Euro 2020: Christian Eriksen darf wohl nicht für Inter spielen
Christian Eriksen erlitt an der Euro 2020 einen Herzinfarkt. Jetzt wird ihm ein Defibrillator eingesetzt. Kann er damit Fussball spielen? Wohl nicht in Italien.
Das Wichtigste in Kürze
- Christian Eriksen brach im Spiel gegen Finnland zusammen und wurde reanimiert.
- Künftig soll ein eingesetzter Defibrillator einen weiteren Herzinfarkt verhindern.
- Fussball zu spielen ist damit möglich, aber nicht einfach, wie zwei Beispiele zeigen.
- In Italien, wo Eriksen für Inter Mailand aufläuft, ist es gar verboten.
Christian Eriksen wird künftig einen kleinen Defibrillator nahe dem Herzen als treuen Begleiter haben. Dem 29-Jährigen wird dieser eingesetzt, nachdem er im Spiel an der Euro 2020 einen Herzinfarkt erlitten hatte.
Das kleine Gerät soll verhindern, dass es zu einem erneuten Herzstillstand wie an der Euro 2020 kommt. Heisst: Der implantierte Defibrillator sendet einen Stromstoss, wenn eine Herzrhythmusstörung, ein sogenanntes Kammerflimmern, auftritt.
Das Fussballspielen ist damit nicht einfach. In Italien ist es gar verboten. Aktuell spielt der Däne für Inter Mailand, wo er einen Vertrag bis 2024 unterzeichnet hat.
Das Gesundheitssystem des Landes verbietet es, mit einem implantierten Defibrillator eine Kontaktsportart auszuüben. Der Grund sei das hohe Risiko, berichtet die italienische Zeitung «Gazzetta dello Sport». Eriksen müsste also wohl Klub wechseln, wenn er nach seinem Zusammenbruch an der Euro 2020 weiterspielen will.
Dass es funktionieren kann, zeigt das Beispiel des niederländischen Fussballers Daley Blind, einem Kumpel von Christian Eriksen. Der Holländer ist ebenfalls an der Euro 2020 dabei – mit Defibrillator.
Die fehlende Sicherheit
Im Champions-League-Spiel von Ajax Amsterdam gegen Valencia 2019 verspürt Blind Schwindelgefühle. Er wird ausgewechselt, untersucht – die Diagnose: schwerwiegende Herzmuskelentzündung. Dem 31-Jährigen wird daraufhin ein Defibrillator implantiert.
Blinds Vater erzählt kürzlich, dass ihn Daley nach dem CL-Spiel im letzten Dezember in Liverpool angerufen habe. Daley habe am Telefon gesagt, erstmals seit Monaten habe er während einer Partie nicht an sein Herz denken müssen. Das schreibt die «taz».
Diese Sicherheit muss man sich hart und über lange Zeit erarbeiten – das weiss auch Daniel Engelbrecht. Der heute 30-Jährige bricht in einem Fussballspiel der 3. Liga Deutschlands im Juli 2013 auf dem Spielfeld zusammen. Gegenüber dem «Spiegel» lässt er das Geschehene noch einmal Revue passieren.
«Irgendwann stehst du vielleicht nicht mehr auf»
Engelbrecht hat eine Herzmuskelentzündung verschleppt und nun bleibende Schäden, lautet das Ergebnis der Untersuchung seines Körpers. Auch ihm wird ein Defibrillator eingesetzt. Und obwohl ihm die Ärzte davon abraten, spielt er weiter Fussball.
Das kleine Gerät habe ihn schon mehrfach im Leben gehalten, sagt er. Aber der Schock, nachdem 830 Volt in das Herz geströmt sind, bleibt lange. Engelbrecht bezeichnet es als den schlimmsten Schmerz seines Lebens.
«Das fühlt sich an, als würdest du von innen verbrennen.» Dreimal setzte der implantierte Defibrillator ein. Und nach der sechsten OP 2017 zieht er einen Schlussstrich und beendet seine Fussballkarriere. Der Arzt sagt ihm: «Lass es endlich sein, du stehst irgendwann vielleicht nicht mehr auf.»