Ära Forster endet: EHC Biel vor Umbruch
Das Wichtigste in Kürze
- Beat Forster verabschiedet sich von der Eishockey-Bühne.
- Das Spiel 4 in der Viertelfinal-Serie war die 1171. und letzte Partie für den Bieler.
- In seiner 23 Jahre dauernden Karriere wurde der harte Hund sechsmal Meister.
Auf dem Eis galt Beat Forster seit seinem Debüt in der damaligen Nationalliga A im Januar 2001 – einem 9:1-Sieg des HC Davos gegen La Chaux-de-Fonds – als harter Hund. Einer, den man lieber in der eigenen Mannschaft statt als Gegner hat. Einer, der einem unter die Haut geht und weh tut. Mehr als 23 Jahre später zeigt der Ostschweizer seine weiche Seite.
Die vierte Partie und damit die Viertelfinalserie gegen die ZSC Lions ist längst entschieden. Der Bieler Interimscoach schickt Forster immer wieder aufs Eis, bei den letzten Shifts seiner Karriere erntet der Verteidiger immermals Ovationen, nach dem Spiel wird er noch einmal als bester Spieler geehrt – und da fliessen beim «harten Hund» die Tränen. Nach 1171 Spielen in der höchsten Liga ist am Freitagabend eine grosse Karriere zu Ende gegangen.
Forster hinterliess auch im Seeland seine Spuren. 2017 kam er als sechsfacher Schweizer Meister – fünf mit Davos, einer mit dem ZSC – nach Biel, und seine Ansage war unverblümt. Er wolle auch hier einen Meistertitel gewinnen. Solch forsche Töne war man sich im beschaulichen Uhrenstädtchen nicht gewöhnt, doch vor einem Jahr wurde der Traum fast wahr. Unter dem an Krebs erkrankten Coach Antti Törmänen scheiterte man erst im Spiel 7 gegen Genf-Servette.
«Es macht mich schon ein bisschen stolz, dass ich in Biel etwas bewegen konnte», zeigte sich Forster im Interview mit «Mysports» gerührt. «Es freut mich, dass ich dazu beitragen konnte, die Weichen in eine andere Richtung zu stellen.»
Karriereende drohte frühzeitig
In den letzten Wochen drohte das Karrierenende allerdings unerwünscht früh zu kommen. Nun ist «Fösche» aber zufrieden. «Es ist auch schön, dass ich noch einmal Playoffs spielen konnte», betonte er. Das stand in einer schwierigen Saison nach dem Höhenflug bis zur letzten Runde der Qualifikation auf der Kippe.
Drei Runden vor Schluss ersetzte man nach langem Warten und viel Geduld den glücklosen Trainer Petri Matikainen durch den Sportchef Martin Steinegger und schaffte es in extremis noch ins Play-In und dort mit jeweils einem Sieg und einem Unentschieden gegen Servette und Ambri-Piotta in die Playoff-Viertelfinals.
Der Absturz der Bieler hatte einige Gründe. Zum einen waren die Ansprüche vielleicht zu gross geworden. In den letztjährigen Playoffs spielte man wohl – emotional aufgeputscht durch das Schicksal des äusserst beliebten Törmänen – über den eigenen Fähigkeiten.
Für den neuen Coach, der noch dazu eine viel striktere Taktik als der Freigeist Törmänen implementieren wollte, war die Ausgangslage hochgradig heikel und am Ende fast eine «Mission Impossible».
Zudem stellte die Zusatzbelastung mit der Champions League, wo man unter anderem mit einem Sieg gegen den Titelverteidiger Tappara Tampere die Achtelfinals erreichte, ein Problem dar, das durch eine Fülle von verletzten Spielern verschärft wurde. So konnte man den gestiegenen Erwartungen nicht gerecht werden. Auch wenn man die Saison am Ende immerhin noch vor einem kompletten Fiasko rettete.
Umbruch beim EHC Biel
Nun steht man aber vor einem Umbruch, nicht nur wegen des Rücktritts des Leitwolfs Forster. Mit dem zweiten Goalie Joren van Pottelberghe (zu Lugano), dem Verteidiger-Strategen Yannick Rathgeb (zu Fribourg) sowie den Stürmern Tino Kessler (zurück zu Davos), Mike Künzle (zu Zug) und Luca Hischier (zu Servette) verliert man gleich mehrere Leistungsträger, die kaum adäquat ersetzt werden. Es zeichnet sich deshalb ab, dass man in der näheren Zukunft kleinere Brötchen backen muss. Die vergangene Saison war wohl die zumindest für einige Zeit letzte und beste Chance auf den ersten Meistertitel seit 1983.
Daneben bleibt die offene Frage nach dem Trainer in der kommenden Saison. Grundsätzlich sucht Steinegger einen Nachfolger für sich, doch was plant der langjährige Nationalverteidiger? Hat er nach erfolgreichen Jahren als Sportchef vielleicht Gefallen am emotionalen Stahlbad an der Bande gefunden? Oder können er und die Vereinsführung sich sogar eine Doppelrolle – wie in den letzten knapp fünf Jahren Christian Dubé bei Fribourg-Gottéron – vorstellen?
Viele Fragen sind in Biel aktuell offen. Keine Frage ist, dass Beat Forster den Schweizer Eishockeyfans fehlen wird. Immerhin weiss er, wie seine Zukunft aussehen wird: im Coachingstaff des EHC Biel. Was er noch nicht weiss: Wer sein Chef sein wird.