Magnus Carlsen verliert und verwundert mit kryptischem Tweet
In St. Louis (USA) spielte sich diese Woche ein veritables Schach-Drama ab: Magnus Carlsen verliert gegen einen Newcomer und zieht sich aus dem Turnier zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Schach-Weltmeister Magnus Carlsen verliert in St. Louis (USA) gegen einen Neuling.
- Nach der Niederlage zieht sich der Weltmeister vorzeitig vom Turnier zurück.
- Auf Twitter verblüfft der Norweger mit einem kryptischen Clip – hat sein Gegner betrogen?
Normalerweise ist Schach kein Sport, der für Drama und Spektakel bekannt ist –normalerweise. Der diesjährige Sinquefield-Cup in St. Louis (USA) begeistert die Fans derzeit allerdings mit reichlich von beidem. Denn das Turnier steht ganz im Zeichen eines grandiosen Sieges, eines ausserordentlichen Abgangs und einer emotionalen Verteidigungsrede.
Ein veritables Schach-Drama
Der erste Akt des aussergewöhnlichen Schauspiels findet in Form einer spektakulären Schachpartie statt: Der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen unterliegt dem 19-jährigen US-Amerikaner Hans Niemann. Die Niederlage des Norwegers kann als Sensation bezeichnet werden. Denn der 31-Jährige war seit 53 klassischen Schachpartien ungeschlagen – an der Weltspitze eine schier unglaubliche Siegesserie.
Carlsen zieht sich nach der Niederlage vorzeitig aus dem Turnier zurück. Auch nach Ablauf der offiziellen Karenzzeit von zehn Minuten erscheint der Norweger nicht zu seiner vierten Partie. Der Schiedsrichter erklärt den aserbaidschanischen Weltklassespieler Shakhriyar Mamedyarov zum Sieger.
Magnus Carlsen macht Andeutungen auf Twitter
Im Anschluss verkündigt Magnus Carlsen auf Twitter offiziell, dass er sich von dem Turnier zurückzieht. Der kryptischen Ankündigung fügt der Norweger einen kurzen Clip von José Mourinho bei. In dem Clip sagt der Fussballtrainer: «Ich ziehe es wirklich vor, nicht zu sprechen, wenn ich spreche, kriege ich grossen Ärger. Und ich möchte keinen grossen Ärger.»
I've withdrawn from the tournament. I've always enjoyed playing in the @STLChessClub, and hope to be back in the future https://t.co/YFSpl8er3u
— Magnus Carlsen (@MagnusCarlsen) September 5, 2022
Der Clip sorgte unter Fans für jede Menge Aufregung. Denn viele von ihnen interpretieren den kryptischen Tweet folgendermassen: Magnus Carlsen vermutet, dass sein Kontrahent ihn betrogen hat. Obwohl der Norweger keine konkreten Betrugsvorwürfe erhebt, teilen sogar abgeklärte Schach-Grossmeister wie Hikaru Nakamura oder Emil Sutowsky diese Interpretationsweise.
No matter how his tournaments went, @MagnusCarlsen never quit. He must have had a compelling reason, or at least he believes he has it. Don't call him a sore loser or disrespectful. I shall not speculate on the reasons of his withdrawal, but probably would expect TD to air them.
— Emilchess (@EmilSutovsky) September 5, 2022
Niemals zuvor hatte Magnus Carlsen nach einer Niederlage ein Turnier vorzeitig aufgegeben. Für Sutowsky steht deshalb fest: Der Norweger muss einen zwingenden Grund dafür gehabt haben.
Niemann beteuert seine Unschuld
Der Sieger der geschichtsträchtigen Schachpartie hält an seiner Unschuld fest. Er zeigt sich von der Entscheidung Carlsens überrascht und fügt hinzu: «Immerhin konnte ich ihn schlagen, bevor er gegangen ist.» Dies berichtet «Der Spiegel» am Mittwoch.
Nach einigem Zögern zeigt sich der 19-Jährige im Anschluss allerdings überraschend ehrlich: Er habe als Teenager beim Online-Schach regelmässig geschummelt. «Ich wurde konfrontiert und habe gestanden. Es war der grösste Fehler meines Lebens!» Gleichzeitig beteuert Hans Niemann aber auch: «Ich habe noch nie bei einem Spiel am Brett betrogen.»
Um die Vorwürfe vonseiten des Weltmeisters zu entkräften, würde der US-Amerikaner alle Register ziehen: «Wenn Sie wollen, dass ich mich nackt ausziehe, dann mache ich das. Mir ist es egal, ich habe nichts zu verbergen!»
Er habe beschlossen, seine Fehler wieder auszubügeln. Deshalb habe er hart trainiert, aus dem Koffer gelebt und 260 Schachpartien in einem Jahr gespielt. Er habe «etwas zu beweisen» gehabt und deshalb habe er Magnus Carlsen geschlagen.