Euro 2020: Kramer stellt alle TV-Experten in den Schatten
In vielen Ländern sitzen Weltstars in den Studios und analysieren die Euro 2020. Christoph Kramer stellt aber alle in den Schatten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im ZDF-Studio analysiert Christoph Kramer die Euro 2020.
- Mit seiner Direktheit und den guten Sprüchen vermag der 30-Jährige zu überzeugen.
- Der Gladbacher ist einer der wenigen aktiven Spieler, die im TV als Experten auftreten.
Frank Lampard, Rio Ferdinand, Cesc Fabregas: Überall analysieren ehemalige Weltstars die Euro 2020. Vor allem in England haben BBC und ITV hochkarätige Experten-Teams zusammengestellt. Ein Deutscher stellt aber alle in den Schatten.
Offen, direkt und mit Witz analysiert Christoph Kramer im Studio von ZDF die Spiele an der Euro 2020. Der 30-Jährige steht für Borussia Mönchengladbach noch selber auf dem Feld und hat auch für die DFB-Elf gespielt. Jetzt kommentiert der Weltmeister von 2014 die Leistungen seiner Kollegen.
Nachdem «mein Yann Sommer» den Penalty von Mbappé gehalten hatte, lobte er den Schweizer: «Er hat noch nicht so viele bei uns gehalten. Aber ab heute ist er im Elfmeterschiessen sensationell. Ich freue mich – nicht auf jeden Elfmeter, den wir gegen uns bekommen, aber ich habe keine Angst mehr.»
Nach dem Schweiz-Sieg war er aber auch leicht ratlos: «Jetzt sitzen wir vier von der Tankstelle am Ende hier und probieren das zu erklären, was nicht zu erklären ist.» Doch das sei nach so einem Penaltyschiessen «das Geile am Fussball».
Auch bei der Analyse über die DFB-Elf findet er klare Worte. So hatte Deutschland gegen Ungarn (2:2) «viel uninteressanten Ballbesitz». Und: «Hätten sie nicht gegen Deutschland gespielt, hätten sie mir richtig leid getan», sagte Kramer nach dem Aus der Ungarn. «So tun sie mir nur ein bisschen leid.»
Effenberg rät Kramer von TV-Analyse der Euro 2020 ab
Nach dem Auftakt-Spiel der DFB-Elf gegen Frankreich (0:1) analysierte er: «Es ist scheisse, dass im Fussball immer nur diese Kack-Tore zählen. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.» In dieser Partie fand er Paul Pogba Weltklasse, doch sonst frage er sich, was er in Manchester mache. «Wo ist er das ganze Jahr?»
Auch zum Thema Rassismus hat Kramer seine Meinung kundgetan. Mit Blick auf die multikulturellen Nationalteams sagte er: «Wenn die Welt eine Fussballkabine wäre, sie wäre eine bessere.»
Lob erhält Kramer für seine Arbeit auch von DFB-Legende Stefan Effenberg. Doch dieser hätte ihm als sein Berater vom ZDF-Engagement abgeraten. «Wenn er als Spieler noch mehrere Jahre vor sich hat, im TV aber seine Kollegen bewertet, kann ihm das auf die Füsse fallen.»