar nicht davon aus, «dass die Zahl der Vorfälle deutlich gestiegen ist, aber von einer Abnahme kann nicht die Rede sein.»
Zudem hat der Juden-Hass eine neue Plattform gefunden: «Wir stellen fest, dass antisemitische Kommentare im Internet stark zunehmen.» Früher hätten sich die Internet-Trolle allerdings oft hinter einem Pseudonym versteckt. Antisemitische Parolen und Kommentare wurden so in der Anonymität des Internets gemacht.
Wird Antisemitismus wieder salonfähig?
«Wir stellen fest, dass immer mehr dieser sogenannten «hate speeches» unter dem richtigen Namen der Nutzer, dem sogenannten Klarnamen, gepostet werden», so Kreutner. Das weckt bei der jüdischen Gemeinde Besorgnis, denn «es könnte bedeuten, dass Antisemitsmus wieder salonfähig wird.»
Im vergangenen Jahr registrierte die Anlaufstelle für antisemitische Vorfälle in der Schweiz fast 90 antisemitische Einträge. Dass, obwohl Online-Medien ihre Kommentare auf unangemessene Aussagen filtern. Hier falle allerdings auch nur ein Drittel der Hass-Kommentare an. Die übrigen werden in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter publiziert. «Die Dunkelziffer ist zudem um einiges höher», so Kreutner.
Täter meist Muslime
Für den Antisemitismusbericht 2017 hat das SIG die Täterprofile ausgewertet: «Gerade bei Hassreden mit Bezug zum Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern kann festgestellt werden, dass es sich um überdurchschnittlich viele User mit muslimischem Hintergrund handelt.» Besonders auf Facebook seien die Täter zwischen 15 und 30 Jahre alt.