René Fasel erklärt Umarmung mit Alexander Lukaschenko

Simon Binz
Simon Binz

Weissrussland,

Diese Bilder gingen um die Welt: IIHF-Boss René Fasel umarmte Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko. Nun äussert sich der Verbandschef erstmals zum Vorfall.

Rene Fasel Alexander Lukaschenko
Alexander Lukaschenko (l.), Präsident von Belarus, empfängt René Fasel (r.), Präsident des Internationalen Eishockey-Verbandes IIHF. (Archiv) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • IIHF-Boss René Fasel umarmte in Minsk Alexander Lukaschenko herzlich.
  • Der Schweizer Sportfunktionär äussert sich nun erstmals zum Treffen mit dem Diktator.
  • Demnach will Fasel mit der geplanten WM «eine Art Versöhnung» in dem Land herbeiführen.

Diese Bildern und dieses Video gingen um die Welt: Alexander Lukaschenko und René Fasel geben sich in Minsk innig die Hände und umarmen sich herzlich.

Fasel, der Schweizer Boss des internationalen Eishockey-Verbandes IIHF, musste deswegen viel Kritik einstecken. Schliesslich handelt es sich bei Lukaschenko um den oft als «letzten Diktator Europas» beschriebenen Präsidenten Weissrusslands.

Dieser ist bekanntlich nicht erst in den letzten Monaten durch Menschenrechtsverletzungen aufgefallen. Doch spätestens seit seiner umstrittenen Wiederwahl letzten Sommer wächst der internationale Druck gegen Lukaschenko.

Die Massenproteste der Opposition wurden brutal niedergeschlagen, Zehntausende Demonstranten wurden verhaftet. Wie also erklärt Fasel diese brüderliche Umarmung?

René Fasel: «WM sollte Versöhnung sein»

Gegenüber SRF äussert sich der 70-jährige Sportfunktionär erstmals zu den Bildern: «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ziel der Reise war es, mit Lukaschenko ein wichtiges Gespräch über die WM in Minsk zu führen. Ich habe seit 20 Jahren gute Beziehungen zu Lukaschenko – wir spielten früher zusammen Hockey, hatten viel Kontakt.»

Gemäss Fasel wollte die IIHF die Gelegenheit nutzen, um mit Lukaschenko ein offenes Gespräch zu führen. «Unsere WM sollte eine Art Versöhnung zwischen der Opposition und der Regierung sein.»

Es tue ihm leid, wenn das zur Interpretation führte, er würde die Vorgänge und die Repression in Belarus akzeptieren, so der frühere Präsident des Schweizerischen Eishockey-Verbands. «Es ist etwas blöd gelaufen, das ist mir auch peinlich.»

René Fasel Alexander Lukaschenko
IIHF-Boss René Fasel erklärt gegenüber «SRF» seine Umarmung mit Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko. - Screenshot/SRF

Dass sein Besuch in Weissrussland etwas auslösen wird, war ihm teils bewusst: «Ich habe in Minsk etwas mit dem Feuer gespielt. Und wir haben uns etwas verbrannt.» Instrumentalisiert fühlt er sich aber nicht und ist auch überzeugt, dass er nichts Falsches gemacht habe.

Und wie verlief das Treffen? Der erste Kontakt mit Lukaschenko sei sehr freundlich gewesen, als man dann aber die Probleme auf den Tisch legte, sei es sehr emotional gewesen.

Fasel: «Mit solchen Leuten kann man normalerweise nur sehr schwer sprechen. Durch die besondere Beziehung, die ich mit Lukaschenko habe, konnten wir das auf den Punkt bringen.»

Wird die WM in Minsk durchgeführt?

Die IHHF will bis Ende Januar entscheiden, ob die Eishockey-WM wie geplant in Riga (Lettland) und Minsk stattfinden wird. Die Regierung in Riga hat nämlich nach den Massenprotesten klar gemacht, dass sie nicht mehr mit Weissrussland zusammenarbeiten will.

Zuletzt hat zudem etwa auch der dänische Verband einen Boykott angekündigt, sollte in Belarus gespielt werden. Und der Schweizerische Hockey-Verband liess nach Fasels Umarmung mit Lukaschenko verlauten, man habe der IIHF «unsere grosse Besorgnis in Bezug auf die Durchführung der A-WM in Minsk bereits mehrfach mitgeteilt».

Nicht zuletzt richteten auch belarussische Sportler und Politiker aus ganz Europa einen Appell an Fasel und forderten, dass die WM nicht in Weissrussland stattfinden dürfe. Fasel sagt jetzt zu «SRF», sie hätten einen Vertrag mit dem weissrussischen Eishockey-Verband und ihre Pflicht sei es, diese Eishockey-WM durchzuführen.

«Stellen Sie sich vor, wir sagen die WM in Weissrussland jetzt ab: Wird das etwas an der Situation im Land ändern? Sicher nicht. Lukaschenko selbst hat gesagt, dass er die Verfassung ändern wolle, dass er bereit sei, Neuwahlen durchzuführen.»

Fasel meint, er sei ein Idealist des Sports, der dafür da sei, dass Menschen zusammenkommen. Der Sport habe diese Macht.» «Mit dieser WM können wir etwas erreichen, was sonst nicht gelungen ist. Wer hat in Belarus schon etwas erreicht mit Sanktionen und Boykott? Niemand.»

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