EHC Kloten: Goalie Ludovic Waeber hat Job, den niemand wollte
Ab heute kämpft Ludovic Waeber mit dem EHC Kloten um das letzte Playoff-Ticket. Der 28-Jährige steht seit dieser Saison im Kloten-Tor.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach einer schwierigen Saison 2023/24 war der Goalie-Job in Kloten nicht beliebt.
- Trotzdem wechselte Ludovic Waeber auf diese Saison hin zum EHC Kloten.
- Die Flughafenstädter waren mit Platz sieben die positive Überraschung der Qualifikation.
- Nun kämpft Kloten gegen Ambri um den letzten Playoff-Platz.
Nationaltrainer Patrick Fischer sucht seit Jahren nach Torhütern, die das Format haben, die Altmeister Leonardo Genoni und Reto Berra zu beerben. Genoni ist 37, Berra 38 Jahre alt. Jetzt ist der Zeitpunkt, um sich als potenzieller Nachfolger in Stellung zu bringen.
Ludovic Waeber, Goalie des EHC Kloten sagt, die WM sei für ihn ein grosses Ziel, schränkt aber ein: «Es gibt viele gute Goalies in der Schweiz. Alles, was ich tun kann, ist zu versuchen, mich mit starken Leistungen aufzudrängen.»

In Kloten ist ihm das bisher gelungen, in der Qualifikation lag seine Fangquote bei knapp 91 Prozent; Er hat signifikanten Anteil daran, dass der EHC nach einer sehr schwierigen Saison 2023/24 die positive Quali-Überraschung war.
Mit seinen Darbietungen rechtfertigt er auch das Vertrauen des Klubs, der sich stark um ihn bemühte: Die Vereinsführung arbeitete im Sommer lange und intensiv daran, bei den ZSC Lions die Freigabe zu erwirken. Dort stand Waeber eigentlich noch im Wort, sah hinter Simon Hrubec aber keine Perspektive.
Weil auch ein Verbleib in Nordamerika kein Thema mehr war, hiess seine beste Option Kloten. Es spricht für die Fairness des ZSC, dass die dortige Chefetage zu diesem Wechsel Hand bot. Wobei es auch geholfen haben dürfte, dass die Zürcher 2023 260'000 Dollar Transferentschädigung von den Florida Panthers einnahmen.
Ein Abenteuer zum Vergessen
Florida verpflichtete Waeber zwar, fand aber bald kaum Verwendung für ihn. Im März schoben sie ihn zu den Florida Everblades in die drittklassige East Coast Hockey League (ECHL) ab.
«Ich bin kurz vor dem Anpfiff angekommen und konnte kein einziges Training absolvieren. Es war absurd», sagt Waeber. Kurz darauf wurde er in einem Tauschgeschäft an die Pittsburgh Penguins weitergereicht.
Auf drei Teams verteilt absolvierte Waeber in den beiden Organisationen nur 20 Partien. Genau gleich viel wie ein Jahr zuvor beim ZSC hinter Hrubec in einer Saison, in der er erstmals das Gefühl hatte, zu stagnieren.
Er sagt: «Es war mental kein einfaches Jahr. Aber ich habe viel gelernt und bin reifer geworden.» Das gilt auch neben dem Eis: Waeber ist 2024 erstmals Vater geworden.

Klotens Torhütersuche hatte sich vor Waebers «Ja» schwierig gestaltet. Der Klub hatte sich etliche Absagen eingehandelt: Gilles Senn, Luca Hollenstein, Philip Wüthrich und selbst der von Servette wie Sauerbier angebotene Gauthier Descloux wollten lieber nicht nach Kloten.
Waeber dagegen reizte die Herausforderung. Er sagt, er habe sich als Knirps schon für Kloten begeistert, weil ihm die Torhüter Ronnie Rüeger und Martin Gerber imponierten. Vor allem aber wollte er nicht noch einmal eine ganze Saison lang kaum zum Einsatz kommen – er sagt: «Ich bin schon 28. Ich brauche Spiele.»
Für Waeber ist klar: «Jeder möchte so viel spielen wie möglich. Aber für einen Goalie ist es wichtig, dass er einen gewissen Rhythmus hat.»

In Kloten ist er in der Goaliehierarchie die Nummer 1. Zwischenzeitlich fiel Waeber aber verletzt aus und Sandro Zurkirchen erwies sich als ein ebenbürtiger Herausforderer. Doch in den letzten drei Quali-Spielen und in der ersten Play-In-Runde war wieder Waeber zwischen den Pfosten.
Das Duell gegen die SCL Tigers ging allerdings verloren. Deshalb kämpft Waeber mit dem EHC Kloten nun gegen Ambri um den letzten Playoffplatz. Heute Samstag (20 Uhr) findet im Tessin das Hinspiel der zweiten Play-In-Runde statt. Das Rückspiel in Kloten steht dann am Montagabend (20 Uhr) auf dem Programm.
Zurkirchen wird den Klub zum Saisonende nach vier Jahren verlassen; Kloten hat mit Ewan Huet (19, Sohn des Stanley-Cup-Sieger Cristobal Huet, Regina Pats/WHL) und Davide Fadani (23, Bellinzona Snakes) zwei junge Torhüter verpflichtet.
Der Sportchef Ricardo Schödler ist schlauerweise darum bemüht, einen Goalie aufzubauen.
Denn in der Branche hält sich hartnäckig die Theorie, dass Waeber nicht nur im Nationalteam auf Routinier Berra folgt. Sondern 2026 auch bei Gottéron. «Nicht einmal ein Gedanke» sei das aktuell, versichert Waeber.
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Hinweis: Dieser Artikel von Autor Nicola Berger ist zuerst im Schweizer Hockey-Magazin «SLAPSHOT» erschienen.