Das Schweizer Curling hat eines seiner besten Kalenderjahre hinter sich. Es ist gut möglich, dass die Erfolge über die Olympischen Spiele 2022 in Peking hinaus andauern werden. Eine Bestandesaufnahme.
Alina Pätz, die starke Nummer 4 in Silvana Tirinzonis Team
Alina Pätz, die starke Nummer 4 in Silvana Tirinzonis Team - sda - KEYSTONE/AP CHINATOPIX

Das Wichtigste in Kürze

  • In einer Konkurrenz, deren Spitze nicht breiter, aber immer stärker wird, haben die Schweizer Teams 2019 an Weltmeisterschaften und Europameisterschaften vier von vier möglichen Medaillen errungen.
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Nur im Ausnahmejahr 2014 sowie 1981 und 1984, in den Urzeiten der internationalen Titelkämpfe, ist dies den Formationen von Swiss Curling ebenfalls geglückt.

Die anhaltenden Erfolge waren in dieser Form nicht vorherzusehen, am wenigsten bei den Männern. Das Basler Männerteam um Ralph Stöckli und Skip Markus Eggler trat 2010 nach dem Gewinn der Olympia-Bronzemedaille in Vancouver zurück, und das zweite seinerzeitige Schweizer Spitzenteam, jenes aus Baden um Skip Andreas Schwaller, hatte den Betrieb ebenfalls eingestellt. Eggler stellte damals keine günstige Prognose. Es werde viele Jahre dauern, bis Swiss Curling bei den Männern an internationalen Meisterschaften wieder ein Team mit Medaillenchancen werde stellen können.

Aber Eggler irrte sich - zum Glück. Schon im Frühling 2010 wurden die bis dorthin kaum bekannten Genfer um Peter De Cruz Juniorenweltmeister. Unterdessen schmiedete Skip Sven Michel in Adelboden an einer schlagkräftigen Crew. Genfer wie Adelbodner fanden erfreulich schnell den Zugang zur Weltspitze. Die Berner Oberländer wurden 2013 Europameister. Die Genfer gewannen ab Frühling 2014 bis heute an sieben von acht Grossanlässen (WM, EM, Olympia) Medaillen.

Die aktuelle Adelbodner Crew ist nicht mehr konkurrenzfähig, zumal Sven Michel längst auf der dritten Position die Genfer verstärkt. Dafür haben die Genfer einen anderen nationalen Konkurrenten aus dem Bernischen bekommen: Bern Zähringer. Die jungen Curler um Skip Yannick Schwaller benötigten nach dem Gewinn des Junioren-WM-Titels 2014 vier bis fünf Jahre, um sich bei den Grossen an die Weltspitze zu spielen. Aber dort sind sie jetzt angekommen. Im November erreichten sie an ihren ersten internationalen Titelkampf der Elite, an den Europameisterschaften im schwedischen Helsingborg, den Final (den sie gegen die übermächtigen Schweden um Niklas Edin verloren).

De Cruz und Schwaller sagen, dass die Konkurrenz untereinander sie weiterbringe. Im nationalen Ranking, das jeweils für die EM-Selektion herangezogen wird, liefern sich Genfer und Berner ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ein ebenso hartes Duell ist für die Schweizer Meisterschaften im Februar zu erwarten. Dort wird sich entscheiden, wer die Schweiz an der WM im April vertreten darf.

Der Erfolg des Schweizer Frauencurlings der letzten Jahre ist geradezu phänomenal. In acht Jahren ab 2012 errangen vier verschiedene Schweizer Teams fünf WM-Titel. Nur Kanada ist solches in früheren Jahrzehnten - zweimal - geglückt.

Aber selbst die aktuellen Weltmeisterinnen des CC Aarau um Skip Silvana Tirinzoni müssen sich im eigenen Land vorsehen. Im Windschatten hat das Team um Skip Elena Stern in den letzten Monaten aufgeholt. Das Team des CC Oberwallis in Brig gewann diesen Herbst ein ausgezeichnet besetztes Turnier der World Curling Tour. Am Grand-Slam-Turnier von letzter Woche in Neufundland gewannen die jungen Curlerinnen unter den besten 16 Teams der Welt alle vier Gruppenspiele, bevor sie in den Viertelfinals scheiterten.

Die aktuelle Stärke des Schweizer Curlings drückt sich auch in der Weltrangliste aus. Nebst dem seit jeher dominierenden Kanada ist die Schweiz die einzige Nation, die sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen zwei Teams unter den Top 10 stellt. Die Teams von De Cruz und Schwaller belegen die Positionen 3 und 10. Die Quartette von Silvana Tirinzoni und Elena Stern sind Zweite respektive Neunte.

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