Gladbachs Thuram stärkt sein Profil mit Toren und Gesten

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Deutschland,

Durch das 4:1 gegen Union Berlin ist Borussia Mönchengladbach die erneute Europapokal-Teilnahme praktisch nicht mehr zu nehmen. Dass das Rose-Team weiter um die dritte Champions-League-Teilnahme kämpft, hat vor allem auch mit Torjäger Thuram zu tun.

Mönchengladbachs Marcus Thuram kniet nach seinem ersten Treffer der Partie auf dem Rasen. Foto: Martin Meissner/AP Pool/dpa
Mönchengladbachs Marcus Thuram kniet nach seinem ersten Treffer der Partie auf dem Rasen. Foto: Martin Meissner/AP Pool/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Tor-Doppelpack, ein Kniefall und rührende Gesten - auf dem angestrebten Weg zum europäischen Top-Stürmer hat Weltmeister-Sohn Marcus Thuram an Pfingsten an Kontur gewonnen.

Mit seinem stummen Protest gegen Rassismus sorgte der 22 Jahre alte Franzose für eines der Bilder des Spieltages, als er nach seinem ersten von zwei Toren beim 4:1 (2:0) gegen Union Berlin auf das linke Knie sank und zu Boden blickte. Seinen Wert für die Mannschaft zeigte er am Sonntag zudem nicht nur mit seinen Treffern (41. Minute/59.). Auch beim emotionalen Bundesliga-Debüt von Mamadou Doucouré war Thuram derjenige, der für Gänsehaut-Momente sorgte.

«Es überrascht mich überhaupt nicht, dass er derjenige ist, der voran geht, weil es einfach ein richtig guter Junge ist», sagte Borussen-Coach Marco Rose über seinen Torjäger. Der Spross des früheren französischen Weltmeisters Lilian Thuram kam vor der Saison aus Guingamp und schoss sich sogleich in die Herzen der Fans. Mit zehn Saisontoren und acht Torvorlagen hat der Angreifer grossen Anteil an der erneuten Europapokal-Teilnahme Gladbachs, an der seit Sonntag praktisch kein Zweifel mehr besteht. Bei fünf noch ausstehenden Spielen beträgt der Vorsprung auf Rang sieben bereits 14 Punkte.

Thurams Landsmann Doucouré ist ebenfalls 22 und kam bereits vor vier Jahren von Paris Saint-Germain zur Borussia. Seine Einsatzzeit in der Bundesliga bis Pfingsten: gar keine. Unfassbares Verletzungspech warf den Abwehrspieler immer wieder zurück. Als Rose Doucouré in der Schlussphase gegen Union erstmals aufs Feld schickte, erhoben sich die Ein- und Auswechselspieler und applaudierten. Thuram stürmte auf Doucouré zu und herzte ihn. Auch ohne Publikum in der Corona-Krise erlebte der Borussia-Park emotionale Momente. Nach Spielende präsentierte Thuram Doucourés Trikot vor der Nordkurve, wo das Team sonst mit den Fans feiert, und rief immer wieder «Mamadou, Mamadou».

«Ich glaube, es war nicht nur ein wertvoller Sieg, sondern auch ein hochemotionales Erlebnis für uns alle und vor allem für Mamadou, der ganz lange dafür kämpfen musste, und da sind wir froh, dass er heute seine ersten Minuten spielen durfte», sagte Sportchef Max Eberl.

Thuram hingegen wollte keine Interviews geben und liess lieber Tore und Gesten für sich sprechen. Nach seinem ersten Tor sank er auf sein linkes Knie und blickte zu Boden. «Keine Erklärung erforderlich», twitterte die Borussia noch während des Spiels mit einem Bild der Szene, das jeder als stummen Protest gegen Rassismus sogleich verstand. «Wenn man sich öffentlich gegen Rassismus stellt, dann ist das schon sehr in Ordnung», sagte sein Coach anschliessend. Rose begrüsste es ausdrücklich, dass einer seiner aktuell besten Spieler ein politisches Statement setzte und damit dem oft kolportierten Bild vom aalglatten Profi ohne gesellschaftliche Meinung widersprach.

«Er hat es auf den Punkt gebracht, er hat ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt, was wir natürlich alle komplett unterstützen», sagte Rose weiter. Thuram schrieb später bei Instagram: «Gemeinsam kommen wir voran. Gemeinsam verändern wir etwas.» Dies versah er mit den Hashtags #justiceforgeorgefloyd (Gerechtigkeit für George Floyd) und der Bewegung #blacklivesmatter (Schwarze Leben zählen). Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis gibt es derzeit in den USA Proteste und Gewalt.

Während Thuram sein Profil als Mensch stärkte, will Rose weiter am Fussballer Thuram arbeiten. «Wir sehen immer wieder seine Qualität. Trotzdem sehe ich bei ihm auch noch Luft nach oben, sehe noch Entwicklungspotenzial. Er will ja europäischer Top-Stürmer werden», sagte Rose. Dass Thuram das Zeug dazu hat, ist für Rose unstrittig: «Ich traue ihm sehr viel zu, weil er ein grosses Potenzial hat.»

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