Ultras vehement gegen Geisterspiele - DFL wartet auf Rate
Trotz des finanziellen Drucks auf die Clubs wehren sich die «Fanszenen Deutschland» gegen Spiele ohne Zuschauer. Während die Deutsche Fussball Liga das Szenario Geisterspiele für die 1. und 2. Bundesliga weiter vorbereitet, sind die Fans in dieser Frage gespalten.
Der Zusammenschluss «Fanszenen Deutschland» hat sich vehement gegen eine Fortführung der Saison ohne Zuschauer in der aktuellen Situation ausgesprochen. «Der Profifussball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne», heisst es in einer über die Ultra-Gruppen der Vereine verbreiteten Erklärung. Derweil kämpft die DFL um die vierte und letzte Rate aus den Fernsehgeldern.
Der Leipziger Virologe Uwe G. Liebert sieht umfassende Tests in der Bundesliga und auch eine nötige Isolation der Profis und Betreuer zumindest vor den Spielen als realistisch an. «Wenn alle in einer Art Glaskasten sitzen, und zwar getrennt voneinander, dann wäre das optimal», sagte der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Leipzig in der «Mitteldeutschen Zeitung». Demnach könne man mit Antikörpertests die Spieler bestimmen, die eine asymptomatische Corona-Infektion hinter sich haben und immun sind. Ein Test koste etwa 130 Euro. Testet man nur vor Partien, würde das die Clubs jeweils knapp 4000 Euro pro Spieltag kosten.
Allerdings hatten Coronavirus-Schnelltests bei Eintracht Frankfurt keine befriedigenden Ergebnisse darüber gebracht, wie immun Menschen gegen den Covid-19-Erreger sind. Wie der «Spiegel» berichtete, sind in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Frankfurt bei einem Pilotprojekt 30 Teammitglieder des Clubs mit zwei gängigen Antikörpertests untersucht worden. In sieben Fällen - knapp einem Viertel der Proben - wichen die Ergebnisse voneinander ab.
Die Entscheidung, ob und wie die Spielzeit zu Ende gebracht werden kann, könnte bei der auf kommenden Donnerstag verschobenen DFL-Mitgliederversammlung gefällt werden. Ein strittiger Punkt sind die Test auf das Coronavirus. Zuletzt hatte der Berufsverband «Akkreditierte Labore in der Medizin» erklärt, dass er bei Geisterspielen keinerlei Probleme mit den Kapazitäten sehe.
Ohne diese Spiele und den damit verbundenen TV-Einnahmen droht verschiedenen Clubs nach Medienberichten die Insolvenz. Die DFL hat nach Angaben vom Freitag noch keine verbindliche Einigung über die Zahlung der vierten und letzten Rate an die Vereine erzielt. «Die #DFL befindet sich in Gesprächen mit allen Medienpartnern», twitterte die Dachorganisation der 36 Proficlubs am Freitag. Mit dem Pay-TV-Sender Sky gebe es «noch keine vertraglich fixierte Vereinbarung», hiess es.
Die «Bild» hatte über eine Einigung zwischen DFL und Sky berichtet, wonach etwas weniger Geld fliessen solle, dafür aber früher, als vereinbart worden sei. Nach dem Bericht sollen auch ARD und ZDF bereit seien, ihre nächste Rate zu überweisen, obwohl der Spielbetrieb bis mindestens 30. April ruht und unklar ist, ob und wann die Saison wegen der Coronavirus-Pandemie zu Ende gespielt werden kann. Demnach hätte die letzte Sky-Rate eigentlich schon am 10. April bei der DFL eingehen sollen. Nach einem Bericht des «Kicker» hätten die Rechteinhaber die insgesamt 304 Millionen Euro bisher noch nicht überwiesen. Als neuer Zahltag sei der 2. Mai vereinbart worden.
Auf dem Spiel stehen insgesamt rund 750 Millionen Euro, die bei einem Abbruch der Spielzeit fehlen würden. Bisher ist die Austragung von Geisterspielen nicht sicher, da Bund und Länder sich am Mittwoch auf die Verlängerung des Verbots von Grossveranstaltungen bis mindestens zum 31. August einigten.
Nicht kommentieren will die DFL die Ablehnung von Geisterspielen durch Ultra-Fans. «Die Wiederaufnahme des Fussballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar - schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung», steht in einer Erklärung der «Fanszenen Deutschland». Weiter heisst es: «Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren.»
Die «Fanszenen Deutschland» sind nicht in der Ad hoc-Gruppe Fan-Institutionen und Verbände zu Corona vertreten, die am Donnerstag erneut mit Vertretern der DFL und des Deutschen Fussball-Bundes in einer Schalte tagte. Anfang der Woche hatte sich «Pro Fans» mit seinen vielen Ultra-Anhängern nicht mehr gegen Partien ohne Zuschauer ausgesprochen. «Unsere Kurve» will sich derzeit nicht konkret äussern.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland sind Grossveranstaltungen bis 31. August verboten.
- Ultras der Bundesliga wehren sich allerdings gegen Geisterspiele.