Die FIFA tagt online. FIFA-Präsident Gianni Infantino nutzt auch diese Bühne. Die Vorwürfe in der Schweiz seien absolut unberechtigt, sagt er.
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Gianni Infantino, Präsident der FIFA. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der FIFA-Kongress fand 2020 online statt – das kommt Gianni Infantino gelegen.
  • Der Weltverbands-Präsident muss so in der Krise keinen Widerspruch fürchten.
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Gianni Infantino rückte sich seine Krawatte zurecht und lächelte in Richtung der grossen Videowand. Kein Wunder: Von der aus hatte er keinen Widerspruch zu erwarten.

Während seiner Ansprache beim ungewöhnlichen 70. FIFA-Kongress wehrte sich Infantino offensiv und selbstsicher gegen die schwerwiegenden Vorwürfe der Schweizer Behörden. Und er versuchte erneut, eine Verschwörung anzudeuten.

«Diejenigen, die diese Verschwörungstheorien aufgebracht haben und damit Schaden verursachen wollen, werden Opfer ihrer eigenen Pläne werden». Das versicherte der 50-Jährige in Richtung der Delegierten, die bei dem Online-Kongress aus der Entfernung mitwirkten. Und: «Alles ist gut.»

«Fast überall sind die Menschen überzeugt»

Infantino äusserte sich direkt zum in der Schweiz eröffneten Strafverfahren. In diesem geht es um geheime Treffen von Infantino mit dem damaligen Bundesanwalt Michael Lauber. Der Vorwurf gegen den FIFA-Präsidenten lautet unter anderem Anstiftung zum Amtsmissbrauch.

«Überall sind die Menschen von der neuen FIFA überzeugt», beharrte Infantino. «Ich sollte besser sagen: fast überall.»

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Michael Lauber an einer Medienkonferenz im Frühling 2019. - Keystone

Zum Zeitpunkt der Treffen mit Lauber steckte die FIFA noch in der Aufarbeitung der Skandalzeit um Ex-Präsident Joseph Blatter. Allerdings gab es auch Vorwürfe gegen Infantino aus seiner Zeit als UEFA-Generalsekretär, die die Schweizer Justiz beschäftigen.

Die Treffen seien arrangiert worden, um zu zeigen, «dass die neue FIFA Meilen, Welten entfernt ist von der alten FIFA.» Der Weltverband sei in der Vergangenheit «Opfer von korrupten Offiziellen geworden, darunter leidet die FIFA immer noch».

Nicht nur Lauber beschäftigt die FIFA

Noch im Jahr 2015, als etliche Verhaftungswellen den Verband erschüttert hatten, sei die FIFA «toxisch» gewesen, «für tot erklärt». Es sei deshalb seine Pflicht gewesen, sich mit dem Schweizer Bundesanwalt zu treffen, sagte Infantino. Er bedankte sich für die «grosse Unterstützung» aus den Reihen der 211 Mitgliedsverbände.

Abseits der Lauber-Affäre versucht der Weltverband, sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu arrangieren. «Das Virus hat uns gezeigt, dass die Gesundheit das Allerwichtigste ist», sagte Infantino. «Die Gesundheit kommt zuerst - auch vor dem Fussball.»

FIFA Präsident Gianni Infantino
Gianni Infantino, Präsident der FIFA. - dpa

Finanziell muss der Weltverband Einbussen hinnehmen. Für 2020 rechnet die FIFA mit einem Verlust vor Steuern von 794 Millionen US-Dollar. Das geht aus dem überarbeiteten Finanzbericht hervor, der vom Kongress abgesegnet wurde.

Im vorherigen Finanzbericht war der Weltverband noch von einem Betriebsergebnis vor Steuern von minus 624 Millionen Dollar ausgegangen. Die Einnahmen gehen unter anderem aufgrund von Änderungen am internationalen Spielkalender um mehr als 200 Millionen Dollar zurück.

Mega-Hilfspaket an Mitglieder der FIFA

Mittelfristig bleibt die FIFA aber bei ihrer Finanzprognose. Für den WM-Zyklus 2019 bis 2022 wird insgesamt weiterhin mit einem Gewinn von 100 Millionen Dollar gerechnet. Der Weltverband stellt zur Bewältigung der Folgen der Coronavirus-Pandemie insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar an Darlehen zur Verfügung. Die Gelder sollen bis zum Januar 2021 an die Mitgliedsverbände fliessen.

Infantino bezeichnete das Hilfspaket als «historisch», es gebe «nichts Vergleichbares im Sport», sagte der Schweizer. «Wir können das tun, weil die FIFA gesund und solide aufgestellt ist.» Der Weltverband stecke nicht in der Krise, «aber der Fussball», führte Infantino aus. «Deshalb war es für mich sofort klar, dass die FIFA helfen muss.»

Jeder der 211 Mitgliedsverbände kann bis zu 1,5 Millionen Dollar an Unterstützung beantragen. Davon sind 500'000 Dollar zweckgebunden für den Frauenfussball. Für Kontinentalverbände sind zwei Millionen Dollar vorgesehen.

«In der neuen FIFA, meine Freunde, verschwindet kein Geld mehr. Das Geld geht dahin, wohin es soll, um dem Fussball zu helfen», sagte Infantino. «Wir wissen genau, wohin das Geld geht, alles ist voll transparent.» Die Milliarden-Hilfe werde «nicht alle Probleme lösen, aber sie hilft».

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