FC Basel: Grüssen Sie Club-Boss David Degen noch, Patrick Rahmen?
Im Februar trennte sich der FC Basel von Trainer Patrick Rahmen. Nachtragend ist der heutige Coach der U21-Nationalmannschaft aber nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz eines starken Punkteschnitts wurde Patrick Rahmen beim FCB entlassen.
- Nun steht der gebürtige Basler bei der U21-Nati an der Seitenlinie.
- Hier kommt das erste grosse Interview seit seinem Jobantritt.
Nach der Entlassung beim FC Basel blieb es lange Zeit ruhig um Patrick Rahmen. Nun hat der 53-Jährige vor einigen Wochen die U21-Nati der Schweiz übernommen. Auf die neue Herausforderung freut sich der 53-Jährige ausserordentlich.
Nau.ch: Der FC Basel muss gegen Sofia ein 0:1 wettmachen. Trauen Sie ihm die Wende zu?
Patrick Rahmen: Ja, absolut. Ich glaube, dass sie mit einer guten Leistung gegen diesen Gegner weiterkommen.
Nau.ch: Mit welchen Gefühlen gehen Sie mittlerweile ins Joggeli?
Patrick Rahmen: Mit einem guten. Am Anfang habe ich Stadionbesuche in der Schweiz bewusst etwas gemieden, um etwas Abstand zu gewinnen. Dafür haben mein Sohn und ich in Deutschland viele Spiele und den Champions-League-Final in Paris besucht.
Nau.ch: Wie haben Sie die Entlassung beim FCB erlebt?
Patrick Rahmen: Das war in diesem Moment nicht einfach. Ich habe viele positive Feedbacks aus der Fussballwelt erhalten. Schlussendlich bleiben die Dinge, die man erreicht hat. Solche Situationen muss man akzeptieren und gehören dazu – das gilt es danach aufzuarbeiten. Für mich sind auch viele positive Sachen geblieben: wie die Punkteausbeute, das Weiterkommen in der Conference League und die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Nau.ch: Können Sie den Entscheid heute verstehen?
Patrick Rahmen: Man muss nicht alles nachvollziehen können. Es gab teilweise unterschiedliche Ansichten, und ich habe den Entscheid für mich akzeptiert. Jetzt habe ich eine neue Aufgabe als U21-Trainer der Schweizer Nati und kann auf einen herausfordernden Job vorausschauen.
Nau.ch: Hegen Sie eine gewisse Schadenfreude, dass es dem FCB ohne Sie nicht besser ergeht?
Patrick Rahmen: Nein, überhaupt nicht, am Ende steht der Verein und nicht einzelne Personen im Vordergrund. Es ist kein Geheimnis, dass der FC Basel meine Herkunft ist. Ich habe schnell wieder vorausgeschaut und hatte nie irgendwelche negativen Gefühle. Die heutige Situation kann man nicht mehr mit damals vergleichen, es ist eine komplett neue Mannschaft unter einem neuen Trainer.
Nau.ch: War Sebastiano Esposito einer der Gründe, weshalb es zur Trennung kam? Sind Sie mit dem Lausbuben nicht zurechtgekommen?
Patrick Rahmen: Nein, ich hatte kein zwischenmenschliches Problem mit ihm. Natürlich sind Sachen vorgefallen, diese sind ja bekannt. Ich glaube aber bewiesen zu haben, dass ich mit Spielern mit verschiedenen Charakteren gut umgehen kann. Arthur Cabral und Edon Zhegrova waren auch vermeintlich spezielle Spieler, und ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen.
Nau.ch: Es gibt Stimmen, die behaupten, Sie wären zu nett gewesen. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Patrick Rahmen: Diesen Vorwurf kann ich klar widerlegen. Ich habe eine klare Linie verfolgt, welche die Mannschaft gekannt hat. Wer sich innerhalb der von mir vorgegebenen Leitplanken punkto Arbeitsmoral und Einstellung bewegt hat, hatte nie Probleme. Ansonsten wurden situativ Gespräche geführt.
Nau.ch: Wie frei ist man als Trainer in Basel betreffend Einmischung von oben?
Patrick Rahmen: Niemand hat sich bezüglich der Aufstellung eingemischt. Der Druck ist da, wie bei jedem anderen Grossverein. Ich habe mich unter dieser Drucksituation wohlgefühlt, und es gab keinen Tag, an dem ich mich unwohl gefühlt habe.
Nau.ch: Sie sind letztes Jahr viel besser in die Saison gestartet als Alex Frei. Denken Sie, dass Sie den besseren Job machen würden?
Patrick Rahmen: Nein, es ist eine komplett andere Situation. Solche Vergleiche sind nicht möglich. Alex ist der richtige Trainer und soll jetzt auch das Vertrauen geniessen.
Nau.ch: Wie ist Ihr Verhältnis zu Club-Boss David Degen? Grüsst man sich heute nur scheinheilig?
Patrick Rahmen: Wieso scheinheilig? Nur weil man zum Teil verschiedene Ansichten hatte, heisst das nicht, dass man nicht mehr miteinander reden kann. Wir haben uns seitdem mehrmals gesehen, da ist nichts hängengeblieben.
Nau.ch: Denken Sie, dass ohne die Abgänge von Zhegrova und Cabral der Meistertitel dringelegen wäre?
Patrick Rahmen: Darauf kann ich nicht antworten. Die Frage ist rein hypothetisch.
Nau.ch: Haben Sie Kontakt mit Alex Frei? Haben Sie über den Trainerjob beim FCB gesprochen?
Patrick Rahmen: Im Vorfeld überhaupt nicht. Seit dem Saisonbeginn waren wir im Austausch. Aber nicht wegen der Situation beim FCB, sondern wenn es um Spieler geht, die bei mir in der U21 sind.
Nau.ch: Was hat Sie daran gereizt, die U21-Nati zu übernehmen?
Patrick Rahmen: Mit den besten Spielern des Landes arbeiten zu können und diese an die A-Nationalmannschaft heranzuführen. Und natürlich die bevorstehende EM in Rumänien und Georgien nächsten Sommer. Zudem hat die U21 mittlerweile ähnliche Ressourcen wie ein Super-League-Verein.
Das ganze Interview mit Patrick Rahmen zum Thema U21-Nati finden Sie oben im Video.