«Keine Ausreden»: Der (deutsche) Dreikampf um Ironman-Krone
Seit 2014 machen Patrick Lange, Jan Frodeno und Sebastian Kienle den WM-Titel unter sich aus. Bleibt es dabei? Es könnte ein Kampf für die Ironman-Ewigkeit werden. Alle drei sind fit. Aber Vorsicht: Sie sind nicht allein und Hawaii ist das Rennen der Extreme.
Das Wichtigste in Kürze
- Von wegen Aloha im Südseeparadies: Patrick Lange und seine deutschen Top-Herausforderer Jan Frodeno und Sebastian Kienle sind bereit für den erbarmungslosen Kampf um die Ironman-Krone.
«Kona ist das Rennen, für das ich gemacht bin», sagt Titelverteidiger Lange und will nach seinen denkwürdigen Triumphen 2017 und 2018 nun auch den Hattrick auf Hawaii schaffen. Im Weg stehen dem aber nicht nur unerbittliche 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen, sondern allen voran auch die beiden deutschen Ex-Champions. «Es gibt keine Ausreden», betont Frodeno, Sieger von 2015 und 2016. «Es ist Zeit, die Erinnerungen aufzufrischen», bekräftigt Kienle, Sieger von 2014.
Ein Donnerschlag in der Bucht von Kailua-Kuna wird am Samstag um 6.25 Uhr Ortszeit das Rennen mit dem Start der Profi-Männer freigeben. Kurz danach geht es für die Frauen los, bei denen die Schweizerin Daniela Ryf als klare Favoriten auf ihren fünften Sieg in Serie gilt. Die Vorjahresdritte Anne Haug und Laura Philipp könnten aber auch hier für deutschen Medaillenglanz sorgen an einem Acht-Stunden-Arbeitstag körperlicher und psychischer Extrembelastung.
Ein Tag mit Höhen und Tiefen für alle Teilnehmer, ein Tag, der allen der insgesamt rund 2500 Starter und Starterinnen alles abverlangen wird. Die Letzten werden bis zu 17 Stunden brauchen, die Ersten womöglich wieder unter acht, so wie Lange vor zwölf Monaten bei seiner Rekordzeit von 7:52:39 Stunden.
«Andere Nationen, andere Athleten scharren mit den Hufen, um die deutsche Phalanx zu brechen», betonte Lange. «Aber natürlich hoffe ich, dass es für uns nach Plan läuft, dass es zu einem deutschen Dreikampf kommt. Ich wüsste, Stand heute, auch nichts, was dagegenspricht», sagte der 33-Jährige in einem Interview der «Frankfurter Allgemeine Zeitung».
Seine Wunschvorstellung: Zusammen mit Frodeno auf die letzten Kilometer des abschliessenden Marathons. Mann gegen Mann, Streckenrekordhalter gegen Weltbestzeit-Inhaber. Hawaii soll Langes Revier bleiben, nirgendwo ist der gebürtige Hesse so stark wie dort unter den extremen Bedingungen. Frodeno allerdings ist seit fast zwei Jahren ungeschlagen und ist bereits sei vier Wochen auf Hawaii und damit perfekt akklimatisiert.
«Ich trete die Favoritenrolle gern an Jan ab», sagte Lange, dessen Mission auf Big Island unglücklich begann: Trainer Faris Al-Sultan bekam keine Einreiseerlaubnis, seine Ehefrau zog sich bei einem Radsturz eine Wunde im Gesicht zu, die mit zehn Stichen genäht werden musste. «Wer kann das schon ausblenden», betonte Lange, der ihr vor einem Jahr nach seinem famosen Sieg im Ziel den Heiratsantrag gemacht hatte.
Entscheidend wird für Lange sein, den Anschluss beim Schwimmen und Radfahren nicht zu verlieren. Das weiss die Konkurrenz natürlich und wird den Druck entsprechend erhöhen. Einer, mit dem die drei Deutschen auch rechnen, ist zwar Hawaii-Debütant, aber «ein Tier», wie Frodeno anerkennend meinte. Die Rede ist vom zweimaligen Olympiasieger Alistair Brownlee. Offen ist, wie der Brite mit den einzigartigen Herausforderungen auf Hawaii klarkommt.
Neben einigen anderen Anwärtern auf Top-10-Plätze - und vielleicht mehr - wie zum Beispiel die weiteren Deutschen Andreas Böcherer, Andreas Dreitz, Maurice Clavel oder Nils Frommhold, gilt auch der kanadische Vizeweltmeister von 2017, Lionel Sanders, als Medaillenkandidat.
Doch es könnte halt auch zum deutschen Showdown kommen. Mal wieder. 1996 gewann Thomas Hellriegel als erster Deutscher auf Hawaii, Normann Stadler folgte 2004 und 2006, dazwischen triumphierte Langes jetziger Coach Faris Al-Sultan. Ein deutscher Dreifacherfolg gelang 2016: Frodeno vor Kienle und Lange. «Es fühlt sich an wie eine kleine Ewigkeit», sagt Frodeno zu seinem bis jetzt letzten Hawaii-Erfolg.
38 Jahre ist Frodeno mittlerweile alt, er ist noch immer der einzige Triathlet, der Olympia-Gold und die Ironman-WM gewann, mit 7:35:39 Stunden hält er seit 2016 in Roth zudem die Bestzeit über die lange Distanz.
An ein Karriereende im Fall des erneuten Hawaii-Triumphs denkt er nicht. «Mit dem Gedanken aufzuhören, habe ich eher im letzten als in diesem Jahr gespielt», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er habe im vergangenen Jahr seine Leidenschaft für den Sport «am Streckenrand wieder neu entdeckt», betonte Frodeno. Eine Stressfraktur in der Hüfte verhinderte seinen Start, im Jahr zuvor hatten ihn Rückenprobleme schmerzvoll gebremst. Er habe gemerkt, dass er noch nicht bereit bin, längerfristig am Rand zu stehen. «Deswegen werde ich in jedem Fall auch im nächsten Jahr noch dabei sein.» Ob als Titelverteidiger oder Herausforderer wird sich zeigen.