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FC Luzern: «Bernhard Alpstaeg wurde aufs Glatteis geführt!»

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Beim FC Luzern wird an der GV wohl kein Stein auf dem anderen bleiben. Unser Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein weiss Bescheid.

Bernhard Alpstaeg FC Luzern
Bernhard Alpstaeg, Hauptaktionär beim FC Luzern. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim FC Luzern kommt es in der Swissporarena zum Showdown.
  • Es findet eine ausserordentlichen Generalversammlung der FCL Holding AG statt.
  • Diese war für morgen, Donnerstag geplant, wurde aber nun verschoben.
  • FCL-Hauptaktionär Alpstaeg (77) ist mit der Führung mehr als unzufrieden.
  • Nau.ch-Fussballchef-Reporter Mischi Wettstein über die Lage beim FCL.

Nau.ch: In der Innerschweiz brennt der Baum, morgen hätte die ausserordentliche GV beim FC Luzern stattfinden sollen. Diese wurde am Mittwochnachmittag kurzfristig verschoben. Was wird dort genau passieren?

Mischi Wettstein: Es ist völlig klar, wie das ablaufen wird. Es gibt keine Zweifel: FCL-Boss Bernhard Alpstaeg wird den Verwaltungsrat neu strukturieren. Das ist sein gutes Recht. Dass der Patron aber alle bisherigen Verwaltungsräte rauswerfen will, ist eine Fehlinformation.

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Die GV der FCL Holding AG wird kurzerhand «aus triftigen Gründen» verschoben. - FC Luzern

Nau.ch: Ist denn sogar eine weitere Zusammenarbeit mit Präsident Stefan Wolf und Sportchef Remo Meyer denkbar?

Wettstein: Nein, das ist komplett unmöglich. Das Vertrauensverhältnis ist unüberbrückbar zerrüttet. Auch wegen der wohl von ihnen orchestrierten Hetzkampagne in den Lokalmedien. Remo Meyer war Alpstaeg, wegen der schlechten letzten Saison mit den Barragespielen, schon länger ein Dorn im Auge. In dieser Krise wollte er sich trennen. Er liess sich aber vom Verwaltungsrat nochmals besänftigen. Weil es zurzeit sportlich läuft, ist der Moment, sich von Meyer zu trennen, unglücklich. Ist ein Vertrauensverhältnis aber gestört, gibt es keinen richtigen Zeitpunkt.

Nau.ch: Und weshalb hat Alpstaeg ein Problem mit Präsident Stefan Wolf?

Wettstein: Wolf hat sich mit Meyer solidarisiert und ihn vor der Entlassung geschützt – und damit den Willen Alpstaegs nicht umgesetzt. Wenn man sich so gegen den Mehrheitsaktionär auflehnt, muss man wohl oder übel mit Konsequenzen rechnen.

Mischi Wettstein
Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein. - Nau.ch

Nau.ch: Hat Alpstaeg bereits einen Plan, wie die neue Geschäftsführung aussehen soll?

Wettstein: Darum geht es noch nicht. Er wird den zweiten Schritt sicher nicht vor dem ersten machen. Zuerst muss der Verwaltungsrat neu aufgestellt werden. Es bleibt dann noch genügend Zeit.

Verstehen Sie den Unmut von FCL-Patron und Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg?

Nau.ch: In zwanzig Tagen gibt es dann beim FC Luzern nochmals eine ausserordentliche GV. Was geschieht, wenn Alpstaeg den Verwaltungsrat der Holding abgesetzt hat?

Wettstein: Gesetzt den Fall, dass Alpstaeg den Holding-Verwaltungsrat umstrukturiert, ist er ‒ zumindest formell ‒ noch nicht ganz am Ziel. Auch bei der FC Luzern-Innerschweiz AG und der Swisspor-Arena Events AG muss ein neuer Verwaltungsrat eingesetzt werden.

Nau.ch: Und dafür braucht es ausserordentliche Generalversammlungen...

Wettstein: Genau. Diese können mit einer Vorlaufzeit von 20 Tagen einberufen werden. Da Personalentscheidungen ‒ wie zum Beispiel diejenige der Wahl des Sportchefs ‒ vom Verwaltungsrat der FC Luzern-Innerschweiz getroffen werden, hat Alpstaeg den FCL erst dann unter vollständiger Kontrolle, wenn auch diese Posten neu besetzt sind. Dies wird aber eine Formsache sein.

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Fans des FCL tun ihrem Unmut mit Transparenten kund. - keystone

Nau.ch: Wie konnte die Situation in Luzern so derart aus dem Ruder laufen?

Wettstein: Es ist sehr schade, dass die Lage so eskaliert ist. Bei Alpstaegs Interview im «SonntagsBlick» sind wichtige Fakten nicht kommuniziert worden. Da wurde zu wenig nachgehakt. Dies hat viele Fans wohl verunsichert.

Nau.ch: Ein Beispiel, bitte.

Wettstein: Als es um die Kritik an Meyer und Wolf ging, hätte man zwingend nachfragen müssen, was er genau meine. Fakt ist, dass Alpstaeg als Mehrheitsaktionär Akteneinsicht verweigert wurde. Da wurde einseitig informiert, ich verstehe daher den Unmut der Fans, man hat sie im luftleeren Raum hängen lassen. Alpstaeg selbst wurde aber so aufs Glatteis geführt. Ein solches Interview hätte gar nie freigegeben werden dürfen. Es war viel zu oberflächlich. Der Fan konnte sich so gar kein richtiges Bild machen.

Nau.ch: Es werden morgen an der GV wohl auch Fans des FC Luzern vor Ort sein. Muss man sogar Ausschreitungen befürchten?

Wettstein: Ich bin ein positiv denkender Mensch. Da muss man an die Vernunft von jedem einzelnen appellieren. Es muss sachlich ablaufen. Gewalt hat noch nie Frieden gebracht.

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