SCB: Materialwart Beat Gerber - Schleifen statt Schwitzen
Das Wichtigste in Kürze
- Beat Gerber ist der Rekordspieler des SCB und der National League.
- Er hat 1270 Spiele absolviert und wurde mit Bern sechs Mal Meister.
- Seit Ende April arbeitet «Bidu» Gerber als Materialwart bei seinem Lieblingsclub SCB.
- Nau.ch hat Beat Gerber in seinem neuen Reich im Bauch der PostFinance Arena besucht.
Aus den Musikboxen im Kraftraum wummern die Bässe. Die Spieler des SCB sind voll im Sommertraining – an diesem Morgen stehen Tests auf dem Velo an. Zum ersten Mal nach 20 Saisons bei den Mutzen muss sich Beat Gerber (41) nicht im Kraftraum abrackern.
«Einerseits bin ich froh, wenn ich sehe, wie die Jungs leiden. Ja, das Sommertraining vermisse ich gar nicht. Aber das gehört halt einfach dazu, die physische Grundbasis ist wichtig.»
Machen Sie auch Sommertraining?
«Ich halte mich jetzt auf dem Rennvelo fit. Dafür hatte ich früher keine Zeit und ich war jeweils nach dem Kraftraum bereits kaputt», so Gerber.
Fehlen wird ihm nach 24 Jahren als Profi, 20 davon beim SCB, aber das Eis. «Und die Emotionen bei den Spielen werde ich dann wohl auch vermissen.» Wenigstens bleibt er dank seinem neuen Job mit dem Eishockey verbunden und ist weiterhin nahe an der Mannschaft.
Materialwart beim SCB
Seit Ende April arbeitet «Bidu» als Materialwart und kümmert sich um die Ausrüstung der Spieler. Nach seinem letzten Saisonspiel hat er sich gerade einmal zwei Wochen Ferien geleistet. Am Anfang hat er den Materialraum und die Werkstatt neu eingerichtet, als gelernter Schreiner kein Problem für den 41-Jährigen.
Zu seinem Job gehört künftig zum Beispiel das Schleifen der Eisen. Damit hat er schon früh angefangen, er hat zu Hause im Keller bereits eine eigene Schleifmaschine. Auch wegen seinen beiden Söhnen, die in Gerbers Heimat Oberlangenegg seit der Juniorenzeit Eishockey spielen.
Neben dem Schleifen kümmert sich Gerber auch um den Rest der Ausrüstung, flickt Helme oder wäscht die Leibchen. Und er hält Ordnung bei den Stöcken der Spieler, wofür er einen ganzen Raum nach seinen Bedürfnissen angepasst hat.
Während der Saison kümmert er sich um einen reibungslosen Ablauf während der Spiele. Er reicht den Spielern neue Stöcke, wechselt Eisen aus oder trocknet in den Pausen die Handschuhe.
Bei den Auswärtsspielen fährt er mit dem Material voraus und richtet die Garderobe ein, inklusive Kaffeemaschine. «Dabei sind wir allerdings zu zweit. Nach den Spielen wasche ich das Material und bereite alles vor für das nächste Spiel. Das ist bei Doppelrunden besonders wichtig», erzählt Gerber.
Der zeitliche Aufwand wird also noch grösser sein als zuvor. Gerber wird Frau Nadina und die drei Kinder, Enzo (20), Aurora (18) und Giovanni (15), noch weniger sehen als vorher. «Es wird sicher auch anstrengend werde, aber ich werde anders kaputt sein, als während der Aktivkarriere.»
Grosse Karriere
Gerber gehört zu den ganz grossen des Schweizer Eishockeys. Die Nummer «2» des SCB hat mit 1270 Spielen in der höchsten Spielklasse einen neuen Rekord aufgestellt. Zudem spielte er so lange beim SC Bern wie sonst keiner (20 Saisons). Und: Er wurde als einziger Spieler sechs Mal Schweizer Meister mit dem SCB.
Gerber: «Ich habe wohl vieles richtig gemacht, vor allem, dass im immer beim SCB geblieben bin, denn ich hatte verschiedene Angebote.» Der defensive und disziplinierte Verteidiger hatte ein konkretes Angebot von Lugano auf dem Tisch. Aber auch Davos und der ZSC waren an einer Verpflichtung Gerbers interessiert.
Doch für Gerber gab es immer nur den SCB, «schon als Bub habe ich von Bern geträumt», erzählt er. «Bidu» absolvierte die Juniorenzeit aber bei Langnau, weil die Ausbildung damals besser gewesen sei, erinnert er sich.
Er schaffte bei den Tigern bis zu den Profis und wechselt dann vor 20 Jahren nach Bern. Gerber: «Wer weiss, vielleicht mach ich jetzt beim SCB weitere 20 Jahre als Materialwart.»