SCB, Lugano, Biel und Co.: Marc Reichert analysiert den Playoffkampf
Playoffkampf pur in der National League! Sieben Teams liegen innerhalb weniger Punkte. Marc Reichert analysiert den Grosskampf zwischen SCB, Lugano und Co.
Das Wichtigste in Kürze
- Zürich, Zug, Genf und Davos dürfen wohl mit den Playoffs planen.
- Für Rapperswil-Jona steht vermutlich der Gang in die Platzierungsrunde bevor.
- Im Mittelfeld tobt allerdings ein Playoffkampf wie selten zuvor.
Der Playoffkampf in der National League ist gut zehn Spiele vor Ende der Qualifikation spannend wie selten zuvor. Gleich sieben Teams liegen innerhalb von nur neun Punkten. Vier Mannschaften werden den Sprung in die Playoffs schaffen – drei müssen über die Klippe springen.
Marc Reichert gibt einen Überblick über den aktuellen Formstand der Teams und analysiert den Wahnsinn am Playoffstrich.
Traditions-Clubs: SCB, Lugano und Fribourg
Nach dem der SCB Anfang Dezember plötzlich fünf Siege aneinanderreihte, dachte ich, jetzt haben die Mutzen den Turnaround geschafft. Dem war aber nicht so. Zum Start ins neue Jahr gab es erneut drei Niederlagen in vier Spielen.
Dennoch wird der SCB die Playoff-Quali schaffen. Das Goalie-Dilemma ist mit Tomi Karhunen gelöst und viele Leistungsträger haben noch Luft nach oben. Dazu ist die Mannschaft eingespielt, verfügt über viel Erfahrung und kann mit Drucksituationen umgehen.
Lugano ist die Wundertüte der Liga. Zahlreiche Wechsel auf der Ausländerposition und das missglückte Trainer-Experiment mit Sami Kapanen sorgten für Turbulenzen. Dazu absolvierten die Tessiner schon bis zu vier Spiele mehr als direkte Konkurrenten. Im Gegensatz zum SCB könnten die Playoffs in dieser Saison ohne Lugano stattfinden.
Fribourg-Gottéron stabilisierte sich nach dem desaströsen Saisonstart. Seit dem mutigen Schritt von Christian Dubé sich als Sportchef auch zum Headcoach zu machen. Und Ex-Nati-Coach Sean Simpson als Trainer-Berater zu engagieren, sind die Resultate positiver.
Dennoch wird die Hypothek vom Saisonbeginn für die Drachen zu gross sein. Zumal es in der äusserst ausgeglichenen Liga kaum gelingen wird eine Siegesserie zu lancieren. So dürften die Playoffs zum zweiten Mal in Folge ohne Fribourg stattfinden.
Aufstrebende Clubs: Biel und Lausanne
Die immensen Erwartungen konnte Biel zu Beginn mit Bravour erfüllen. Mit nur zwei Siegen aus den letzten zwölf Spielen wurde die komfortable Lage im Seeland nun aber brenzlig. Hiller, Rajala und Co. werden den Umschwung aber schaffen und die Playoffs erreichen.
Auch um Lausanne mache ich mir wenig Sorgen. Zwar bleiben die Waadtländer im zweiten Jahr mit Trainer Ville Peltonen hinter den Erwartungen zurück. Aber die Mannschaft wirkt stabil, ist breit aufgestellt und verfügt mit Tobias Stephan über einen formstarken Goalie. Dazu hat Lausanne am bisher wenigsten Partien (35) absolviert und liegt derzeit dennoch auf einem Playoffplatz.
Dorf-Clubs: SCL Tigers und Ambri-Piotta
Die SCL Tigers bekundeten zum Jahresauftakt Mühe. Am Wochenende feierten die Langnauer allerdings zwei Siege und liegen nun auf einem Playoff-Platz. Unter Coach Heinz Ehlers haben die Langnauer ein stabiles Spielsystem und legen viel Disziplin an den Tag.
Dies könnte in der nervösen Schlussphase die nötige Sicherheit geben. Mit dem starken Goalie Ivars Punnenovs und der Variabilität auf der Ausländerposition gerechnet, glaube ich die Tigers erreichen die Playoffs.
Trotz Mammutprogramm (Meisterschaft, Cup, Spengler Cup und Champions League) spielt Ambri eine ansprechende Saison. Die Leventiner dümpeln zwar fast ausschliesslich im hintersten Bereich der Tabelle herum, halten ihre Playoffchancen aber immer am Leben. Zusammen mit dem kampfbetonten und leidenschaftlichen Spielstil ist dies jedoch sehr Aufwändig. Deswegen könnte Ambri im Schlussspurt etwas die Puste ausgehen, was zum Verpassen der Playoffs führt.»
*Marc Reichert bestritt für den SCB, Ambri und Kloten insgesamt 1022 Spiele in der National League. Er feierte vier Meistertitel. Reichert ist Eishockey-Experte für das SRF.