Psychologe erklärt Reiz von Tierpornos für Jugendliche
Die Video-Kampagne der Stadtpolizei Winterthur ZH schlägt hohe Wellen. Denn die Polizei drehte einen Präventions-Tierporno. Ein Jugendpsychologe schmunzelt.

Das Wichtigste in Kürze
- In einer Kampagne warnt die Stadtpolizei Winterthur vor Gewaltvideos und illegalen Pornos.
- Der Besitz und die Weitergabe solcher Inhalte ist in der Schweiz verboten.
- Ein Experte belächelt das Video.
Ein Mann rennt im Dunkeln auf einen Esel zu, lässt die Hose runter und man hört ein lautes Quietschen. Mit einer nachgestellten Szene aus einem Tierporno erregt die Stadtpolizei Winterthur ZH derzeit grosses Interesse.
Die Jugendpolizei stelle fest, dass Kids und Jugendliche vermehrt harte Porno- und grausame Gewaltvideos auf ihr Smartphone laden und weiter verbreiten würden. Darum hat sie eine Kampagne mit warnenden Videos veröffentlicht.
Besonders der nachgestellte Tierporno wirkt ungewohnt hart und ungeschont. Nicht so für Philipp Ramming, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie. «Es sieht etwas aus wie ein Witz, ich finde es harmlos», schmunzelt er.
Sensationslust führt zu Tierporno-Konsum
Zu hart findet Ramming das Video keinesfalls: «Dann ist die Tagesschau dagegen eine harte Sendung.» Im digitalen Zeitalter hätten Kids und Jugendliche Zugang zu viel heftigerem Material. «Auch aktuell mit den Gewalt-Videos aus Hongkong.»
Doch entscheidend sei der Hintergrund, weshalb Junge offenbar immer mehr Reiz an Tierpornos und Gewaltvideos finden. «Dahinter steckt Sensationslust und Neugier, der Reiz des Verbotenen. Wenn Junge merken, dass sie Aufregung produzieren können, schicken sie solches Material weiter.»

Daher habe die Kampagne ins Schwarze getroffen. Wichtig sei sowieso, «dass dieses wichtige Thema aufs Tapet gebracht wird».
Tierpornos nicht per se schädlich
Dass der Konsum von Tierpornos ein neues Phänomen darstelle, glaubt der Psychologe nicht. «Jugendliche wollen alles ausprobieren. Sie sind Grenzgänger, damit sie ihre Grenzen kennen lernen.»
Welchen Schaden trägt denn ein Kind oder Jugendlicher davon, wenn er Tierpornos konsumiert? «Das kommt ganz auf die Reife des Jugendlichen an. Wenn er so oder so gewaltreiche Szenen in der Tagesschau oder auf Youtube sieht, kann er solche Tierpornos womöglich besser einordnen.» Gefährlicher werde es, wenn er die Bilder nicht mehr aus dem Kopf kriege.

Das Verbot von Konsum und Weitergabe der Tierpornos bewertet Ramming als «Versuch von Schutz, der jedoch nicht funktioniert». Das Verbot sei eher wichtig für die Produktion solcher Inhalte.
An die Eltern rät er: «Reden! Reden, was man in der Familie haben möchte und was nicht.» Das Internet sei schlicht eine Challenge, weshalb die Erziehung wieder besonders wichtig werde, «in der Ethik und Moral eine wesentliche Rolle spielt».