Wirtschafts-Professor kritisiert Raiffeisen-Vergütung scharf

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Die Raiffeisen hat die Entschädigung für den Verwaltungsrat deutlich erhöht. Dafür gibt es Kritik vom Wirtschaftsexperten.

raiffeisen
Rund 730 Millionen Franken des vergebenen Corona-Kreditvolumens von insgesamt rund 2 Milliarden Franken seien bereits wieder zurückbezahlt worden, sagte Raiffeisen-Finanzchef Christian Poerschke. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Raiffeisen hat 2017 die Entschädigung für den Verwaltungsrat massiv erhöht.
  • Das kann der Wirtschaftsexperte nicht verstehen: «Ich ging davon aus, dass der Verwaltungsrat die Entgeltung einfriert.»

Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm ist zwar weg, aber der Fall Pierin Vincenz ist für die Raiffeisen noch lange nicht ausgestanden. Doch statt sich in Demut zu üben, sorgt das Aufsichtsgremium für Unmut.

Grund: Der Verwaltungsrat hat 2017 eine Gesamtentschädigung von 2,41 Millionen Franken kassiert. Happige 44 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Genossenschaftsbank begründet die Erhöhung mit dem Mehraufwand, der als systemrelevante Bank fällig geworden sei.

Argument vorgeschoben

Dafür gibt es Kritik von Peter V. Kunz: «Ich glaube schon, dass es einen gewissen Mehraufwand für den Raiffeisen-Verwaltungsrat gibt», sagt der Professor für Wirtschaftsrecht an der Uni Bern. Allerdings sei das Argument etwas vorgeschoben. «Denn im Prinzip hätte die Bank schon 2015 und 2016 so argumentieren können.» Bereits 2014 hat die Schweizerische Nationalbank die Raiffeisen als systemrelevant eingestuft.

Kunz ist überrascht, dass die Raiffeisen die Entschädigung so stark erhöht. «Aus Image-Gründen dachte ich, dass die Raiffeisen sensibler ist. Ich ging davon aus, dass der Verwaltungsrat die Entgeltung einfriert.»

Der Raiffeisen-Verwaltungsrat wird umgebaut.
Der Raiffeisen-Verwaltungsrat wird umgebaut. - Keystone

Lohn erstaunt

Die Mandate seien sehr gut finanziert, findet Kunz. Der zurückgetretene Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm etwa erhielt 548'300 Franken. «Ich bin erstaunt, dass man als Verwaltungsratspräsident mit einem 50-Prozent-Pensum bei Raiffeisen so gut verdienen kann», sagt der Wirtschaftsrechtler.

Vincenz' Deals fielen dem Aufsichtsgremium nicht auf. Dafür gibt es von Kunz ein schlechtes Zeugnis: «Der Verwaltungsrat der Raiffeisen ist ein Gremium von Amateuren. Er trägt Mitschuld dafür, was passiert ist.»

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