Tokio schon im Olympia-Fieber - DOSB: «Besser aufgestellt»

DPA
DPA

Japan,

Ein Jahr vor Eröffnung der Olympischen Spiele am 24. Juli 2020 in Tokio kämpfen die deutschen Topathleten bereits um die Startplätze. Der Deutsche Olympische Sportbund rechnet mit einem starken Team.

Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im DOSB. Foto: Guido Kirchner
Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im DOSB. Foto: Guido Kirchner - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Beispiellose Begeisterung in Japan, grosse Zuversicht in Deutschland.

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio wachsen das Interesse und die Freude auf das Sportspektakel.

«Wir sehen den Spielen optimistisch entgegen. Wir werden mit einer leistungsstarken Mannschaft am Start sein», sagte Dirk Schimmelpfennig, Sportchef des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Dass die Leistungssportreform schon kräftige Auswirkungen haben wird, erwartet der DOSB nicht. «Aus meiner Sicht werden die wesentlichen Auswirkungen in Tokio noch nicht zu sehen sein», meinte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. «Wer an eine solche Reform geht, muss zehn bis zwanzig Jahre im Blick haben. Deshalb sehe ich uns bestenfalls bei der Halbzeit der Reform.» Sein Sportchef erkennt aber schon positive Effekte. «Die Verbände haben sich strukturell verbessert, dies gilt auch für die Rahmenbedingungen für die Athleten», befand Schimmelpfennig.

Auslöser der Reform war der bis zu den Sommerspielen 2008 in Peking rapide Rückgang der gewonnenen Medaillen von 82 in Barcelona 1992 bis nur noch 41 in Peking 2008. Danach ist es 2012 in London (44) wieder bergauf gegangen. Zuletzt bei den Rio-Spielen 2016 gewannen die deutschen Sportler zwar nur 42 Medaillen, dafür aber 17 aus Gold - und damit so viele wie seit 1996 in Atlanta nicht mehr.

«Der deutsche Leistungssport ist inzwischen etwas besser aufgestellt, auch wenn die Reform erst ab dem Olympia-Zyklus 2012 bis 2024 vollständig umgesetzt wird», sagte Schimmelpfennig. Für erkennbare Effekte der Reform kämen die Tokio-Spiele aber zu früh. Angesichts der vielen noch ausstehenden Qualifikationswettkämpfe könne man noch nicht wirklich einschätzen, «wo die Reise hingeht».

In den bisherigen Olympia-Ausscheidungen gab es Licht und Schatten. Besonders stark trumpfte die Abteilung Tischtennis bei den Europaspielen in Minsk auf, die sich dort komplett für Tokio qualifizierte. Für Topstar Timo Boll, den Fahnenträger von Rio, könnten die Spiele in Japan der krönende Abschluss seiner langen Karriere werden.

Im deutschen olympischen Sport gibt es aber noch viele Fragezeichen, wie in Minsk deutlich wurde. Delegationsleiterin Uschi Schmitz hätte gern «die eine oder andere Medaille mehr» gesehen. Schwache Judoka, zum Teil enttäuschende Schützen, Karateka, die hinter den Erwartungen blieben, prägten die Bilanz. Nicht mit nach Tokio werden nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM die deutschen Fussballfrauen reisen, die 2016 Olympiasieger geworden waren.

In der japanischen Hauptstadt ist ein Jahr vor der Eröffnungsfeier am 24. Juli 2020 mit einem unglaublichen Ansturm auf die Tickets das Olympia-Fieber schon ausgebrochen. Zudem haben die Organisatoren schon jetzt fast ganze Arbeit geleistet. «Ich kann mich an keine andere Gastgeberstadt erinnern, die ein Jahr vor den Spielen bei der Vorbereitung schon so weit war», sagte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, anerkennend.

Für die 339 Wettkämpfe in 33 Sportarten sind bereits rund 3,2 Millionen Eintrittskarten verkauft. Die Organisatoren rechnen mit etwa 7,8 Millionen Eintrittskarten für die Spiele, japanische Medien spekulieren, dass es am Ende sogar mehr als neun Millionen werden. 70 Prozent der Tickets gehen an die Bewohner des Ausrichterlandes, der Rest steht Sportfans in aller Welt zur Verfügung oder geht an Sponsoren, Sportverbände oder Nationale Olympische Komitees.

Für die «aufregendsten Spiele aller Zeiten» hat die ostasiatische Wirtschaftsmacht mehr als 20 Milliarden US-Dollar aufgewendet. Die Baukosten für das neue Nationalstadion wurden immerhin auf 1,2 Milliarden Euro gesenkt. Dort werden die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Olympischen Spiele und der Paralympics stattfinden. Es ist zu 90 Prozent fertiggestellt. Einschliesslich des Stadions werden acht neue Wettkampfstätten gebaut. 25 Sportanlagen gibt es bereits und werden teils renoviert; zehn weitere werden nur für die Spiele vorübergehend genutzt.

Bis es in einem Jahr losgeht, gibt es aber noch Herausforderungen, wie ein Verkehrschaos auf den überlasteten Strassen abgewendet werden kann. Dazu sollen auch Auffahrten zur Stadtautobahn in der Nähe der Wettkampfstätten gesperrt werden. Ausserdem wird an Unternehmen appelliert, ihren Mitarbeitern in Tokio Heimarbeit zu erlauben.

Bahnbetreiber im Raum Tokio sind zudem dazu aufgerufen, ihre Betriebszeiten auszuweiten. In Tokio pendeln jeden Tag rund acht Millionen Menschen in 47 000 Zügen. Zu den Olympischen Spielen wird sich diese Zahl Schätzungen zufolge um 650 000 Menschen erhöhen.

Eine weitere grosse Sorge ist nach wie vor die extreme Sommerhitze. Um sie erträglicher zu machen, soll es für Freiluft-Wettkämpfe Massnahmen zur Linderung der Hitze geben. Dazu gehören Planen, Ventilatoren und Feuchtigkeitsspender - zum Beispiel beim Beach-Volleyball. Auch für die Marathon-, Geh- und Rad-Wettbewerbe wird an Beschichtungen gedacht, die die Temperatur der Strassenoberfläche senken.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Mehr in Sport

EV Zug
FC Thun

Mehr aus Japan