Gerardo Seoane sieht in Gladbach eine heikle wie reizvolle Aufgabe
Gerardo Seoane startet am Samstag als neuer Coach von Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga-Saison. Der Schweizer weiss um die Herausforderung.
Das Wichtigste in Kürze
- Gerardo Seoane startet optimistisch und motiviert in die Saison als neuer Gladbach-Coach.
- Viele Leistungsträger verliessen zuletzt den Traditionsklub vom Niederrhein.
- Zum Bundesliga-Auftakt muss sein Team am Samstag auswärts beim FC Augsburg ran.
Gerardo Seoane hat in diesem Sommer das Traineramt bei Borussia Mönchengladbach übernommen. Nach einem grossen Umbruch verliessen viele Leistungsträger den Traditionsklub. Der 44-jährige Schweizer soll nun eine konkurrenzfähige «Fohlen»-Elf formen. Lars Stindl, Ramy Bensebaini, Marcus Thuram und Jonas Hofmann sind alle weg.
Damit fallen gleich die vier besten Torschützen der Vorsaison weg – drei davon ablösefrei. Die 39 Treffer sollen unter anderem durch die Neuzugänge Tomas Cvancara, Franck Honorat und Robin Hack ersetzt werden. Vor allem aber ruhen die Hoffnungen auf Gerardo Seoane. Die Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach halten grosse Stücke auf den neuen Schweizer Trainer.
Gerardo Seoane: «Grosse Motivation für diese Aufgabe»
Doch wieso zieht es den dreifachen YB-Meistertrainer, der zuletzt mit Bayer Leverkusen Champions League spielte, an den Niederrhein? Zu einem Traditionsklub, keine Frage. Aber auch zu einem Verein, der in den letzten Jahren zunehmend mit Problemen zu kämpfen hatte.
«Als die Anfrage von Borussia kam, spürte ich grosse Motivation für diese Aufgabe. Die Borussia ist ein Verein mit einer grossen Historie und einer unglaublichen Anhängerschaft. Hier etwas zu entwickeln ist eine extrem reizvolle Aufgabe», sagt Seoane gegenüber Keystone-SDA.
Vor Bundesliga-Saisonstart erklärt der 44-Jährige: «Wichtig wird das Auftreten. Einstellung und Leidenschaft müssen immer bei hundert Prozent sein.» Sollte dies gelingen, wäre schon viel erreicht, auch unabhängig vom Tabellenplatz.
Drei Meistertitel in Serie mit YB
Bis letzten Sommer kannte die Trainerkarriere des Gerardo Seoane nur eine Richtung: nach oben, Schritt für Schritt, wohlüberlegt. Nach nur einem halben Jahr und 17 Spielen für seinen Heimatklub FC Luzern folgte Seoane dem Lockruf aus Bern. Mit YB holte er drei Meistertitel in Serie und einmal den Cup.
Dies weckte Begehrlichkeiten im Ausland – Seoane, der sechs Sprachen fliessend spricht, entschied sich für Deutschland. In Leverkusen fand er ein Kader vor, das auf ihn zugeschnitten war. Hochtalentierte Spieler, die in der Vorwärtsbewegung ihre Stärke haben. Die teils spektakulären Auftritte mündeten im dritten Platz und der Champions League.
«Es war kein Zufall oder Glück, dass er gleich reüssiert hat», sagt Remo Meyer. Der Sportchef des FC Luzern arbeitete bei den Innerschweizern mit Seoane zusammen. Er beförderte diesen 2018 von der U21 in die erste Mannschaft. «Gerry war sieben Jahre in unserer Nachwuchsabteilung, er hat sich sehr gut vorbereitet – die Geduld hat sich ausbezahlt.»
Grosse Ambitionen mit Mönchengladbach
In der zweiten Saison bei Bayer Leverkusen folgte ein völlig überraschender Absturz, an dessen Ende Seoane entlassen wurde. Trotz zahlreicher Werkzeuge, einer scheinbar intakten Mannschaft und grossen Ambitionen. Acht Monate später sitzt er rund 40 km nordwestlich von Leverkusen topmotiviert im Presseraum von Borussia Mönchengladbach.
Auf der Brust prangt die Raute mit dem «B». Fünfmal wurde die «Elf vom Niederrhein» deutscher Meister, zuletzt 1977 mit Jupp Heynckes, Uli Stielike und Berti Vogts. Heute heissen die Führungsspieler Jonas Omlin, Julian Weigl und Nico Elvedi. Der 26-jährige Schweizer spielt aber nach acht Jahren bei der Borussia mit Abwanderungsgedanken.
«Ich wusste, welche Situation mich erwartet und darin liegt ja auch ein grosser Reiz. Ich habe mich daher sehr bewusst für diese Aufgabe entschieden», sagt der Schweizer. Von Angst, in Deutschland verbrannt zu sein, will Gerardo Seoane nichts wissen. «Ich konzentriere mich ausschliesslich auf die Dinge, die ich beeinflussen kann.»
Positiv fiel auch das erste Pflichtspiel unter Seoane aus. Am vergangenen Freitag siegte sein Team in der ersten Cuprunde beim fünftklassigen Bersenbrück 7:0. «Insgesamt nicht ganz zufrieden» war denn auch Seoane. Der erste Gradmesser folgt am Samstag zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison, mit dem Auswärtsspiel in Augsburg.