FC Zürich – Kryeziu: «Breitenreiter gab mir Selbstvertrauen zurück»
Das Wichtigste in Kürze
- Mirlind Kryeziu gewinnt mit dem FCZ den Schweizer Meistertitel.
- Der Verteidiger avanciert unter Trainer André Breitenreiter zum Abwehrchef.
- Nau.ch hat den 25-Jährigen zum ausführlichen Gespräch getroffen.
Mirlind Kryeziu verkörpert den FC Zürich wie kaum ein anderer. Der Innenverteidiger spielt schon seit 18 Jahren beim Stadtclub – und darf sich jetzt Schweizer Meister nennen.
Der 25-Jährige wohnt immer noch in Regensdorf bei seinen Eltern, dort wo er auch aufgewachsen ist. Er hat zwei jüngere Schwestern, keine Freundin. Der Fokus liegt voll und ganz auf dem Fussball.
Nau.ch hat den Abwehrchef des FC Zürich zum grossen Meister-Interview getroffen.
Nau.ch: Beschreiben Sie das Gefühl, am Helvetiaplatz auf dem Balkon zu stehen.
Mirlind Kryeziu: Vor vier Jahren stand ich nach dem Cup-Sieg das erste Mal dort oben. Aber jetzt beim Meistertitel war es natürlich spezieller. Das Gefühl dort oben ist einfach unbeschreiblich.
Nau.ch: Was ging nach der Sause auf dem Helvetiaplatz noch ab? Wann sind Sie ins Bett gegangen?
Mirlind Kryeziu: Irgendwann mussten wir den Balkon verlassen und haben dann drinnen noch etwas gegessen und getrunken. Danach bin ich nach Hause gegangen, es war ungefähr 01:30 Uhr.
Nau.ch: Wie würden Sie ihre Feier-Qualitäten einschätzen?
Mirlind Kryeziu: Ich bin schon einer, der gerne feiert, wenn es etwas zum Feiern gibt. Und beim Meistertitel kann man sicherlich Gas geben (lacht).
Nau.ch: Haben Sie den Titel mit einer Shisha gefeiert?
Mirlind Kryeziu: Nein, dafür habe ich keine Zeit gehabt. Das könnte aber noch passieren.
Beim FCZ ist kein Trip im Bayern-Stil geplant
Nau.ch: Bayern München hat zur Feier der Meisterschaft einen Trip nach Ibiza gemacht. Ist so ein Spontan-Ausflug beim FCZ auch ein Thema?
Mirlind Kryeziu: Ich bin nicht im Mannschaftsrat, die organisieren solche Dinge nämlich. Wir haben zusammen zu Abend gegessen, aber einen Kurz-Trip haben wir aktuell nicht geplant.
Nau.ch: Wann sind Sie zum FC Zürich gewechselt?
Mirlind Kryeziu: Das ist eine schwierige Frage. Ich war fünf oder sechs Jahre alt, als ich zum FCZ gekommen bin. Ich kann mich noch erinnern, dass mich mein Onkel gepusht hat, hier ein Probetraining zu machen.
Er hat mich damals noch zum alten Letzi mitgenommen (lacht). Ich wollte einfach Fussball spielen und habe gar nicht gemerkt, dass ich beim FCZ gelandet bin.
«Breitenreiter hat mir das Selbstvertrauen gegeben»
Nau.ch: Nach deiner Leihe beim SC Kriens wollte Sie der Club eigentlich nicht mehr. Dann kam André Breitenreiter als neuer Trainer. Was ist dann passiert?
Mirlind Kryeziu: Im Fussball hast du nicht immer rosige Zeiten. In den 15-20 Jahren in deiner Karriere erlebst du irgendwann einmal auch schwierigere Zeiten. Beim Wechsel nach Kriens habe ich mir gesagt, dass ich einen Schritt zurückgehe und neuen Anlauf nehme.
Im Sommer hatte ich dann mit dem Coach ein Gespräch. Er hat mir gesagt, dass er wisse, was ich draufhabe und die Karten neu gemischt werden. Er hat mir das Selbstvertrauen wieder zurückgegeben und ich konnte darauf aufbauen.
Nau.ch: André Breitenreiter hat gesagt, dass Sie vorher jeweils auf ihr Gewicht reduziert wurden. Daran haben Sie gearbeitet. Ist Ihnen das leicht gefallen?
