Nach einem Jahr Pause ist die Deutschland Tour wieder losgerollt. Zum Auftakt feiert der deutsche Topsprinter Pascal Ackermann einen Sprintsieg. Die Altstars André Greipel und Mark Cavendish spielen keine Rolle. Die viertägige Rundfahrt endet am Sonntag in Nürnberg.
Ackermann vom Team Bora-hansgrohe jubelt nach seinem Sieg auf der ersten Etappe der Deutschland-Tour. Foto: Bernd Thissen/dpa
Ackermann vom Team Bora-hansgrohe jubelt nach seinem Sieg auf der ersten Etappe der Deutschland-Tour. Foto: Bernd Thissen/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Genugtuung war gross bei Pascal Ackermann nach seinem fulminanten Auftaktsieg bei der Deutschland Tour vor dem Schweriner Schloss.
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«Es gab viele Leute, die gezweifelt haben, dass ich noch sprinten kann. Und denen wollte ich zeigen, dass ich es kann», sagte der deutsche Topsprinter, nachdem er zum Auftakt der viertägigen Radrundfahrt bei Tempo 70 seinen persönlichen Befreiungsschlag gefeiert hatte. «Für mich war das dieses Jahr der wichtigste Sieg.»

Und einer «mit viel Wut», wie der frühere Sprintkönig Marcel Kittel als ZDF-Experte anmerkte. Der Ärger bei Ackermann war jedenfalls riesengross, nachdem er vom Bora-hansgrohe-Team wegen schwacher Leistungen nicht für die Tour de France berücksichtigt worden war. Wäre er im ersten Halbjahr so gesprintet wie auf der ersten Etappe über 191,4 Kilometer von Stralsund nach Schwerin, hätte sich die Frage wohl nicht gestellt. Mit einem langen, kraftvollen Sprint siegte Ackermann vor seinem Landsmann Phil Bauhaus und dem Österreicher Marco Haller.

Ackermann im Roten Trikot

Ackermann übernahm damit auch das Rote Trikot des Gesamtersten. Routinier André Greipel konnte auf der Etappe durch seine alte Heimat genauso wie Tour-de-France-Sprintkönig Mark Cavendish im Finale dagegen nicht mitmischen. Greipel wurde 23., Cavendish landete nur auf Platz 34.

Einen versöhnlichen Abschied will Ackermann, der zur kommenden Saison zu Tour-Champion Tadej Pogacar ins UAE-Team wechselt. «Ich war jetzt fünf Jahre im gleichen Team und muss einfach mal was Neues sehen. Daher freue ich mich auf einen kompletten Tapetenwechsel», sagte Ackermann der dpa. Ob er aber bei UAE seine Tour-Premiere feiern wird, erscheint fraglich. Schliesslich ist der Rennstall komplett auf Pogacar ausgerichtet. «Ich hoffe, dass ich demnächst bei der Tour am Start stehe und zeige, was ich kann. Auf den Moment warte», sagte der 27-Jährige.

Im Finale in Schwerin spielte Ackermann jedenfalls seine Endschnelligkeit aus und feierte seinen sechsten Saisonsieg. «Wir waren ein bisschen zu früh dran. Aber wir hatten viel Rückenwind und eine relativ dicke Kette. Als Sprinter muss man es durchziehen», erklärte Ackermann.

Greipel vor Karriereende

Für Greipel reichte es indes nicht mehr zu einem Heimsieg. Der gebürtige Rostocker («Ich kenne hier jede Strasse») hat mit der Deutschland Tour auch seine persönliche Abschiedstournee eingeläutet. Nach 17 Profijahren und 158 Siegen - mehr als jeder deutsche Radprofi - ist zum Saisonende Schluss. Sogar sein langjähriger Rivale Cavendish hätte ihm den Sieg «gegönnt», wie der Sprinter dem ZDF sagte: «Ich bin aber auch hier, um das zu verhindern.» Für den Briten begann die Rundfahrt aber nicht wunschgemäss, Cavendish kam bereits früh zu Fall, was folgenlos blieb.

Bevor es zum Sprintfinale kam, durfte sich eine bis zu sechs Fahrern starke Ausreissergruppe aus unterklassigen Teams in Szene setzen. Bis zu vier Minuten fuhr die Gruppe heraus, doch fünf Kilometer vor dem Ziel hatten die Sprinter-Teams die alte Ordnung wieder hergestellt.

Unspektakulär rollte Greipels Teamkollege Chris Froome im Feld mit. Der viermalige Tour-Champion arbeitet an seinem Formaufbau, nachdem er in Frankreich sturzgeplagt schwer gelitten hatte. Für den Gesamtsieg dürfte Froome auch kaum in Frage kommen, dafür ist die Rundfahrt eher auf Klassikerspezialisten ausgerichtet.

Am Freitag wird die Deutschland Tour mit der zweiten Etappe über 186,6 Kilometer von Sangerhausen nach Ilmenau fortgesetzt. Die viertägige Rundfahrt, die im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie pausieren musste, endet am Sonntag nach 720,5 Kilometer in Nürnberg.

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