Marc Reichert erklärt wie der SCB vom Schlegel-Transfer profitiert
Das Wichtigste in Kürze
- Ende November holt der SCB Tomi Karhunen und löst den Vertrag mit Niklas Schlegel auf.
- In Lugano blüht Schlegel nun aber auf und kämpft gegen den Ex-Verein um die Playoff-Quali.
- Fünf Gründe sprechen dafür, dass Meister Bern richtig handelte.
Ende November reagiert der SCB auf die sportlich Misere und verpflichtet mit Tomi Karhunen einen dritten Goalie. Der 30-jährige Finne soll dem verunsicherten Meister wieder Stabilität verleihen und das Selbstvertrauen zurückbringen.
Mitte Dezember wandert Niklas Schlegel dann zu Lugano ab und lässt Tomi Karhunen mit Pascal Caminada als SCB Goalie-Duo zurück. Schlegel schloss sich erst Anfangs Saison den Bernern an und sollte in die Fussstapfen von Leonardo Genoni (jetzt Zug) treten.
Im Tessin läuft Schlegel, zusammen mit Sandro Zurkirchen, nun zur Höchstform auf. Seit die beiden bei Lugano das neue Goalie-Duo bilden, gewannen die «Bianconeri» sechs von elf Spielen. Bei seinen drei Einsätzen feierte Schlegel zwei Siege und wehrte dabei beide Male über 96 Prozent der Schüsse ab.
Besonders pikant: Lugano befindet sich, wie Schlegels früherer Arbeitgeber Bern, mitten im umkämpften Playoffrennen. Hat der SCB damit einen direkten Konkurrenten stärker gemacht? Womöglich. Fünf Gründe zeigen aber: Auch die Stadtberner profitieren vom Schlegel-Transfer massiv.
Schafft der SCB noch die Playoff-Quali?
Karhunen gibt SCB gesuchten Rückhalt
Neuzugang Tomi Karhunen muss in seinen bisher 15 Partien im Schnitt nur 1,9 Gegentore hinnehmen. Dazu überzeugt der Finne mit einer bärenstarken Fangquote von 93,5 Prozent. «Karhunen gibt Bern in jeder Partie die Chance auf einen Punktgewinn», sagt Marc Reichert über den SCB-Rückhalt.
Zeichen des Vertrauens
Mit dem 30-jährigen Finnen setzen die Hauptstädter auf einen erfahrenen Torhüter. Bekanntlich ist der Leistungsdruck in Bern riesig. Mit Schlegels Vertragsauflösung stärke man Karhunen den Rücken und bestätige ihn in der Rolle als klare Nummer eins, so Reichert.
Finanzieller Spielraum
«Finanziell hätte Bern ein Goalie-Trio wohl stemmen können. Denn für solche Fälle hat jeder Club ein ‹Notfallkässeli›», sagt Reichert weiter. Nun spart man allerdings Geld, welches man in der heissen Saisonphase in einen weiteren ausländischen Feldspieler investieren könnte.
Keine Unstimmigkeiten im Team
Reichert führt weiter aus: «Es ist enorm schwierig einzuschätzen, wie sich ein Goalie-Trio langfristig auf die Trainingsintensität auswirken würde.» Mangelnde Spielzeit könne schnell zu viel Frust und Unstimmigkeiten im Team führen. SCB-Sportchef Alex Chatelain habe deshalb genau richtig reagiert.
Bern ist auf einem Playoffplatz – Lugano nicht
Zwölf Qualifikationsspiele vor Ende liegen die Mutzen auf dem achten und somit letzten Playoffplatz. Gleich dahinter und mit ebenfalls 52 Punkten ist Lugano – allerdings mit einer Partie mehr als der Meister.
Lugano befindet sich seit Jahresbeginn (fünf Siege in sieben Spielen) im Hoch, welches sicherlich auch auf das Goalie-Duo zurückzuführen ist. Wollen die Tessiner aber in die Playoffs, müssen sie dieses Niveau halten. Dass Schlegel unglaublich talentiert ist, beweist er nicht nur in den drei Spielen für Lugano. Die Konstanz war bisher das grosse Problem des 25-Jährigen.
Karhunen auf der anderen Seite agiert seit 15 Spielen auf diesem Level. Deshalb sagt auch Marc Reichert: «Ich meine, der SCB erreicht die Playoffs. Für Lugano hingegen dürfte es sehr schwierig werden.»
*Marc Reichert bestritt für den SCB, Ambri und Kloten insgesamt 1022 Spiele in der National League. Er feierte vier Meistertitel. Reichert ist Eishockey-Experte für das SRF.