Endspiel hinter der Bezahlschranke - DAZN blieb hart
Was Sky und DAZN erfreut, ist für Fussballfans ohne Abonnement ein Ärgernis. Die Champions League kostet TV-Eintritt. Ein Trick hilft - aber nur kurzfristig.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Endspiel wird den Fans noch einmal die gnadenlose Geldvermehrungs-Politik der Europäischen Fussball-Union vor Augen geführt.
Weil die UEFA so viele Millionen wie möglich aus der Champions League pressen wollte, hatten Sender wie das ZDF oder RTL bei der Vergabe der TV-Rechte keine Chance. Zur Freude von Sky und DAZN wanderte der wichtigste Club-Wettbewerb hierzulande komplett in den Bezahl-Bereich - und so muss auch für das Finale zusätzlich gezahlt werden.
Der letzte Versuch, zumindest das Endspiel im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen, scheiterte. «Wir haben früh mit Sky gesprochen und signalisiert, dass wir das gerne zeigen wollen», sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. Doch der Partner des Pay-TV-Senders, der ebenfalls zahlungspflichtige Internet-Streamingdienst DAZN, blockierte diese Lösung. Das Endspiel in Madrid hätte aufgrund des Rundfunkstaatsvertrages nur dann im frei zu empfangenden Fernsehen laufen müssen, wenn ein deutscher Verein dabei gewesen wäre. Trainer Jürgen Klopp erfüllt nicht das Kriterium einer deutschen Beteiligung.
«Wir waren überrascht, dass DAZN nicht zugestimmt hat», erklärte der ZDF-Sportchef. Fuhrmann versicherte: «Es ist nicht an der Summe X gescheitert.» Vielmehr ging es DAZN darum, sein Geschäftsmodell durchzusetzen und bekannt zu machen.
«Ja, wir haben uns bewusst gegen eine Sublizenzierung der Rechte entschieden», sagte DAZN-Manager Thomas de Buhr der Deutschen Presse-Agentur. Der Anbieter sei stolz, das Finale zeigen zu können: «Dabei bleiben wir nach wie vor bei unserem Angebot, dass Neukunden das Spiel im Rahmen einer einmonatigen Testphase gratis sehen können.» Das ist der Trick für die Fans - und das ist natürlich der Vermarktungstrick des Streamingdienstes.
«Es wäre für die Fans gut gewesen, egal welcher Free-TV-Sender es gezeigt hätte», sagte der ZDF-Sportchef. Auch der Privatsender RTL wäre aus seiner Sicht für die Fussballanhänger eine gute Wahl gewesen. «Dass Sub-Lizenzierung gut ist, hat man bei Dortmund gegen Schalke bei der ARD gesehen.» Das Erste hatte das Revierderby von Sky erworben und für jedermann frei gezeigt. 5,38 Millionen Menschen sahen zu, mehr als zehnmal so viele wie bei Sky.
«Es ist nicht nur die subjektive Sicht des ZDF, dass die UEFA dem Produkt keinen Gefallen getan hat, es hinter die Bezahlschranke zu stecken», sagte Fuhrmann. «Das wird diesem herausragenden Sportprodukt nicht gerecht.» Das dämmert inzwischen auch einigen Funktionären.
Vor ein paar Monaten hatte sich sogar Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz-Rummenigge für Champions-League-Spiele im Free-TV stark gemacht. Schliesslich finden die Sponsoren es besser, wenn im frei zugänglichen Fernsehen deutlich mehr Fans die Werbebotschaften und Logos sehen.
Für Sky und DAZN aber scheint sich der Einkauf der Medienrechte gelohnt zu haben. «Nach der Gruppenphase hatten wir bereits eine positive Zwischenbilanz gezogen und haben uns sehr über Reichweitenzuwächse gefreut», sagte der Sky-Sport- und Vermarktungschef Jacques Raynaud der dpa. Die neue Konstellation könne «in der Gänze erst nach der ersten Saison» ausgewertet und beurteilt werden, aber «bislang fällt unser Zwischenfazit sehr erfreulich aus».
Ähnlich zufrieden ist der DAZN-Deutschland-Chef. «Wir blicken auf eine sehr erfolgreiche Saison zurück», sagte de Buhr, ohne Zahlen zu nennen. «Die Investition hat sich für uns bisher gelohnt.» Geschätzte 200 Millionen Euro zahlen die beiden Pay-Partner pro Saison.