30 Jahre «London»: Wie der DFB gegen Kondom-Trikots kämpfte

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Deutschland,

Vor 30 Jahren machte der FC Homburg Werbung für Kondome. Dem DFB gefiel das gar nicht. Doch die Homburger kämpften für ihre Trikotwerbung - und bekamen recht.

Pikanter Trikots: Homburg-Spieler mit London-Werbung auf der Brust. Foto: Michael Probst
Pikanter Trikots: Homburg-Spieler mit London-Werbung auf der Brust. Foto: Michael Probst - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Fussballfans und Liebhaber konnten Ende der 80er-Jahre auf den gleichen Schriftzug stossen: «London».

Dieser Name stand auf vielen Kondompackungen, die Spieler des damaligen Bundesligisten FC Homburg trugen ihn auf der Brust.

Der Werbedeal des Clubs mit dem Kondomhersteller London Rubber Company führte zu einem kuriosen Streit. Funktionäre des Deutschen Fussball-Bundes wurden damals zu Sittenwächtern. Sie drohten mit Punktabzug, belegten den Verein mit einer Geldstrafe von 100.000 Mark. Homburg verdeckte die Werbung zeitweilig mit einem schwarzen Balken. Nach einem Jahr der Rechtsstreitigkeiten befand das Landgericht Frankfurt am 7. Februar 1989, dass die Kondomwerbung auf den Trikots weder gegen Sitte noch Moral verstosse. Die Spieler des FC Homburg konnten wieder mit dem Logo auflaufen.

30 Jahre später erinnern sich die Homburger mit gemischten Gefühlen an die Trikots zurück. «Es gehört zu unserer Geschichte dazu», sagte der heutige FCH-Geschäftsführer Rafael Kowollik der Deutschen Presse-Agentur. Aber viele Fussballfans, glaubt Kowollik, erinnern sich im Zusammenhang mit dem FC Homburg vor allem an die Trikots. Der derzeitige Regionalligist werde darauf «schon sehr beschränkt».

Der damalige Spieler Roman Geschlecht glaubt, dass der Skandal heute in Zeiten der sozialen Netzwerke grösser wäre. Für die Spieler sei es seinerzeit «keine grosse Geschichte» gewesen, sagt der 57-Jährige. Witzige Anmerkungen auf dem Platz habe es nicht gegeben.

Öffentlich gestritten hatten sich damals vor allem Clubpräsident Manfred Ommer mit DFB-Funktionären wie den mächtigen Gerhard Mayer-Vorfelder, denen die Trikotwerbung ein Dorn im Auge war.

Jahre später erinnerte sich der ehemalige Weltklasse-Sprinter Ommer, wie paradox ihm die Diskussion erschien: «Schiri Walter Eschweiler bat mich sogar mal vor einem Spiel, die Trikots nicht anzuziehen, sonst dürfe er nicht anpfeifen», wurde er im Oktober 2016 in «Bild» zitiert. «Dabei waren wir unserer Zeit, als plötzlich alle über AIDS sprachen, voraus. Von jeder Liftfass-Säule grüsste Gesundheitsministerin Rita Süssmuth mit Werbung für Kondome – ein Wahnsinn, dass wir es nicht duften.»

Jede Zeit hat ihre Trikot-Skandale. 2017 warb der saarländische A-Ligist SV Oberwürzbach auf seinen Trikots für die Webseite einer Porno-Darstellerin. Der saarländische Fussballverband verbot es. Die Statuten des DFB, der DFL und auch die von regionalen Verbänden untersagen weiterhin Werbung auf Trikots, die gegen «Ethik und Moral» verstosse. Doch was Ethik und Moral ist, das sieht natürlich jeder anders.

Ebenfalls 2017 machte RW Frankfurt in der Hessenliga Werbung für einen Sauna-Club. Mario Basler wurde als Trainer zu dem Verein geholt und hatte gleich eine Meinung dazu: «Was soll das Gemecker? Der Verein braucht Geld. Sollen halt die anderen helfen und Geld geben, dann braucht Rot-Weiss keinen Saunaclub.» Auch der Hessische Fussballverband (HFV) hatte nach einer Überprüfung nichts zu beanstanden.

Die «London»-Trikots der Homburger wurden laut Geschäftsführer Kowollig später «eingemottet». Anfang der 2000er-Jahre fand man sie wieder, «teilweise faulig und verschimmelt». Kowollik: «Es gibt kaum noch gut erhaltene Exemplare.»

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