«Frage der Ehre» - Sportler in Belarus gegen Lukaschenko

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Weissrussland,

Als Machthaber von Belarus benutzt Alexander Lukaschenko besonders den Sport, um sich international zu präsentieren. Doch immer mehr Sportler wenden sich in der Revolution ab von ihm. Fraglich ist auch, ob «Europas letzte Diktatur» die Eishockey-WM 2021 ausrichten kann.

Belarus-Präsident Alexander Lukaschenko zeigt sich gerne als Eishockeyspieler. Foto: Andrei Pokumeiko/POOL BelTa/AP/dpa
Belarus-Präsident Alexander Lukaschenko zeigt sich gerne als Eishockeyspieler. Foto: Andrei Pokumeiko/POOL BelTa/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Alexander Lukaschenko nutzt nur zu gerne den Sport, um sich international zu präsentieren.
  • Für den 66-Jährigen sind Sport und Politik eins.
  • Doch gerade Sportler wenden sich immer mehr vom Präsidenten ab.

Der Eishockey-Hobbyspieler Alexander Lukaschenko zeigt sich in Belarus zu gern im Kreis von Profis in voller Montur auf dem Eis. Sport und Politik sind bei dem 66-Jährigen von jeher eins.

Doch seit er sich zum 6. Mal zum Präsidenten erklären liess, seine Gegner verprügeln und einsperren lässt, reisst immer mehr linientreuen Sportlern die Geduld.

«Es ist unmöglich, sich jeden Tag diese Ungerechtigkeit anzusehen», sagte die Star-Basketballspielerin Jelena Lewtschenko vor ihrer Festnahme. Sie sitzt gerade eine 15-tägige Arreststrafe ab, weil sie an nicht genehmigten Massenprotesten gegen Lukaschenko teilgenommen hat.

Forderung von Neuwahlen ohne Lukaschenko

Seit der Präsidentenwahl am 9. August, die etwa Deutschland und andere EU-Staaten nicht anerkannt haben, kommt es täglich zu Protesten in der Ex-Sowjetrepublik. Die Menschen fordern ein Ende der Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten, die Freilassung politscher Gefangener und Neuwahlen ohne Lukaschenko.

Wer gegen Lukaschenko ist, das hat er selbst immer wieder gesagt, soll kein Auskommen mehr haben. Reihenweise verlieren deshalb inzwischen nicht zuletzt Sportler und Trainer ihre Jobs - und Einkommen.

Die Sportler beklagen Druck von Sportfunktionären auf sich selbst und ihre Familien, sie mögen sich abwenden von der Protestbewegung. Die Ski-Freestyle-Weltmeisterin, Alexandra Romanowskaja, Sportlerin des Jahres 2019 in Belarus, sagte, dass sie die «Lügen» des Systems satthabe.

Der Eishockey-Juniorentrainer trat zurück, weil ihm der Verband klargemacht habe, dass er nur arbeiten könne, wenn er die Staatsführung unterstütze. «Unterstütze ich nicht und verheimliche das auch nicht», teilte er mit. Ersatz findet sich jeweils schnell. Vor der geplanten Eishockey-WM in Minsk im Mai 2021 wechselte auch die Führung des Eishockeyverbandes selbst.

Der glühende Lukaschenko-Unterstützer Dmitri Baskow, Generaldirektor von Dynamo Minsk, löste den ohne Erklärung zurückgetretenen Gennadi Sawilow ab.

Doch ob das autoritär regierte Land überhaupt Gastgeber der WM sein kann, wird aktuell heiss diskutiert. Diskussionen auch um einen möglichen Boykott gab es bereits vor den zweiten Europaspielen in Minsk im vergangenen Jahr. Doch jetzt hat Machthaber Lukaschenko deutlich mehr Legitimationsprobleme. Ihm werden Wahlbetrug und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.

Corona-Pandemie als «Psychose»

In einem Eisstadion redete er in diesem Jahr auch die Corona-Pandemie klein - und bezeichnete sie einmal als «Psychose». Viele Sportfans ärgerte der laxe Umgang mit dem Virus.

Die Sportler erstellen bereits eine Namensliste von Funktionären, die als Unterstützer Lukaschenkos mit Sanktionen der EU belegt werden sollten. 40 Namen hatte die EU zuletzt schon auf die Liste mit Einreise- und Kontosperren gesetzt. Ein heisser Kandidat etwa ist Sportminister Sergej Kowaltschuk, der Andersdenkende als «Verirrte» und «zerstörerische und extremistische Kräfte» bezeichnete. Er forderte die Sportler aufforderte, sich von ihnen fernzuhalten.

Lukaschenko schere sich, wie Sportkommentatoren bei den unabhängigen belarussischen Nachrichtenportal «tut.by» feststellen, mehr um die eigene Macht als um das Ansehen der stolzen Sportnation. Der lettische Ministerpräsident bat die Internationale Eishockey-Föderation darum, das Turnier aus politischen Gründen nicht mehr mit Minsk gemeinsam auszutragen.

Zwar hatte IIHF-Präsident René Fasel gesagt, dass der Verband besorgt sei wegen der Ereignisse in Minsk. Der Verband sei aber keine politische Organisation und könne deshalb den Austragungsort Minsk nicht aus politischen Gründen verlegen. Trotzdem gebe es zum ersten Mal einen Vorstoss wie den der lettischen Regierung. Eine Expertengruppe soll nun darüber beraten und beim nächsten Treffen des IIHF-Council im November ein klares Bild präsentieren.

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