Was den Saudi-Liga-Boom von der geplatzten China-Blase unterscheidet
Das Wichtigste in Kürze
- Die saudische Fussball-Liga wirft mit absurden Gehältern für Superstars um sich.
- Cristiano Ronaldo und Karim Benzema sind wohl nur die Spitze des Eisbergs.
- Die Parallelen zur geplatzten China-Blase sind aber nur oberflächlich.
Es ist erst ein paar Jahre her, als die chinesische Fussball-Liga mit horrenden Ablösen und Gehältern um sich warf. Das genügte damals, um grosse Namen wie Oscar oder Hulk anzulocken – war aber nicht sonderlich nachhaltig.
Rund sieben Jahre später versinkt China in der fussballerischen Bedeutungslosigkeit. Die Liga liegt sportlich und finanziell in Trümmern. Dazu kämpft der Verband mit Korruptions- und Matchfixing-Vorwürfen.
Doch das Muster scheint sich zu wiederholen – und zwar in Saudi-Arabien. Die Saudi Pro League wirft mit schwindelerregenden Gehältern um sich und lockt so echte Weltstars an. Cristiano Ronaldo, der im Winter zu Al-Nassr wechselte, war nur der Anfang.
Mittlerweile stehen auch die Transfers von Karim Benzema (35) und N'Golo Kanté (32) zu Al-Ittihad fest. Romelu Lukaku soll folgen, auch an Neymar arbeiten die Saudi-Clubs offenbar. Nur bei Lionel Messi und Luka Modric blitzte man bisher ab.
Ronaldo gegen Benzema: Schauen Sie künftig die Spiele der saudi-arabischen Liga?
Aber anders als bei der mittlerweile geplatzten China-Blase steht hinter dem Saudi-Arabien-Boom ein konkreter Plan. Der ist auf vorerst sieben Jahre angesetzt und mündet in der angestrebten Heim-WM 2030. Deshalb gibt es entscheidende Unterschiede zu China.
Erstens: Die staatliche Einmischung
Natürlich hatten die Behörden auch in der Chinese Super League erheblichen Einfluss. In Saudi-Arabien ist der Fall aber noch eklatanter: Die Top-Clubs Al-Hilal, Al-Ittihad, Al-Nassr und Al-Ahli gehören dem Staatsfonds PIF unter Kronprinz Mohammed Bin Salman.
Das 620 Milliarden Franken schwere Investment-Konsortium besitzt seit kurzem auch Newcastle United. Den PIF-Clubs stehen praktisch unbegrenzte finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Profitabel müssen sie nicht sein, nur positive Aufmerksamkeit ist das Ziel.
Zweitens: Die Liga-Regeln
Die chinesische Liga kämpfte selbst auf dem Höhepunkt ihres Kaufrausches mit den Kader-Bestimmungen. Maximal fünf ausländische Spieler waren erlaubt, zudem musste mindestens ein chinesischer U23-Spieler in der Startelf stehen.
Saudi-Arabien hat dieses Problem nicht: Bis zu acht ausländische Stars dürfen ab der kommenden Saison im Kader stehen. Bisher waren sieben Ausländer zugelassen. Vorschriften über saudische Nachwuchsspieler gibt es keine.
Drittens: Die Zwei-Klassen-Gesellschaft
Westliche Stars reisen schon seit Jahren in ihrer Freizeit in die Golf-Staaten wie Dubai oder Bahrain. Trotz der oft strengen islamischen Gesellschafts-Ordnung geniessen sie dort angesichts ihres Reichtums praktisch uneingeschränkte Freiheiten.
Da erging es den Star-Kickern in China oftmals anders. Die strengen Gesetze in der Volksrepublik gelten dort auch für die ausländischen Fussballer. Das trieb so manchen zur vorzeitigen Rückkehr nach Europa oder Südamerika.
Viertens: Das klare Ziel
Die Verantwortlichen in Saudi-Arabien – sowohl beim PIF als auch in der Liga – verfolgen grosse Ambitionen. Bis zur Heim-WM 2030 soll Saudi-Arabien eine der Top-Ligen weltweit sein, nicht nur in Asien. Anders als in China ist das Nationalteam Nebensache.
Der Fokus auf die Liga soll Saudi-Arabien auch weiter bei seiner Image-Politur helfen. «Sportswashing» betreibt das Golf-Königreich seit Jahrzehnten intensiv. Grosse Namen wie Ronaldo, Benzema oder vielleicht bald Neymar sind dabei äusserst hilfreich.