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Was den Saudi-Liga-Boom von der geplatzten China-Blase unterscheidet

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Saudi-Arabien,

Ronaldo, Benzema, Kanté – bald vielleicht Neymar und Lukaku. Die Saudi-Liga rüstet mit Weltklasse-Kickern auf und bietet horrende Gehälter. Das kennt man doch?

Karim Benzema Saudi-Arabien Al-Ittihad
Karim Benzema ist das neue Star-Gesicht von Al-Ittihad in der Saudi Pro League. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die saudische Fussball-Liga wirft mit absurden Gehältern für Superstars um sich.
  • Cristiano Ronaldo und Karim Benzema sind wohl nur die Spitze des Eisbergs.
  • Die Parallelen zur geplatzten China-Blase sind aber nur oberflächlich.

Es ist erst ein paar Jahre her, als die chinesische Fussball-Liga mit horrenden Ablösen und Gehältern um sich warf. Das genügte damals, um grosse Namen wie Oscar oder Hulk anzulocken – war aber nicht sonderlich nachhaltig.

Rund sieben Jahre später versinkt China in der fussballerischen Bedeutungslosigkeit. Die Liga liegt sportlich und finanziell in Trümmern. Dazu kämpft der Verband mit Korruptions- und Matchfixing-Vorwürfen.

Karim Benzema Saudi-Arabien
Karim Benzema ist das neue Aushängeschild von Al-Ittihad. - keystone

Doch das Muster scheint sich zu wiederholen – und zwar in Saudi-Arabien. Die Saudi Pro League wirft mit schwindelerregenden Gehältern um sich und lockt so echte Weltstars an. Cristiano Ronaldo, der im Winter zu Al-Nassr wechselte, war nur der Anfang.

Mittlerweile stehen auch die Transfers von Karim Benzema (35) und N'Golo Kanté (32) zu Al-Ittihad fest. Romelu Lukaku soll folgen, auch an Neymar arbeiten die Saudi-Clubs offenbar. Nur bei Lionel Messi und Luka Modric blitzte man bisher ab.

Ronaldo gegen Benzema: Schauen Sie künftig die Spiele der saudi-arabischen Liga?

Aber anders als bei der mittlerweile geplatzten China-Blase steht hinter dem Saudi-Arabien-Boom ein konkreter Plan. Der ist auf vorerst sieben Jahre angesetzt und mündet in der angestrebten Heim-WM 2030. Deshalb gibt es entscheidende Unterschiede zu China.

Erstens: Die staatliche Einmischung

Natürlich hatten die Behörden auch in der Chinese Super League erheblichen Einfluss. In Saudi-Arabien ist der Fall aber noch eklatanter: Die Top-Clubs Al-Hilal, Al-Ittihad, Al-Nassr und Al-Ahli gehören dem Staatsfonds PIF unter Kronprinz Mohammed Bin Salman.

Mohammed Bin Salman
Kronprinz Mohammed Bin Salman steht dem Staats-Fonds PIF vor, der vier der grössten saudischen Fussball-Clubs übernommen hat. - keystone

Das 620 Milliarden Franken schwere Investment-Konsortium besitzt seit kurzem auch Newcastle United. Den PIF-Clubs stehen praktisch unbegrenzte finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Profitabel müssen sie nicht sein, nur positive Aufmerksamkeit ist das Ziel.

Zweitens: Die Liga-Regeln

Die chinesische Liga kämpfte selbst auf dem Höhepunkt ihres Kaufrausches mit den Kader-Bestimmungen. Maximal fünf ausländische Spieler waren erlaubt, zudem musste mindestens ein chinesischer U23-Spieler in der Startelf stehen.

Cristiano Ronaldo Al-Nassr
Cristiano Ronaldo war nur der erste grosse Name, der nach Saudi-Arabien geholt wurde. - dpa

Saudi-Arabien hat dieses Problem nicht: Bis zu acht ausländische Stars dürfen ab der kommenden Saison im Kader stehen. Bisher waren sieben Ausländer zugelassen. Vorschriften über saudische Nachwuchsspieler gibt es keine.

Drittens: Die Zwei-Klassen-Gesellschaft

Westliche Stars reisen schon seit Jahren in ihrer Freizeit in die Golf-Staaten wie Dubai oder Bahrain. Trotz der oft strengen islamischen Gesellschafts-Ordnung geniessen sie dort angesichts ihres Reichtums praktisch uneingeschränkte Freiheiten.

Da erging es den Star-Kickern in China oftmals anders. Die strengen Gesetze in der Volksrepublik gelten dort auch für die ausländischen Fussballer. Das trieb so manchen zur vorzeitigen Rückkehr nach Europa oder Südamerika.

Viertens: Das klare Ziel

Die Verantwortlichen in Saudi-Arabien – sowohl beim PIF als auch in der Liga – verfolgen grosse Ambitionen. Bis zur Heim-WM 2030 soll Saudi-Arabien eine der Top-Ligen weltweit sein, nicht nur in Asien. Anders als in China ist das Nationalteam Nebensache.

Newcastle United Saudi-Arabien
Newcastle United gehört mittlerweile dem Saudi-Staatsfonds PIF. - Keystone

Der Fokus auf die Liga soll Saudi-Arabien auch weiter bei seiner Image-Politur helfen. «Sportswashing» betreibt das Golf-Königreich seit Jahrzehnten intensiv. Grosse Namen wie Ronaldo, Benzema oder vielleicht bald Neymar sind dabei äusserst hilfreich.

Kommentare

User #5523 (nicht angemeldet)

Die verdienen nicht zu wenig nie und nimmer. Die allermeisten Sportler können mit Geld 💰 einfach nicht umgehen. Vorausplanen erst recht nicht.

User #3715 (nicht angemeldet)

Zwangsläufig gehen sämtliche Weltklasse-Kicker gehen spätestens ab Mitte dreissig in die Fussball-Rente. Auch ich, wäre ich ein Star, würde sicher mit den zig Millionen Ölfördergelder meine Rente aufbessern. Die Starkicker verdienten offenbar während ihrer langen Karrieren zu wenig, um im Alter nicht am Hungertuch nagen zu müssen?

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