Reiter im Olympia-Jahr: «Katastrophe» und Flucht

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Deutschland,

Die Vorbereitung auf Tokio ist derzeit nicht planbar, sagen Bundestrainer und Springreiter. Durch die Absage aller Weltcup-Turniere fehlen Preisgeld und Wettkampfpraxis für die Pferde. Die Olympia-Kandidaten müssen nun improvisieren und weit reisen.

Spürt die Auswirkungen der Corona-Krise im Reitsport: Christian Ahlmann. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Spürt die Auswirkungen der Corona-Krise im Reitsport: Christian Ahlmann. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In vier Worten fasst der Springreiter Christian Ahlmann die Situation zusammen.

«Es ist eine Katastrophe», sagt der 46-Jährige zu den Auswirkungen der Corona-Krise.

Seinem Beruf als Reiter kann Ahlmann seit mehreren Monaten nicht mehr richtig nachgehen. Und eine Planung der Saison mit dem Ziel Olympia in Tokio ist für den Profi, der seit dem Doppel-Gold bei der EM 2003 durchgängig in der Weltspitze mitreitet, «derzeit überhaupt nicht möglich».

Mehr als 90 Prozent der Hallenturniere sind ausgefallen, die Weltcup-Saison in Westeuropa wurde vor zwei Wochen endgültig abgesagt. Er versuche, seine Pferde «in Gang zu halten», berichtet Ahlmann. Die nächsten zwei Fünf-Sterne-Turniere, die neben ausreichend Preisgeld für die Profis auch Wettkampfpraxis auf hohem Niveau für die Pferde versprechen, sind erst in vier Wochen in Doha.

Danach will Ahlmann, «wenn nichts anderes ist», für ein paar Wochen nach Spanien. Die Flucht in den Süden ist angesichts der fehlenden Hallenturniere derzeit beliebt. In Oliva, Valencia und Vejer de la Frontera gibt es über mehrere Wochen Turnierserien. «Im Süden kann man reiten, das ist eine gute Sache», sagt Bundestrainer Otto Becker: «Die Tendenz zu solchen Touren wird ohnehin mehr.»

In Spanien gibt es allerdings kaum Preisgeld, sondern eher teure Trainingsmöglichkeiten an der frischen Luft. Zwei Olympia-Kandidaten reisen daher noch weiter: Daniel Deusser will ebenso einige Wochen lang in Florida reiten wie Andre Thieme, der das schon seit mehreren Jahren so macht.

«Eine richtige Planung, wie wir sie kennen, ist derzeit nicht möglich», sagt auch der Bundestrainer mit Blick auf die Olympischen Spiele. «Wir müssen improvisieren», erklärt er: «Es gibt so viele Unwägbarkeiten.» Man plane «fast jeden zweiten Tag neu», kommentiert Ahlmann.

Das Augenmerk des Bundestrainers liegt jetzt auf der Freiluftsaison. Aber auch hier gilt laut Becker: «Man weiss ja gar nicht, wie viele Turniere es dann tatsächlich gibt, wenn es ab Ende April, Anfang Mai draussen losgehen soll.»

In der Dressur sieht es derzeit noch besser aus. «Das macht für uns wenig Sinn», sagt Bundestrainerin Monica Theodorescu zu Turnierserien im Süden. «Es bringt uns nichts, einen kleinen Grand Prix in Spanien zu reiten.» Das Training auf der eigenen Anlage reiche derzeit für die Pferde, die für Tokio in Frage kommen: «Sie müssen jetzt nicht in Turnierform sein.»

Einzige Ausnahme bei den sieben Mitgliedern des Olympia-Kaders ist Frederic Wandres. Der Reiter aus Hagen bei Osnabrück, seit Oktober Kaderreiter mit Duke of Britain, ist mit mehreren Pferden bei Turnieren in Florida am Start.

Entscheidend sei, dass «es draussen wie geplant losgeht», sagt die Bundestrainerin. Die meisten Top-Paare planen nach ihren Angaben den Start in die Turniersaison Ende April in Hagen auf dem Hof Kasselmann. Es sei klar, dass danach «alle mehr als nur deutsche Meisterschaft und Aachen gehen müssen». Die Bundestrainerin betont: «Sie müssen mehrfach Belastung zeigen.» Zumindest dann, wenn es genug Turniere gibt.

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