Chinesische Investoren bekommen in Deutschland zunehmend Gegenwind

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Das Klima für chinesische Investoren in Deutschland wird feindlicher. Die Bundesregierung will Firmenübernahmen durch ausländische Investoren erschweren.

Die chinesische, deutsche und europäische Flagge.
Die chinesische, deutsche und europäische Flagge. - Keystone

Die deutsche Regierung will die Schwelle senken, ab der sie Beteiligungen und Übernahmen bei «sicherheitsrelevanten» Unternehmen prüfen und untersagen kann. Wie es aus dem Wirtschaftsministerium heisst, soll die Schwelle von derzeit 25 auf 15 Prozent der Stimmrechte abgesenkt werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland will mit Regeln die Firmenübernahmen durch chinesische Investoren erschweren.
  • Es soll die Schwelle gesenkt werden, ab der Beteiligungen und Übernahmen geprüft werden.

Die Regierung erhöht ihr Drohpotenzial

Ende Juli musste sie eine Milliarde Euro investieren, um einen chinesischen Staatskonzern an der Übernahme eines Anteils von 20 Prozent am Netzbetreiber 50Hertz zu hindern. Dass sie selbst Anteile an Privatunternehmen erwirbt, soll aber eine Ausnahme bleiben, weshalb die Regierung die Schwelle absenken möchte. Allerdings hat die Regierung von ihrem Vetorecht noch nie Gebrauch gemacht – und das, obwohl sie allein in den vergangenen zwölf Monaten rund 80 Fälle geprüft hat.

Es reicht offenbar die Androhung, wie der Fall Leifeld Metal Spinning Anfang August zeigte. Die Firma produziert hochfeste Materialien für Luft- und Raumfahrt sowie den Nuklearbereich. Ein chinesischer Investor zog sein Kaufangebot zurück, nachdem die Regierung sich zu einem Veto ermächtigte.

Reicht die neue Schwelle?

Die Regierung ist auf schwierigem Grund. Auf der einen Seite möchte sie Deutschland weiterhin offen für ausländische Investoren halten, auf der anderen Seite die heimische Wirtschaft schützen. Allerdings können Investoren auch mit weniger Aktien erheblichen Einfluss auf Unternehmen ausüben, wie das Beispiel Daimler zeigt.

Anfang des Jahres hatte sich der chinesische Autobauer Geely mit fast zehn Prozent bei Daimler eingekauft und damit viel Aufsehen erregt. Die damalige Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) brachte daraufhin eine Verschärfung der Regeln ins Spiel – der Geely-Anteil liegt aber auch unter der neuen Schwelle. Allerdings hat Geely bislang auf einen Sitz im Aufsichtsrat und damit auf erheblichen Einfluss verzichtet.

Chinesische Investoren als Gefahr

Die Deutschen fürchten, dass chinesische Investoren deutsche Technologien kopieren, und dass sie das auf staatliches Geheiss tun. Eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung ergab: Zwei Drittel aller chinesischen Beteiligungen in Deutschland in den vergangenen vier Jahren lassen sich zehn Schlüsselbranchen zuordnen, die die chinesische Führung in ihrer industriepolitischen Strategie «Made in China 2025» definiert hat.

Dazu gehören Software, Roboter, Flugzeuge, Schiffe, Züge und Autos sowie Energiesysteme, Landwirtschaftstechnik, neue Werkstoffe und Medizintechnik. In all diesen Feldern will der chinesische Staat bis 2025 weltweit Technologieführer werden. Demzufolge erscheint es logisch, dass Peking seine Unternehmen zu Beteiligungen in diesen Sektoren ermuntert.

Nach Ansicht von Thomas Heck von der Unternehmensberatung PwC lassen sich die chinesischen Beteiligungen einfach erklären: Deutsche Firmen sind in Bereichen wie Auto- und Maschinenbau, Agrartechnik und Biotechnik traditionell stark. Ausserdem kauften die Chinesen verstärkt Konsumgüter-Marken – die gehörten früher nicht zu den klassischen Zielen.

«Ich habe jeden Tag mit chinesischen Investoren zu tun. Diese Investoren haben in erster Linie wirtschaftliche Motive», sagt Heck. «Sie kaufen, wenn sie sich etwa einen neuen Marktzugang davon versprechen, eine starke Marke, neue Kunden oder Lieferantennetzwerke.»

Die Rolle der chinesischen Investoren

«Zahlreiche Transaktionen betrafen auch in diesem Jahr wieder insolvente Unternehmen, für die der chinesische Investor die letzte Chance zum Überleben darstellte», erklärt Yi Sun von der Unternehmensberatung EY. Auf der anderen Seite stossen aber auch viele deutsche Mittelständler an Wachstumsgrenzen. «Ein chinesischer Investor mit der entsprechenden Finanzkraft und Zugang zum chinesischen Absatzmarkt ist da häufig genau der richtige Partner.»

PwC-Berater Heck beobachtet, dass sich die Investoren nach einem Kauf in den meisten Fällen eher zurückhalten und nicht sofort alles umbauen. «Aber solche Fälle gibt es natürlich auch.»

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