Spengler Cup: Ex-Biancoblù Reichert erklärt den Mythos Ambri-Piotta
Am Donnerstag beginnt in Davos der Spengler Cup. Erstmals nimmt dabei Kultclub Ambri-Piotta teil – Ex-Biancoblù Marc Reichert erklärt die Faszination Ambri.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Donnerstag beginnt in Davos der 93. Spengler Cup.
- Der HCD, Kanada, Salavat Yulaev Ufa, TPS Turku und Ocelari Trinec kämpfen um den Titel.
- Auch Ambri-Piotta ist erstmals dabei. Ex-Biancoblù Marc Reichert erklärt den Mythos.
Die Altjahreswoche haben sich die Hockey-Fans im Kalender jeweils ganz dick angestrichen. Dann nämlich findet in Davos der prestigeträchtige Spengler Cup (26. bis 31. Dezember) statt.
Neben dem HC Davos ist in diesem Jahr der HC Ambri-Piotta als zweiter Schweizer Vertreter dabei. Der Kultverein aus der Leventina nimmt erstmals am Spengler Cup teil und wird für mächtig Stimmung sorgen.
Marc Reichert, der zwischen 2012 und 2014 für die Tessiner über 100 Spiele bestritt, gibt Einblicke in die Faszination Ambri-Piotta:
«Der Spengler Cup ist jedes Jahr ein familiäres Hockey-Fest und verbindet Fans aus ganz Europa. Es sind Werte, die seit Jahren auch im Tessin gelebt werden.
Knapp über 1000 Einwohner haben die Leventiner Dörfer zusammen. Ein Mehrfaches ist regelmässig in der 7000 Zuschauer fassenden Heimarena Valascia anzutreffen. Das gesamte Tal lebt für den Verein – die Spiele fühlen sich an, wie ein Zusammenkommen unter Gleichgesinnten.
«Bei La Montanara bekam ich Hühnerhaut»
Oft wurden wir von den Fans frenetisch gefeiert, obwohl wir gar nicht gewannen. Leidenschaft und Kampf werden genau so gross geschrieben, wie Siege und Niederlagen. Und wenn dann nach einem Heimerfolg noch die Vereins-Hymne «La Montanara» durch die Valascia hallte, bekam ich Hühnerhaut.
In der Schweiz erzählt man sich oft vom Mythos und der Faszination Ambri-Piotta. Ich kann bestätigen: Dieser Mythos existiert wirklich.
«Ambris Tugenden sprechen den Hockey-Fan an»
Ambri-Piotta geniesst auch in der Deutschschweiz ein enorm grosses Ansehen. Immer wieder sorgt der ‹ewige Underdog› mit seinen bescheidenen Mitteln für Begeisterung. Mit der Leidenschaft und dem Kampfgeist kann weniger Talent oft wettgemacht werden.
In den letzten Jahren entwickelte sich der Dorfclub sportlich jedoch sehr erfreulich. In der vergangenen Saison erreichte Ambri als fünfter die Playoffs. Auch heuer ist die Mannschaft noch mitten im Playoffkampf.
Der Ex-Ambri-Captain Paolo Duca macht als Sportchef einen hervorragenden Job. Auch Trainer Luca Cereda (38) entwickelt die Mannschaft stetig weiter. Dazu stammen beide aus der Region, was für zusätzliche Anerkennung und Sympathien sorgt.
«Am Spengler Cup den Mythos in die Welt tragen»
Diese Tugenden werden die Biancoblù auch am Spengler Cup an den Tag legen. So kann sich Ambri, neben dem HCD, schnell zum Publikumsliebling entwickeln.
Für die Tessiner ist die Teilnahme an der 93. Austragung des ältesten Clubturniers eine Ehre. Ambri ist in der Gruppe mit Salavat Yulaev Ufa und TPS Turku aber Aussenseiter. Dennoch werden sie ihre Haut teuer verkaufen.
Die Leventiner werden das Schaufenster Spengler Cup nutzen, um den Mythos Ambri-Piotta in die Welt zu tragen.»
Top-Teams und bekannte Gesichter am Spengler Cup
Als Gastgeber werden alle Augen auf den HC Davos gerichtet sein. Die Bündner wollen den Schwung aus Meisterschaft sowie Cup mitnehmen und ihren Höhenflug am Heimturnier fortsetzen.
Fast schon traditionsgemäss nimmt auch das Team Kanada teil und wird auch in diesem Jahr grosse Sympathien erfahren. Abgerundet wird die Gruppe Torriani mit Ocelari Trinec aus Tschechien. Der amtierende Meister nimmt gleich zum zweiten Mal in Folge am Spengler Cup teil.
Als Favorit nimmt der KHL-Vertreter Salavat Yulaev Ufa das Turnier in Angriff. Die Mannschaft gehört in Russland zu den absoluten Spitzenteams und war bereits 2007, 2012 und 2014 am Spengler Cup.
Aus dem Land des Weltmeisters reist der finnische Traditionsverein TPS Turku in die Bündner Berge. Dazu befindet sich auch Ambri-Piotta in der Gruppe Cattini.
*Marc Reichert hat für den SCB, Ambri und Kloten insgesamt 1022 Spiele in der National League A bestritten. Er feierte vier Meistertitel. Reichert ist Eishockey-Experte für das SRF.