Mirlind Kryeziu: Der Trainer hat mir am Anfang gesagt, wo ich mich verbessern kann. Ich habe in mir gespürt, dass er mir diese Chance gibt, obwohl er mich zuvor nicht gekannt hatte. Dann war für mich klar, dass ich etwas zurückgeben will. In der Vorbereitung habe ich hart gearbeitet und danach kam es so, wie es jetzt gekommen ist.
Nau.ch: Inwiefern sind Sie professioneller geworden? Haben Sie vorher zu viel Schoggi gegessen?
Mirlind Kryeziu: Ja, viel professioneller, vor allem, was die Essgewohnheiten angeht. Wenn du merkst, dass du gute Leistungen bringst, dann geht das automatisch. Ich habe angefangen, gewisse Dinge vermehrt zu essen, Gemüse zum Beispiel. Das hat mich gepusht und ist mir am Ende auch einfach gefallen.
«Normal, dass Spieler auf dem Markt begehrt sind»
Nau.ch: André Breitenreiter meinte, Sie seien der beste Innenverteidiger der Liga. Macht Sie das stolz?
Mirlind Kryeziu: Danke, das freut mich natürlich zu hören (lacht). Ja, stolz bin ich sicher, auch auf das, was wir als Mannschaft geleistet haben. Dass wir das mit dem Meistertitel krönen konnten, ist super. Es gibt nichts Schöneres.
Nau.ch: Was bedeutet Ihnen mehr: Der emotionale Cup-Sieg oder der hart erkämpfte Meistertitel?
Mirlind Kryeziu: Im Cup sind es sechs Spiele bis zum Final. Die Meisterschaft ist etwas anderes, da musst du dich jedes Wochenende neu pushen, auch wenn es gut läuft. Von den Emotionen her war es der Meistertitel. Beim Abpfiff in Basel, als ich gemerkt habe, dass ich jetzt den Kübel in der Hand habe.
Nau.ch: Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Ceesay und Doumbia sind bei anderen Vereinen im Gespräch. Geht da noch mehr?
Mirlind Kryeziu: Wenn du als Mannschaft so eine Saison spielt, ist es normal, dass Spieler auf dem Markt begehrt sind. Der Fussball lebt davon.
Nau.ch: Sie beschreiben ihren Charakter zum einen als schwierig und zum anderen als einfach. Was an Ihnen ist denn schwierig?
Mirlind Kryeziu: Es kommt darauf an, wie es das Gegenüber sieht. Wenn ich auf dem Feld stehe, bin ich komplett anders, als in meinem Privatleben. Dort bin ich ganz ruhig, auf dem Platz brenne ich innerlich. Darum ist es auch schwierig, mich einzuschätzen.
Einsatz mit der Kosovo-Nati statt Ferienplanung
Nau.ch: Was fehlt Ihnen noch, damit Sie so werden wie Ihr Vorbild, Sergio Ramos?
Mirlind Kryeziu: Da fehlt noch einiges (lacht). Ein guter Anfang war sicherlich, dass wir jetzt den Titel geholt haben. Wir haben die Chance, Champions-League-Quali zu spielen.
Da werden wir schon sehen, dass es dort richtig abgeht. So kannst du dir einen Massstab setzen. Sergio Ramos spielt seit Jahren Champions League, immer auf Topniveau und konstant. Da werde ich selber sehen, wo ich stehe.
Nau.ch: Es gibt Bilder, auf dem Sie ein Ohrenring tragen. Tragen Sie den noch?
Mirlind Kryeziu: Nein, das war in meinen jungen Jahren (lacht). Es ist mehr, weil ich dann vergesse, sie abzunehmen. In den Ferien trage ich sie vielleicht, aber während der Saison ist es mühsam.
Nau.ch: Wo gehen Sie im Sommer in die Ferien?
Mirlind Kryeziu: Ich habe leider keine Ferien. Wir sind am 22. Mai fertig und vier Tage später geht es mit der kosovarischen Nati los in der Nations League.
Da kannst du nicht gross planen. Vielleicht habe ich danach ein paar Tage frei, da muss ich den Trainer fragen.
Nau.ch: Was würden Sie im Fussball gerne noch erreichen? Welcher Verein darf bei Ihnen anklopfen?
Mirlind Kryeziu: Jetzt haben wir einmal den Meistertitel geholt mit dem FCZ. In der nächsten Saison wollen wir bestätigen, was wir erreicht haben.
Nau.ch: Was wollten Sie schon lange mal loswerden?
Mirlind Kryeziu: Ich bin stolz, was die Mannschaft geleistet hat. Und: Wir haben die allerbesten Fans. Da möchte ich mich für die tolle Fan-Unterstützung bedanken