Die deutschen Turn-Meisterschaften in Berlin werden der erste Gradmesser für die Heim-WM in Stuttgart. Für die beste Turnerin winkt wieder ein Rekord. Doch eine Fussverletzung bremst ein wenig die Euphorie.
Vor den Finals in Berlin von Fussproblemen geplagt: Topturnerin Elisabeth Seitz. Foto: Marijan Murat
Vor den Finals in Berlin von Fussproblemen geplagt: Topturnerin Elisabeth Seitz. Foto: Marijan Murat - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Berlin soll für Elisabeth Seitz das Sprungbrett zur Heim-WM werden.
Ad

Knapp zwei Monate vor dem Turn-Event in ihrer Wahlheimat Stuttgart kämpft die beste deutsche Turnerin bei den Meisterschaften in Berlin um die WM-Form und einen Titelrekord.

«Berlin ist der Einstieg in die WM-Zeit, da will man mit einem guten Gefühl aus dem Titelkampf gehen», sagt die 25 Jahre alte WM-Dritte. Der Mehrkampftitel wird nur über sie führen. Im vorigen Jahr holte sie sich zum vierten Mal in Serie und zum siebten Mal seit 2010 die begehrte Turn-Krone und führt damit die deutsche Rangliste an. In Berlin könnte nun mit dem achten Allround-Gold ein weiterer Rekord hinzukommen. Es wäre ihr 22. nationaler Titel insgesamt, womit sie die Marke der ehemaligen EM-Zweiten Ingrid Föst erreichen würde, die zwischen 1953 und 1963 ebenso viele Titel in der DDR erkämpfte.

Künftig in der Ehrenreihe ganz vorn zu stehen, ist der Pädagogik-Studentin nicht so wichtig. «Das Wichtigste ist, dass wir in Berlin zeigen, dass wir gut in Schuss sind, um in Stuttgart die Olympia-Tickets nach Tokio zu erkämpfen», sagt sie zurückhaltend.

Neun Team-Tickets für Olympia werden bei der WM Anfang Oktober noch vergeben. Die fünf Plätze für die WM-Riege vergibt Cheftrainerin Ulla Koch bei den Qualifikationen am 24. August in Stuttgart und dem Länderkampf gegen Belgien und Frankreich in Worms (7. September).

Nachdem ihre Trainingsgefährtin Tabea Alt wegen Rückenproblemen auf Starts in Berlin und Stuttgart verzichten muss, sieht Seitz vor allem in der routinierten Kim Bui aus Stuttgart, Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer aus Chemnitz und der Kölnerin Sarah Voss die Konkurrentinnen im Kampf um den Mehrkampf-Thron. «Aber richtige Rivalinnen gibt es bei uns nicht, denn nach den Meisterschaften haben wir ja bei der WM alle das gleiche Ziel», unterstreicht sie.

Obwohl sie nach vier Fuss-Operationen erneut einige Probleme mit der rechten Fusssohle hatte und im Sommer fünf Wochen lang kaum Sprung und Boden trainieren konnte, soll sich für Seitz in Berlin eine Erfolgsgeschichte fortsetzen. «Hier bin ich als Youngster vor neun Jahren zum ersten Mal Mehrkampfmeisterin geworden, damals hätte ich nie an den Titel gedacht», erinnert sie sich. Ein Jahr später wurde sie in der Schmeling-Halle Vize-Europameisterin, vor zwei Jahren beim Turnfest wieder deutsche Allroundmeisterin.

«Berlin allein ist Motivation für mich. Hier zu turnen, ist einfach grossartig. Und jetzt im Rahmen der Finals gemeinsam mit so vielen anderen Top-Sportarten - das hat einen besonderen Reiz und ist ein Riesen-Event», sagt Seitz. Sicher ist, dass der Sprung das einzige Gerät bleibt, an dem sie noch nie Meisterin war. Wegen der schwierigen Vorbereitung hat sie noch keinen konkurrenzfähigen zweiten Sprung.

Bei den Männern steht in Berlin bereits die erste WM-Quali an, doch im früheren Barren-Vizeeuropameister Lukas Dauser wird einer der besten Deutschen fehlen. Der Wahl-Berliner hat sich im Training einen Mittelhandknochen gebrochen und muss um seinen WM-Start zittern. Damit dürfte für seinen Unterhachinger Vereinsgefährten Marcel Nguyen der Weg zum dritten Mehrkampftitel nach 2010 und 2018 frei sein.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Olympia 2022Chemnitz