Beim Lohn-Striptease der Vereine bitte genau hinsehen, Viola Amherd
Der Bund rettet unseren Profi-Sport mit 115 Millionen. Es kommt zu Lohnreduktionen bei Sport-Stars. Das ist gar nicht so einfach. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat rettet den Schweizer Spitzensport.
- 115 Millionen Steuergelder werden verteilt. Gesuche können eingereicht werden.
- Spieler-Löhne über 148'200 Franken müssen gekürzt werden. Das wird viele betreffen.
Der Schweizer Profi-Sport atmet gestern um 14 Uhr auf. Im Gegensatz zur Kulturbranche sichert der Bundesrat den Vereinen à-fond-perdu-Kredite in der Höhe von 115 Millionen zu.
Diese Gratisgelder sind eine Entschädigung für die Geisterspiele. Viele Clubs in den obersten Spielklassen im Fussball und Eishockey haben enorme Geldprobleme, es geht ums nackte Überleben.
Deshalb wird den Clubs zwei Drittel des Ticketings vergütet. Pro Geisterspiel. Die Basis sind die Zuschauerzahlen aus der letzten Saison.
Nur die hohle Hand machen gilt aber nicht. Die Gratis-Steuergelder von Sportministerin Viola Amherd sind logischerweise an Bedingungen gekoppelt.
Und jetzt wird's spannend. Unter anderem müssen die Spieler-Löhne über 148'200 Franken um mindestens zwanzig Prozent gekürzt werden. Und dies während fünf Jahren. Es warten also unangenehme Lohngespräche auf die Grossverdiener im Schweizer Sport.
Bleiben wir beim Fussball. Die meisten Spieler von YB, Basel und dem FCZ verdienen locker über 150'000 Franken im Jahr.
Es ist deswegen noch gar nicht klar, ob die Top-Vereine der Super League die Gelder des Bundes beanspruchen wollen. Vielen Vereinen steht das Wasser jedoch bis zum Hals. Sie werden nicht ablehnen können.
Auch bei St. Gallen (Beispiel Quintilla), Lausanne (Turkes), Sion (Hoarau), Luzern (Sorgic), Lugano (Bottani) und Servette (Ondoua) gibt es sicherlich einige Spieler, die noch viel mehr verdienen.
Autos, Kleider und Flüge in die Heimat
Die Frage stellt sich aber, wie diese Löhne überhaupt kontrolliert werden können. Denn: Im Spitzensport sind die Löhne extrem komplex zusammengestellt.
Neben dem Grundlohn ist es üblich, als Anreiz Leistungsprämien anzubieten. Beispielsweise für einen Einsatz, für Punkte, für erzielte Tore oder den Tabellenstand.
Den Spielern werden kostenlos Autos und Wohnung zur Verfügung gestellt, sie essen vergünstigt in Restaurants und werden vom Sponsor eingekleidet. Und den Ausländern werden bei guten Leistungen Flüge in die Heimat bezahlt.
«Bis jetzt war keine Einsicht in die Buchhaltungen der Vereine nötig. Aber sobald Steuergelder eingesetzt werden, braucht es zwingend Lohntransparenz», kündigt Viola Amherd an.
Die Super League muss also bald zum Lohn-Striptease. Genau hinsehen, Frau Bundesrätin.