Türkischer Supercup nach Hymnen-Eklat abgesagt

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Morokko,

Der türkische Supercup sollte in Riad ausgetragen werden. Doch weil Saudi-Arabien die Ehrung des türkischen Gründers verbot, reisten die Spieler wieder ab.

Türkei
Türkische Fans warteten in Riad vergeblich auf den Anpfiff des Supercups. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der türkische Supercup in Riad wurde abgesagt.
  • Die Vereine wollten Atatürk, den Gründer der modernen Türkei ehren, Riad verbot es.
  • Als die Fans die Hymne anstimmten, wurden sie von lauter Musik übertönt.

Der türkische Fussball kommt einfach nicht zur Ruhe: Beim Supercup-Final zwischen Galatasaray und Fenerbahçe kommt es zum nächsten Eklat. Das Spiel wird aus politischen Gründen kurzfristig abgesagt.

Das Istanbuler Derby wurde des Geldes wegen in die saudi-arabische Hauptstadt Riad verlegt. Bereits im Vorfeld sorgte dies für einige Kritik. Laut dem Portal «Ligablatt» stimmte Saudi-Arabien zwar zu, die Nationalhymne abzuspielen und türkische Flaggen zu erlauben. Politische Slogans waren aber verboten.

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Galatasaray und Fenerbahce hätten in Riad den türkischen Supercup austragen sollen. - keystone

Die beiden Vereine wollten aber zum 100-jährigen Bestehen der modernen Türkei den Gründer Mustafa Kemal Atatürk ehren. Dafür hatten sie spezielle Aufwärmtrikots und Banner anfertigen lassen. Auf dem Banner sollte «Frieden in der Heimat, Frieden auf der Welt», ein Zitat Atatürks, stehen.

Atatürk kämpfte nach dem Ersten Weltkrieg für die Unabhängigkeit. Er schaffte das Sultanat und Kalifat ab und trennte Religion und Staat. Damit machte er die Türkei zu einem eher westlichen Land.

Und deshalb schien Riad der Ehrung abgeneigt gewesen zu sein. Die Polizei soll wegen der Shirts sogar in der Kabine von Fenerbahçe gewesen sein.

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Mit diesen Aufwärmshirts wollte Galatasaray Atatürk ehren. - twitter

Die Spieler weigerten sich in der Folge, das Spiel zu absolvieren. Aus Protest reisten sie deshalb wieder zurück in die Türkei. Wann die Partie ausgetragen wird, ist unklar.

Einige Fans warteten deswegen vergeblich im Stadion. Als sie – wohl auch aus Protest – die türkische Nationalhymne anstimmten, reagierte der Stadionspeaker sofort. Er übertönte den Gesang einfach mit lauter Musik.

Kommentare

User #9185 (nicht angemeldet)

Atatürk ist den Saudis ein Dorn im Auge, denn ein mehrheitlich islamisch geprägter Staat, der grundsätzlich mit dem Vorbild Frankreichs als säkularer Staat mit Laizismus (Trennung von Staat und Religion) gegründet wurde, ist eine Gefahr für die eigene Gesellschaft..

Kawa86

Alle, die jetzt über Galatasaray herziehen: Der Erdogan-Clan hat dieses Spiel mit den Saudis vereinbart. Gala wollte dies von Anfang an nicht. Ich finde es super, dass unser Verein sich nicht von irgendwelchen Diktatoren und feudalen Staaten erpressen lässt. Ich frage mich, ob andere Top-Vereine wie Real, Barca, Manu auch so gehandelt hätten, indem sie bei einem Spiel, das von Diktatoren organisiert wurde, nicht erschienen wären.

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