David Sesa über den afrikanischen CL-Final mit Ex-Club Al Ahly
Ex-Nati-Crack David Sesa wird am Freitag im afrikanischen Champions-League-Final Al Ahly die Daumen drücken. Bei den Ägyptern war er Assistent von René Weiler.
Das Wichtigste in Kürze
- Al Ahly spielt am Freitag im Final der afrikanischen Champions League gegen Zemalek.
- David Sesa, Co-Trainer von René Weiler, stand kürzlich noch bei Al Ahly an der Linie.
- Im Interview mit Nau.ch spricht der Ex-Nati-Star über das rein ägyptische Duell.
Am Freitag steigt der Final der afrikanischen Champions League. Und dieser wird zum rein ägyptischen Duell zwischen Al Ahly und Zemalek. Bei Al Ahly stand bis vor dem Halbfinal noch der Schweizer Trainer René Weiler an der Seitenlinie – assistiert von David Sesa (47).
Der 36-fache Schweizer Nati-Spieler hat den Club zusammen mit Weiler mittlerweile verlassen. Trotzdem verfolgt er den ägyptischen Fussball weiterhin. Und wird sich auch den Final seines Ex-Clubs anschauen.
Im Interview mit Nau.ch spricht David Sesa über das grosse Spiel vom Freitag und seine Erfahrungen in Ägypten.
Nau.ch: David Sesa, ein ägyptischer Champions-League-Final in Afrika ohne Sie und René Weiler. Wie sehr schmerzt das?
David Sesa: Man schaut sicher mit einem speziellen Gefühl nach Afrika. Denn René Weiler hat mit mir, Thomas Binggeli und Goalietrainer Michele Iannacone den Verein für den Halbfinal qualifiziert.
Interessant ist, dass der heutige Trainer, Pitso Mosimane, damals Trainer bei Mamelodi Sundowns war, welche wir damals im Viertelfinal eliminiert haben. Das wäre sicherlich ein Highlight gewesen, denn in Afrika ist das ein grosses Spiel.
Zamalek gegen Al Ahly ist immer ein spezielles Spiel, das hat eine riesen Resonanz nicht nur in Ägypten, sondern in ganz Afrika.
Nau.ch: Sie haben drei Spiele vor dem grossen Pott aufgehört – muss man das verstehen?
David Sesa: Viele Leute haben mich darauf angesprochen, wieso man so kurz vor dem Hauptziel den Verein verlässt. Ich sage dazu nur, dass man die Situation von einem sehr speziellen Jahr mit dem Coronavirus berücksichtigen sollte.
Zudem hat René Weiler in der Vergangenheit seine Situation erklärt, warum es zur Trennung mit Al Ahly kam. Denoch war das Jahr in Ägypten ein sehr interessantes.
Wir konnten als Fussballtrainer ein neues Land und einen neuen Kontinent kennenlernen, eine neue Kultur einen «neuen» Fussball. Es war anstrengend und spannend, aber sehr lehrreich für die Zukunft als Mensch und Trainer.
Nau.ch: Hat es Sie nicht gereizt, die Champions-League-Trophäe zu holen? Die Chance, sie zu holen, wäre ja auch für Sie persönlich da gewesen.
David Sesa: Doch, klar. Al-Ahly hat diesen Pokal seit sieben Jahren nicht mehr geholt. Zuvor konnte man ihn achtmal gewinnen und ist damit Rekordsieger. Nun haben die Gegebenheiten dazu geführt, dass wir nicht mehr dort sind.
Aber wir wurden ja auch Meister und Supercup-Sieger. Der Titel in der Champions League wäre natürlich das Highlight gewesen.
Nau.ch: Wie muss man sich den Fussball in Ägypten vorstellen?
David Sesa: In Europa sind wir uns nicht bewusst wie gross das Interesse und die Leidenschaft in Ägypten für den Fussball ist. Die Fans sind absolut fanatisch. Al Ahly ist ein Verein, der Millionen von Fans hat und top-organisiert ist. Ein sehr grosser Club.
Nau.ch: Hat Zamalek überhaupt eine Chance, Al Ahly zu schlagen? Sind sie in einigen Bereichen sogar besser?
David Sesa: Zamalek ist sicherlich eine gute Mannschaft, gespickt mit Nationalspieler aus Tunesien und Ägypten. Sie haben die Meisterschaft auf dem zweiten Rang beendet und sich verdient für den Champions League Final qualifiziert.
Gegen Espérance de Tunis wurde auch der Supercup in Afrika gewonnen. Das ist, wie wenn in Europa der Champions-League-Sieger gegen den Europa-League-Sieger spielt.
Zamalek hat vor allem im Angriff mit Mohamed, Bencharki, Zizo und Obama gute Leute. Im Mittelfeld haben sie mit Sassi einen guten, tunesischen Nationalspieler.
Ich gehe aber davon aus, dass Zamalek gegen Al Ahly eher defensiv agieren wird und vor allem auf Konter spielen wird.
Nau.ch: Ihre Prognose – wer gewinnt das Spiel?
David Sesa: Ich hoffe natürlich, dass Al Ahly gewinnen wird, aber ein Final kann immer auf beide Seiten kippen. Al Ahly hat eine sehr starke Mannschaft mit hervorragenden Einzelspielern.
Im Halbfinale hat man Wydad Casablanca souverän eliminiert. Klar ist, dass in einem so wichtigen Spiel der mentale Aspekt ausschlaggebend sein wird. Wer besser mit diesem grossen Druck umgehen kann, hat sicher gute Chancen als Sieger vom Platz zu gehen.
Nau.ch: Werden Sie das Spiel im Fernsehen mitverfolgen?
David Sesa: Ich werde mir das Spiel sicher via Internet ansehen. Die Halbfinals habe ich auch schon geschaut. Torhütertrainer Michele Iannacone, den wir auch mitgebracht haben, ist ja immer noch dabei.
Natürlich fiebere ich auch mit ihm mit und mit all den Leuten, die mit uns zusammen gearbeitet haben. Vom Präsidenten bis zum Materialwart arbeiten alle in diesem Klub für den Sieg in der Champions League. Es würde mich sehr freuen für all diese Leute.
Nau.ch: Wie sieht es bei Ihnen persönlich aus – werden Sie auch in Zukunft mit Weiler zusammen arbeiten. Oder wollen Sie nun selber irgendwo Cheftrainer werden?
David Sesa: René hat im Ausland einen sehr guten Ruf, da er mit Anderlecht und Al Ahly Meister geworden is. Und es wird sicher nicht lange dauern, bis er wieder einen guten und ambitionierten Verein übernehmen wird.
Mit René habe ich jetzt zwei Jahre erfolgreich zusammengearbeitet bei Anderlecht und Al Ahly. Wir sind zweimal Meister und zweimal Supercupsieger geworden und sind natürlich immer im Kontakt, falls irgendetwas Interessantes reinkommt – warum nicht?
Auch alleine bin ich natürlich ambitioniert. Mit den Erfahrungen, die ich nun gemacht habe, wäre ich sicher bereit und motiviert einen Verein in der Schweiz oder im Ausland zu trainieren.