FC Wohlen: Rassismus-Eklat um bekannten Chefredaktor
Beim FC Wohlen hat sich vor wenigen Wochen ein Skandal ereignet. Zwei Personen mussten ihren Posten räumen – und zwar jene, die rassistisch beleidigt wurden.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim FC Wohlen mussten kürzlich zwei Trainer ihren Posten abgeben.
- Grund: Sie waren in einen Streit verwickelt, bei dem sie beleidigt wurden.
- Auslöser dafür war die Nicht-Selektion eines Spielers.
Dass es im Schweizer Amateur-Fussball zu gröberen Konflikten kommt, ist keine Neuheit. Immer wieder eskalieren Situationen – auf und neben dem Platz. Eine üble Geschichte hat sich kürzlich im Nachwuchs des FC Wohlen zugetragen.
Wie der «Blick» berichtet, wurden zwei Junioren-Trainer rassistisch beleidigt. Und zwar von Daniel Marti, dem Chefredakteur des «Wohlen Anzeigers». Er war früher selber einmal Sportchef der 1. Mannschaft und hat auch sonst viel für den Verein geleistet.
Martis Sohn kickt im Nachwuchs des FCW, ganze 29 Spieler befindet sich im Kader seiner Mannschaft. Die beiden Trainer haben deshalb entschieden, das Team aufzuteilen und nur die vermeintlich besseren Spieler für die Wettkämpfe aufzubieten.
«Verdammter Ausländer-Sack»
Weil sein Kind nicht zur Auswahl gehört, platzt Marti der Kragen. Der einflussreiche Mann ruft bei den Trainern seines Sohnemanns an – einer der beiden habe das Gespräch aufgezeichnet. Nach kurzer Zeit informiert er den empörten Vater über die Aufnahme, dann eskaliert es offenbar komplett.
«Du Lausbub! Was fällt dir überhaupt ein, du verdammter Ausländer-Sack! Das ist dein Ende bei diesem Verein», soll Marti dem Trainer mit kosovarischen Wurzeln laut «Blick» gesagt haben. Eine rassistische Entgleisung mit Folgen – aber nicht für den Täter.
Wenige Tage nach dem Telefonat, am 17. August, informieren die Verantwortlichen des FC Wohlen über die sofortige Suspendierung der beiden Trainer. Diese hätten die Klub-Philosophie nicht umgesetzt.
Ex-Trainer des FC Wohlen erstatten Anzeige
Nicht am Entscheid beteiligt gewesen sei Ciriaco Sforza, obwohl er im Namen des Verwaltungsrats zeichnet. «Bei uns hat Rassismus keinen Platz», zitiert ihn der «Blick». Sforza und Marti kennen sich bestens.
Ad acta gelegt ist der Streit damit aber noch nicht. Die beiden Entlassenen wollen Anzeige gegen Marti erstatten. Doch auch dieser will zur Polizei, weil seine Familie «direkt vor unserer Haustür dreimal bedroht wurde», wie das Blatt mitteilt.
Marti bestreitet, etwas mit der Suspendierung der beiden Trainer zu tun gehabt zu haben. Allerdings hätten diese seinen Sohn schon zuvor regelrecht gemobbt. Beim Verein sei davon aber nichts bekannt. «Meine Wortwahl war natürlich nicht korrekt, dies ist aus den Emotionen heraus passiert. Dafür bitte ich um Entschuldigung», sagt er.