Die Spitzenvertreter des belgischen Profi-Fussballs sind sich einig: Bis zu den Sommerferien sind praktisch keine Spiele mehr möglich. Daraus ziehen sie nun Konsequenzen, die andere grosse Ligen unbedingt vermeiden wollen.
Uefa
Der FC Brügge ist in Belgien zum Meister gekürt worden. Der Uefa gefällt das nicht. - dpa-infocom GmbH

Belgiens erste Fussball-Liga bricht ihre Saison wegen der Coronavirus-Pandemie als erste grössere europäische Spielklasse vorzeitig ab. Der FC Brügge solle zum Meister proklamiert werden, empfahl der Verwaltungsrat der Pro League nach einer Videokonferenz.

Es sei «höchst unwahrscheinlich», dass vor dem 30. Juni noch Wettkämpfe mit Publikum gespielt werden könnten, erklärte die Liga unter Berufung auf den führenden belgischen Virologen Marc Van Ranst und die Regierung.

Die Vollversammlung, in der alle 24 Profi-Vereine des Landes vertreten sind, muss der Empfehlung des Verwaltungsrats am 15. April noch zustimmen. Die Liga hatte 29 von 30 regulären Spieltagen gespielt, als der Spielbetrieb Mitte März eingestellt wurde. Er soll nach aktuellem Stand bis zum 1. Mai ruhen. Der 15-fache Meister Brügge steht mit 70 Punkten an der Spitze der Tabelle, vor RK Gent mit 55 Punkten. Der letzte Spieltag und die Playoffs sollen der einstimmigen Entscheidung des Verwaltungsrats zufolge ausfallen.

«Die heutige Situation macht es höchst ungewiss, ob und wann überhaupt nach eine Wiederaufnahme des gemeinsamen Trainings angepeilt werden kann», erklärte die Liga. Ausserdem drohe die mögliche Ansteckung eines Spielers den sportlichen Verlauf des Wettbewerbs auf inakzeptable Weise zu beeinflussen.

Finanzielle Einbussen müssen die Vereine kaum befürchten. Die drei Inhaber der Übertragungsrechte haben nach Angaben des Senders RTBF schon voll bezahlt. Das Geld sei anders als in anderen Ländern schon an die Clubs verteilt. Zudem habe Pro League einen Vertrag, der eine Rückzahlung im Fall eines Saisonabbruchs aufgrund höherer Gewalt ausschliesst, berichtet RTBF weiter.

Genks Trainer Hannes Wolf sagte dem Sender Sky, viele junge Spieler seiner sehr internationalen Mannschaft hätten nicht mehr rechtzeitig in ihre Heimatländer zurückreisen können. Weil sie jetzt allein in ihren Wohnungen in Genk sässen, wolle man im April mit individuellem Programm und und mentalem Training weiter üben.

Auch andere Ligen werden den Spielbetrieb nach Wolfs Einschätzung abbrechen. «Ich verstehe natürlich bei dem, was da auch wirtschaftlich dranhängt und die Schwierigkeit der Organisation eines neuen Spielbetriebs ohne Aufsteiger, Absteiger, dass sich alles wehrt, es abzusagen, und dass man alles versucht um weiterzuspielen», sagte der frühere Coach des Hamburger SV (38) . Er könne sich aber schwer vorstellen, «dass man in drei, vier, fünf Wochen wieder auf dem Platz steht».

Zum Auf- und Abstieg in Belgien soll den Angaben zufolge eine Arbeitsgruppe einen Vorschlag erarbeiten, der dann auch von der Vollversammlung verabschiedet werden muss. Würde in dieser Saison kein Verein absteigen, wüchse die 1. Liga mit zwei Aufsteigern aus der 2. Liga von derzeit 16 auf dann 18 Vereine. Alle anderen europäischen Fussball-Ligen - darunter auch die Bundesliga - hoffen weiter darauf, die Saison noch beenden zu können.

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