Achtelfinal-Schmach: Holländische Presse geht auf Trainer los
Das Wichtigste in Kürze
- Die Niederländer sind an der Euro 2020 im Achtelfinal gegen Tschechien gescheitert.
- Knackpunkt im Spiel war wohl die rote Karte gegen Matthijs de Ligt.
- Trotzdem wird in der niederländischen Presse in erster Linie Trainer de Boer angegriffen.
Nach der starken Gruppenphase mit drei Siegen in drei Spielen waren die Hoffnungen in den Niederlanden gross. Für die Holländer war klar: Erst im Halbfinal wartet ein richtig starker Gegner. Doch dann kommen die Tschechen und schicken die Oranjes bereits im Achtelfinal nach Hause.
Rote Karte gegen de Ligt
Natürlich ist Verteidiger Matthijs de Ligt dabei einer der Hauptschuldigen. Der Verteidiger holt in der 55. Minute – als es noch 0:0 steht – die rote Karte für ein Handspiel. So titelt «Onefootball» später: «Der letzte Mann macht de Ligt aus – Niederländer fliegt vom Platz.»
Trotzdem wird in der Presse schnell ein Anderer als Hauptschuldiger ausgemacht: Holland-Coach Frank de Boer gerät ins Kreuzfeuer. Der Niederländer unterschrieb im letzten Herbst nach dem Koeman-Wechsel zu Barcelona bis zur WM 2022.
Niederländische Presse greift de Boer an
Nach dem überraschenden Out wird der Trainer von der einheimischen Presse stark attackiert. «De Telegraaf» schreibt: «Oranje zahlt den Spitzenpreis für die Dummheit von De Boer.»
Die auflagenstärkste Tageszeitung Hollands bezeichnet De Boers System als heillos defensiv. Der Trainer habe alles über den Haufen geworfen, wofür die holländische Fussballschule stehe. Deshalb sei man gegen ein Team ausgeschieden, dass so ungefähr das Niveau vom FC Groningen habe.
Falsche Spielphilosophie und Ängstlichkeit
Auch «De Volkskrant» kritisiert die Ängstlichkeit der Oranje und sieht De Boer als Hauptschuldigen. Die Spielphilosophie sei Lichtjahre von jener entfernt, mit der Holland einst zu einer Fussballmacht wurde. Die Mannschaft habe sich völlig im Spielsystem verirrt.
Ebenfalls hart kritisiert wurde das Spielkonzept de Boers im «Algemeen Dagblad». Das 3-5-2-System sei überhaupt nicht ins Rollen gekommen. Und auf die drückenden Tschechen habe der Trainer überhaupt keine Antwort gefunden. Als Spitze des Eisbergs sieht die Zeitung den «fragwürdigen Wechsel» von Quincy Promes für Darian Males.