Darum wird Roger Federer nur nett kritisiert
Der neue Federer-Sponsor Uniqlo ist in der Kritik wegen Näherinnen-Löhnen. Doch NGOs tun sich schwer, Federer wirklich in die Pflicht zu nehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der neue Federer-Sponsor soll Näherinnen in Asien keine Entschädigung bezahlt haben.
- Das NGO Public Eye hat darum eine Petition lanciert.
Mittlerweile weiss es die ganze Welt: Roger Federer hat einen neuen Kleider-Sponsor. Nike ist Geschichte, übernommen hat Uniqlo. Die japanische Kleidermarke ist hierzulande unbekannt. Unbescholten hingegen nicht.
Dies zeigt ein Bericht von Public Eye. Laut dem NGO warten seit drei Jahren 2000 entlassene indonesische Arbeiterinnen, die für Uniqlo und andere Firmen geschuftet haben, auf 5,5 Millionen Dollar Entschädigung. «Das findet der für seine Fairness bekannte Roger Federer sicher genauso zum Heulen wie wir», schreibt die Nichtregierungsorganisation in überraschend freundlichem Ton.
Keine Geldfrage
Das Geld dürfte Uniqlo nicht fehlen. Sechs Milliarden setzt das Unternehmen um. Der Federer-Deal alleine soll 300 Millionen Dollar wert sein. Doch weigern sich Uniqlo und andere Firmen, die Entschädigung zu zahlen, kritisiert Public Eye. Obwohl die Ansprüche im Insolvenzverfahren anerkannt wurden.
Roger Federer und Menschenrechtsverletzung. Damit ist Aufmerksamkeit garantiert. So sorgte letztes Jahr ein Artikel des «Tages-Anzeigers» für Furore, worin Federer für seinen Wahl-Wohnsitz Dubai kritisiert wurde. Grund: Verletzung der Menschenrechte sind im Luxus-Mekka laut Menschenrechtsorganisationen Alltag. Das Tennis-Ass könne auf Missstände aufmerksam machen, findet Amnesty Schweiz. Kritisieren wolle man den Maestro aber nicht.
Lieber keine Kritik
Richtig aufnehmen wollen es die Menschenrechtler mit Federer nicht. Dabei böte er einige Angriffsfläche. Seine Sponsoren Credit Suisse, Lindt oder Rolex sorgen immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. Warum hängen NGOs nicht mehr Kampagnen am Tennis-Ass auf?
Die Antwort ist einfach: Kritik sehen viele Fans als Majestätsbeleidigung. Was auf dem Platz gilt, gilt auch bei Debatten: Wer sich gegen Federer stellt, kann nur verlieren. Zudem hat der Tennis-König mit der Roger Federer Foundation ein Ass im Ärmel. Seit 15 Jahren unterstützt die Organisation Projekte in Afrika. Von der Imitative profitierten bisher 950'000 Kinder, hauptsächlich bei der Bildung. Für den Sportler eine «Herzensangelegenheit». Bisher hat er 40 Millionen Franken dafür ausgegeben.
Der Schritt weg von Nike dürfte zumindest Umweltschützer freuen. Im Detox-Report der Greenpeace schneidet Uniqlo-Mutter Fast Retailing deutlich besser als der US-Sportartikelhersteller ab. Bis 2020 wollen die Japaner schädliche Chemikalien aus ihren Klamotten verbannen. Damit schaffen es die Japaner ins Mittelfeld. Nike hingegen ist Schlusslicht. Das passt wirklich nicht zu Federers Image.