Wie ökologisch sind Insekten als Nahrungsmittel?
Als ökologische Alternative zum Fleisch werden Insekten verkauft. Doch ganz so einfach ist es nicht. Das Futter entscheidet nämlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Insekten sind eine ökologische Alternative zum Fleisch.
- Die Nachhaltigkeit hängt aber von der Herkunft und der Fütterung ab.
Seit über einem Jahr sind Insekten als Lebensmittel zugelassen. Diese Woche hat Coop eine Snack-Mischung lanciert, der ganze Würmer oder Grillen beigemischt werden. Die schmeckt nicht allen, wie der Nau-Test zeigt.
Insekten sind gesund, heisst es. Und ein guter Proteinlieferant mit besserer Ökobilanz als Fleisch. Doch besteht der Umwelt-Vorteil auch im Vergleich zu pflanzlichen Fleischersatz-Produkten?
Entscheidend ist, was Insekten essen. «Werden Insekten mit Cellulose oder generell anderweitig nicht nutzbaren Abfällen gefüttert, kann die Flächenproduktivität höher sein als bei Soja», erklärt WWF-Sprecher Philip Gehri. «In jedem Fall ist die Umweltbilanz besser als die von Fleisch.»
«Mehr ein Hype»
Dem stimmt auch Philippe Schenkel von Greenpeace Schweiz zu. Trotzdem: «Aus meiner Sicht ist das Thema Insekten eher ein Marketing-Hype als eine echte Lösung.» Er zieht aber die pflanzliche Ernährung vor, da Insekten in der Regel Pflanzen verfüttert werden.
Das gilt offenbar auch im Fall der Insekten-Snacks aus den Coop-Filialen. «Unsere Insekten werden mit Seitenströmen der Lebensmittelproduktion gefüttert. Wie beispielsweise Kleie, unverkäufliches Gemüse oder altes Brot», erklärt Essento-Mitgründer Christian Bärtsch. «Die Futtermittel müssen dabei, damit die Insekten als Lebensmittel verkauft werden können, dem europäischen Futtermittelbuch entsprechen.»
Nicht alle Insekten stammen aus der Schweiz. «Wir arbeiten mit verschiedenen Insektenzüchtern aus der Schweiz und dem europäischen Ausland zusammen.» Man sei bestrebt, Insekten so nahe wie möglich zu beziehen. Im Fall des neu lancierten Snacks kommen die Krabbeltiere aus dem EU-Raum.
Zu wenig Protein
Unbestritten: Insekten-Produkte stossen eine wichtige Diskussion an. Schätzungen zufolge dürften bis 2050 neun Milliarden Menschen auf der Welt leben. Dafür sind zusätzlich 250 Millionen Tonnen Eiweiss nötig. 50 Prozent mehr, als wir heute produzieren.
Klar ist: Wir müssen unser Essverhalten ändern. Greenpeace-Mann Schenkel dazu: «Es ist wohl einfacher, den Konsumenten pflanzliche Lebensmittel schmackhaft zu machen anstatt sie an Insekten zu gewöhnen.»