WM 2022: Katar-«Ultras» sind aus Nordafrika eingekauft
Bei Katar-Spielen an der WM 2022 sorgt ein Block für Stimmung, wie man sie aus Südamerika, Nordafrika und Europa kennt. Nun soll klar sein: Sie sind eingekauft.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Gegensatz zu «normalen» Fans harrt der katarische Ultra-Block stets bis Spielende aus.
- Die «New York Times» deckt nun auf, dass die jungen Männer eingekauft sind.
- Sie machen WM-Stimmung, dafür dürfen sie gratis wohnen und an die Spiele.
Die katarische Fussball-Nati kann sich an der WM 2022 immerhin auf seinen Ultra-Block verlassen. Etwa 1500 identisch in dunkelroten T-Shirts gekleidete Fans sorgen bei den Spielen der Gastgeber-Mannschaft für mächtig Stimmung. Aber ebenso für Irritation.
Im Gegensatz zu anderen Katarern verliessen diese Anhänger bei den Niederlagen gegen Ecuador und Senegal nicht vor Abpfiff das Stadion. Sondern sorgten stattdessen über fast die gesamte Spielzeit für Fussball-Atmosphäre.
Die «New York Times» hat nun offenbar aufgedeckt, was es mit den Ultras auf sich hat. Die Kurzfassung: Die jungen Männer sind eingekauft.
Ultra-Boss von Galatasaray half bei Fan-Rekrutierung für WM 2022
Überraschen dürfte das nicht. Der Aufwand, mit dem die Gruppe rekrutiert wurde, war dem Bericht zufolge allerdings beachtlich.
Es soll im April mit einem Test in Beirut begonnen haben. Hunderte Studenten und Fans eines kleinen Vereins versammelten sich im Camille-Chamoun-Stadion. Selbst der Anführer (Capo) der Ultras von Galatasaray Istanbul soll laut der Zeitung eingeflogen worden sein. Als Experte und Ratgeber.
Mit Bannern, Gesängen und Pyrotechnik wurde den Katarern gezeigt, was für eine Atmosphäre möglich ist. Und dem Gastgeber der WM 2022 gefiel, was man da sah.
Essen, WM-Ticket und Taschengeld für Stimmung
Also wurden die etwa 1500 Männer aus dem Libanon, Ägypten, Algerien und Syrien engagiert. Viele wundern sich, denn: Mit ihren meist zahlreichen Tätowierungen passen sie so gar nicht ins katarische Gesellschaftsbild.
Als Gegenleistung für die Stimmung gibt es die Flüge, die Unterkunft, Tickets zu den Spielen, Essen und ein kleines Taschengeld. Die meisten der Männer hätten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation nie ein WM-Spiel live verfolgen können. Und liessen sich deshalb gern auf den Deal ein.
Ultras wurden nur bis zum Ende der Gruppenphase «gemietet»
Seit Mitte Oktober ist die Gruppe laut der «New York Times» in Doha. Die Choreografien wurden ebenso einstudiert wie die eigens getexteten Lieder. Und natürlich musste die Nationalhymne Katars gelernt werden.
Das Spiel gegen die Niederlande am Dienstag im Al-Bait Stadion draussen in der Wüste wird ihr letzter Auftritt sein. Katar ist ausgeschieden und für mehr als die Gruppenphase waren sie ohnehin nicht eingeplant. Die Organisatoren liessen eine Anfrage der Zeitung zu der Gruppe unbeantwortet.