Zürcher Stadtrat kontert SP-Kritik und hält an Stadion-Plänen fest
Das Zürcher Stimmvolk soll über jenes Fussballstadion-Projekt auf dem Hardturm-Areal abstimmen, das der Stadtrat im vergangenen Jahr vorgestellt hat.
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Ein Verzicht auf die beiden Türme, so wie es die SP der Stadt Zürich verlangt, sei gar nicht zulässig, betonten die beiden zuständigen Stadträte am Freitag vor den Medien.
Türme finanzieren Stadion
"Der Stadtrat ist nach wie vor überzeugt, dass es ein gutes und richtiges Projekt ist, damit Zürich endlich ein richtiges Fussballstadion bekommt», sagte Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) am Freitag vor den Medien in Zürich.
Im Vergleich zum Vorschlag der SP hätten die Bürgerinnen und Bürger nämlich mit dem geplanten Projekt keine Kosten zu tragen. Nach dem Nein an der Urne habe der Gemeinderat - und mit ihm die geschlossene SP-Fraktion - dem Stadtrat den Auftrag erteilt, ein Investorenprojekt für ein privat finanziertes Stadion für 18'000 Zuschauer sowie 150 gemeinnützige Wohnungen zu suchen.
Das Streichen der Türme sei eine wesentliche, nachträgliche Änderung des Projekts und somit submissionsrechtlich gar nicht zulässig, sagte Leupi weiter. Zudem stünden die Hochhäuser am richtigen Ort, in der richtigen Höhe und in der richtigen Qualität, sagte SP-Hochbauvorsteher André Odermatt. «Zürich erhält ein Eingangstor im Westen.«
Das ist den Sozialdemokraten inzwischen jedoch zu wenig. Sie stören sich zudem vor allem an den von der Investorin HRS Investment AG geplanten 600 Wohnungen in den beiden Türmen. Auf städtischem Land entstünden so teure Wohnungen, mit denen riesige Renditen erwirtschaftet würden, kritisiert die Partei.
Die SP der Stadt Zürich hatte diese Woche angekündigt, das wichtige Geschäft im Gemeinderat zurückzuweisen. Die Partei fordert, dass beim Stadionprojekt auf dem Hardturm-Areal auf die beiden 137 Meter hohen Hochhäuser verzichtet wird und stattdessen eine von einer Genossenschaft erstellte Blockrandbebauung realisiert wird.
Die beiden Wohn- und Bürotürme sind denn für das vom Stadtrat im letzten Jahr präsentierte Stadionprojekt auch eine Voraussetzung. Denn der Investor will mit den Renditen daraus das Fussballstadion querfinanzieren. Die Stadt muss so beim 570-Millionen-Projekt nichts an den Bau und den Betrieb des Stadions bezahlen.
Aus lärmtechnischen Gründen wäre eine solche an diesem Standort sehr problematisch, hielt Odermatt am Freitag jedoch zu dieser Forderung fest. Ausserdem verkenne die SP damit die Tatsache, dass das Stimmvolk 2003 zu einem städtisch finanzierten Stadion Nein gesagt hätte.
Mit einem reduzierten Baurechtszins auf den Baufeldern, auf denen die Türme entstehen, unterstützt sie das Projekt aber trotzdem. Vorgesehen sind dabei jährlich 1,2 Millionen Franken. Damit würde die Stadt auf Einnahmen bis zu 1,7 Millionen Franken pro Jahr verzichten.
Leupi: «SP-Weg führt nicht zu einem Stadion»
Die SP glaubt weiter, dass das vorliegende Projekt ohnehin auch juristisch keine Chancen hat. Ein Rekursrisiko gebe es bei allen Grossprojekten, konterte SP-Stadtrat André Odermatt. Eine solche Drohkulisse könne deshalb nicht zielführend sein.
Und für Leupi ist klar, dass es nach einer Rückweisung im Gemeinderat ganz klar kein Stadion gibt, sondern das Projekt in einer Endlosschlaufe landen würde. Die SP solle lieber ehrlich sein und sagen, dass sie kein Stadion wolle: «Der SP-Weg führt nicht zu einem Stadion.«
Der Stadtrat will deshalb, dass das Stimmvolk über das vorliegende Projekt befindet. Eine Volksabstimmung ist bei einem Ja des Stadtparlaments zur Vorlage frühestens im November 2018 möglich. Der Ball im neuen Hardturm-Stadion soll dann ab der Saison 2021/2022 rollen. In den letzten 20 Jahren waren schon mehrere Stadionprojekte auf dem Hardturm-Areal gescheitert.
SDA/ str