Neun Verwaltungsräte der Raiffeisen treten ab: «Sie hatten gar keine andere Wahl»
Das Wichtigste in Kürze
- Bis 2020 treten neun der elf Mitglieder des Raiffeisen-Verwaltungsrats zurück.
- Wirtschaftsprofessorin Monika Roth: «Der öffentliche Druck war viel zu gross.»
Die Raiffeisen baut um. Bis 2020 werden neun der elf Verwaltungsräte zurücktreten. Einige müssen, aufgrund der Amtszeitbeschränkungen, andere ziehen sich freiwillig zurück.
«Die Verwaltungsräte hatten letztlich gar keine andere Wahl, als zurückzutreten. Der öffentliche Druck war viel zu gross», sagt Monika Roth, Wirtschaftsprofessorin an der Hochschule Luzern.
Kopfnick-Gremium
Grund ist der Fall Pierin Vincenz. Der frühere Chef der Raiffeisen soll bei Deals auf Käufer- und Verkäuferseite aufgetreten sein. Und damit doppelt abkassiert haben. Der Verwaltungsrat hat davon nichts mitbekommen. Zudem sorgte das Gremium diese Woche für Negativ-Schlagzeilen, weil es sich besser entlöhnen lässt.
«Der Raiffeisen-Verwaltungsrat war sicher mehrheitlich ein Kopfnick- und Gefälligkeits-Gremium», sagt Roth. «In einem Klima von Wohlwollen ist es schwierig, als Einzelperson kritisch zu sein.» Denn auch in einem Verwaltungsrat gebe es Gruppendruck.
Finma-Verfahren läuft noch
«In einem Verwaltungsrat braucht es verschiedene fachliche Kompetenzen. Und Persönlichkeiten, die Probleme erkennen, sie thematisieren und beharrlich dranbleiben», sagt die Juristin. «Man kann auch Politiker in den Verwaltungsrat wählen. Aber nur, wenn sie kompetent sind. Politiker zu sein ist per se keine Qualifikation.»
Trotzdem: Auch mit einem neuen Aufsichtsgremium ist der Fall Vincenz nicht ausgestanden. «Nach wie vor läuft das Enforcemetverfahren der Finanzmarktaufsicht. Auch wissen wir nicht, was die Strafuntersuchung gegen Pierin Vincenz ergibt.»