Früh am Morgen machte sich Viktoria Rebensburg auf den Heimweg von der Ski-WM - mit einer Silbermedaille im Gepäck. Nach einer kurzen Pause kann die Sportlerin den Wert des zweiten Platzes sicher gut einschätzen - und womöglich auch den Charme weiterer Renn-Winter.
Viktoria Rebensburg zeigt bei der Party im Österreichhaus ihre Silbermedaille. Foto: Michael Kappeler
Viktoria Rebensburg zeigt bei der Party im Österreichhaus ihre Silbermedaille. Foto: Michael Kappeler - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nacht war kurz für Viktoria Rebensburg nach ihrem Silber-Erfolg bei der WM in Schweden - die Karriere der besten deutsche Skirennfahrerin könnte motiviert vom Edelmetall in Are nun doch etwas länger weitergehen als zuletzt gedacht.
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Die Enttäuschung über das verpasste Gold wich in der Nacht auf Freitag von Getränk zu Getränk mehr der Freude über den Erfolg. Für die Sportlerin war wichtig, «dass ich als glücklicher Mensch heimfliegen kann».

Das tat sie dann am frühen Morgen ebenso erschöpft und müde wie zufrieden über das silberne Riesenslalom-Happy-End. Nach zwei Wochen extrem aufwendigem Trainings- und Rennprogramm ist jetzt erstmal eine kleine Verschnaufpause angesagt für die 29-Jährige, den Weltcup am nächsten Wochenende in Crans Montana lässt sie aus.

Daheim im oberbayerischen Kreuth will sie ihren Skandinavien-Trip verarbeiten, in den ersten Stunden nach dem Rennen fühlte sie sich noch wie in einem Film. Dass nach mehr als einer Woche ohne deutsche Medaille der Druck auf der Olympiasiegerin von 2010 gross war, habe sie selbst an dem Renntag unter Flutlicht gar nicht so gemerkt. Dennoch räumte sie selbst nach dem zweiten Platz hinter der slowakischen Weltmeisterin Petra Vlhova ein: «Klar fällt etwas ab.»

Bundestrainer Jürgen Graller liess keinen Zweifel daran, wie die zweitbeste Podiumsplatzierung zu werten ist. «Ich freue mich extrem über die Silbermedaille», sagte er. «Es war eine coole Leistung, Hut ab und Respekt für die Vicky.» Der Österreicher hatte seine beste Athletin nach einem holprigen Winter rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt in Schwung gebracht, nur 0,14 Sekunden fehlten zum Gold-Coup.

In einem österreichischen Sponsorenhaus machte Graller grinsend Selfies mit Rebensburg, auch deren persönlicher Coach Rudi Soulard liess sich einen Schnappschuss mit der Sportlerin nicht entgehen.

Was die Medaille - ihre vierte nach Olympia-Gold 2010 und Bronze 2014 sowie Silber bei der Weltmeisterschaft 2015 - für die Zukunft bedeute, das konnte Rebensburg zwar zunächst nicht sagen. «Ich bin ein Mensch, der etwas Zeit braucht, um das einordnen zu können», erklärte sie. Ob sie 2021 bei den Weltmeisterschaften in Cortina d'Ampezzo noch dabei sein wird? «Schauen wir mal.»

Von einem Karriereende wollte Graller nichts wissen, selbst die Formulierung «Spätherbst» der aktiven Laufbahn sei bei Rebensburg nicht ganz angebracht. «Ich kenne Athletinnen, die länger gefahren sind», sagte er. Vor einer Herausforderung steht das Team dennoch.

Rebensburg solle sich künftig noch mehr auf ihre beste Disziplin Riesenslalom und den Super-G konzentrieren und damit auf Abfahrten verzichten. Graller erklärte, dass es kaum zu bewerkstelligen sei, in allen drei Disziplinen auf Spitzenniveau zu trainieren und Rennen zu bestreiten. Der Hintergedanke: Grallers Ansicht nach ist Rebensburg eine ideale Super-G-Fahrerin, davon versucht er sie seit zwei Jahren zu überzeugen. Und wer weiss, vielleicht hat diese neue Fokussierung ja zur Folge, dass Rebensburg noch ein paar Winter dranhängt. Schon in drei Jahren stehen die nächsten Olympische Winterspiele an.

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