Gerardo Seoane: Selten wurde Trainer trotz Entlassung so gelobt
Die Tage von Gerardo Seoane (43) als Bayer-Coach sind gezählt. Trotzdem verliert man über den Schweizer Trainer kein böses Wort. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Xabi Alonso beerbt Gerardo Seoane als Trainer in Leverkusen.
- Trotz schwachem Saisonstart hielt sich die Kritik im Umfeld in Grenzen.
Es ist eine Saison zum Vergessen. Platz 17 in der Liga, frühes Aus im Pokal und eine 0:2-Pleite in Porto. Blickt man auf die sportliche Saison-Bilanz, ist die Entlassung von Gerardo Seoane in Leverkusen absolut nachvollziehbar.
Trotzdem wird in Deutschland über den 43-Jährigen kaum ein schlechtes Wort verloren.
Dass das Team immer noch komplett hinter dem Coach steht, erklärte schon Jonathan Tah nach dem verlorenen Porto-Spiel am Dienstag.
Und auch die Kommentare unter seinem Abschieds-Post auf Instagram lassen darauf schliessen, dass hier keine «normale» Entlassung vollzogen wurde. Trotz schwachem Saisonstart wird Seoane mehr gelobt als kritisiert – das ist ungewöhnlich!
Es ist auch bitter. Die Tore konnte Seoane nicht selbst schiessen. Was kann er dafür, wenn sein Weltklasse-Torjäger Schick die Kiste nicht mehr trifft? Sein Goalie Hradecky in der Champions League bei einer Parade mit dem Ball im Tor landet? Es lief alles gegen ihn.
In der Vorsaison führt der Ex-YB-Meistercoach die «Werkself» auf Platz 3 und damit in die Königsklasse. Noch in der Sommerpause schwärmt Club-Boss Fernando Carro: «Wir sind mit Gerardo Seoane extrem zufrieden. Deswegen hoffe ich, dass er lange bei uns bleiben wird.»
Dieser Treueschwur hält bis gestern. Nach acht Runden verliert der Bayer-Vorstand die Nerven und wirft den Schweizer raus. Für den Erfolg soll jetzt der ehemalige Weltstar Xabi Alonso (40) sorgen, der als Trainer noch keine Stricke zerrissen hat.
Und Gerardo Seoane? Der kann sich von den Komplimenten und dem Lob nichts kaufen. Aber seinem guten Ruf als Trainer dürfte das Kapitel Leverkusen kaum schaden. Schliesslich gehört eine Entlassung zu jeder Trainerkarriere dazu.