Schiri Igor Benevenuto: «30-40 Prozent im Fussball sind homosexuell»
Schiri Igor Benevenuto hat sich im Juli als homosexuell geoutet. Der Brasilianer erklärt, dass es in der Branche viel mehr schwule Männer habe, als man denke.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Igor Benevenuto sind in der Fussball-Branche 30-40 Prozent homosexuell.
- Der brasilianische Schiri outete sich erst im Juli.
Aus Sicht des brasilianischen Fifa-Schiedsrichters Igor Benevenuto halten «unendlich viele» Menschen im Fussball ihre Homosexualität verborgen. «Wenn wir alle Beteiligten –Funktionäre, Trainer, Spieler, Schiedsrichter – zusammennehmen, dann sind 30 bis 40 Prozent homosexuell, bisexuell oder hatten mal etwas mit einem Mann», sagte der 41-Jährige, der Mitte Juli seine Homosexualität öffentlich gemacht hatte, dem «Spiegel».
«Auch Menschen ausserhalb der Fussballwelt bemerken, dass es heimliche homosexuelle Partnerschaften von Fussballern gibt oder Scheinehen. Man würde sich wundern, wer alles in dieser Branche homosexuell ist», so der Schiedsrichter.
Benevenuto hatte bei seinem Coming-Out vor gut sechs Wochen Homophobie im Fussball und seiner südamerikanischen Heimat kritisiert. Es gebe immer noch Vorurteile, sagte er nun. «In Brasilien müssen Homosexuelle fürchten, nicht nur mit Worten, sondern auch körperlich angegriffen zu werden. Die Einstellung hat sich noch nicht geändert.»
Ob er anderen Menschen auch zu einem Coming-Out raten würde, hänge von der jeweiligen Situation und vom Umfeld desjenigen ab. «Es sollte nicht einfach aus dir herausbrechen, dann könnte der Schaden grösser sein als der Nutzen. Ich habe lange gebraucht, um zu mir selbst zu finden», sagte Benevenuto.
«Es ist ein Prozess. Aber wenn du es geschafft hast, dann kannst du – um im Fussballjargon zu bleiben – frei aufspielen. Ich wünsche allen, dass sie sich befreien können. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als für andere und nicht für sich selbst zu leben.»
Benevenuto stand auf der internationalen Liste der Video-Referees des Fussball-Weltverbands Fifa. Der Brasilianer verpassen den Sprung zur WM in Katar jedoch.