FC Zürich: So erging es Breitenreiters deutschen FCZ-Vorfahren
Das Wichtigste in Kürze
- Heute tritt der FCZ als Leader gegen YB an.
- Erfolgstrainer André Breitenreiter hat Corona und kann nicht dabei sein.
- Ob Spieler oder Trainer: Zahlreiche Deutsche prägten in den letzten 60 Jahren den FCZ.
- Lesen Sie das Nau-Ranking des deutschen FCZ-Personals seit 1960.
Erfolgstrainer André Breitenreiter (48) hat das Potenzial, in die Allzeit-Topliste des deutschen FCZ-Personals aufgenommen zu werden. Auch wenn er heute beim Spitzenspiel gegen YB nach einem positiven Corona-Test nicht dabei sein kann.
Nau.ch hat sich die letzten 60 Jahre der Zürcher Klubgeschichte näher angeschaut: Sieben FCZ-Deutsche waren top. Der Rest rangiert unter Flop oder «Ferner liefen», darunter auch vier Trainer.
Top 7
Klaus Stürmer (1935-71, beim FCZ 62-64/65-67): Der HSV-Zwilling von Uwe Seeler war eigentlich zu gut für die Nationalliga A, wie die Super League damals hiess. Stürmer war getreu seinem Familiennamen Stürmer, aber auch erfolgreicher Vorbereiter und Mitreisser. Er steht für die überraschende Meisterschaft 1963 und das Double 1966. Und er stand im verlorenen Meistercup-Halbfinal 1964 gegen Real Madrid. Schon mit 35 Jahren starb Klaus Stürmer, mittlerweile bei Winterthur, an Hodenkrebs. Ein Todesfall, der die Fussballschweiz in Schockstarre versetzte.
Timo Konietzka (1938-2012, beim FCZ 71-78, 87-88): Friedhelm «Timo» Konietzka war 1963 der allererste Torschütze der neu gegründeten Bundesliga. Via Dortmund, 1860 München und Winterthur kam der drahtige Stürmer mit dem legendären Bürstenschnitt zum Stadtklub. Zuerst war Konietzka Spielertrainer, dann nur noch Trainer. In seine Amtszeit fallen der Titel-Hattrick 1974 bis76 und drei Cupsiege.
Jürgen Neumann (1941-2002, beim FCZ 66-69): Der Lauterer Koloss war wie Konietzka ein Kind der Bundesliga, ebenfalls Torschütze am allerersten Spieltag. Vielseitig einsetzbar, galt er zusammen mit Köbi Kuhn, Fritz Künzli, Karl Grob und Rosario Martinelli als Baumeister des Meistertitels 1968. Im Messestädtecup 67/68 war er massgeblich daran beteiligt, dass der FCZ Barcelona, Nottingham und Sporting Lissabon rauswarf. Unrühmliches Karriereende als Bielefelder Geldbote im Bundesliga-Skandal 1971.
Hubert Münch (1941, beim FCZ 1962-74): Der Eisenfuss kam aus Zuffenhausen und hatte keine Bundesliga-Karriere aufzuweisen. Als gnadenloser Manndecker war er bei insgesamt sieben Titeln dabei, darunter das Double 1966. In Erinnerung bleibt er auch als derjenige, der Manchester-Weltstar George Best wegen einer Wette aus dem Spiel grätschte.
Hanjo Weller (1946, beim FCZ 76/77): Der elegante Mittelfeldregisseur, der von Stuttgart kam, tanzte zwar nur eine Saison. Aber er führte den FCZ zusammen mit Captain Köbi Kuhn ins verlorene Meistercup-Halbfinale gegen Liverpool. Eine klassische Nummer 10.
Herbert Waas (1963, beim FCZ 92-94): Der 11-fache Internationale gab sich mannschaftsdienlich und fleissig. Stürmer Waas machte in der Saison 93/94 am meisten Pflichtspiele, nämlich 42. Die Torausbeute (22 in zwei Saisons) blieb aber unter den Erwartungen. Heute verdient sich Waas sein Geld mit Börsengeschäften.
Erwin Waldner (1933-2015, beim FCZ 1960-62): Der Stuttgarter Stürmer hatte hingegen eine unglaubliche Torquote: 30 Tore in 32 Pflichtspielen. Waldner ging nach nicht ganz zwei Saisons weiter via Italien in Richtung neue Bundesliga. Von der Nationalelf wollte der Weltklasse-Spieler nach 13 Einsätzen nichts mehr wissen.
Die vier grössten Flops
Rudi Brunnenmeier (1941-2003, beim FCZ 72-73): Konietzkas Kumpel aus glorreichen 1860-Zeiten schoss in 31 FCZ-Pflichtspielen nur 5 Tore. Wie in fast seinem ganzen Leben begleiteten ihn auch in Zürich Alkoholprobleme. Nach einer Promillefahrt kassierte der Mittelstürmer einen Monat Gefängnis plus Landesverweis. Brunnenmeiers Zürcher Zeit war deshalb nach einer Saison beendet, immerhin mit dem Cupsieg 1973. Bei seinem Tod hatte sich sein Umfeld derart von ihm abgewandt, dass 1860 München das Grab bezahlen musste.
Norbert Eder (1955-2019, beim FCZ 88-89): Der Innenverteidiger von Bayern München kam als Vize-Weltmeister. Er gurkte aber nur kurz in der Nationalliga B gegen Teams wie Emmenbrücke, Glarus oder Malley herum. Danach wurde er nicht mehr eingesetzt.
Rainer Ernst (1961, beim FCZ 93-94): Nach erfolgreicher Karriere beim BFC Dynamo (DDR), Kaiserslautern und Bordeaux kam Ernst selbstbewusst nach Zürich: «Wo ich bin, ist der Erfolg.» Die Realität sah dann aber anders aus: Nach 20 Pflichtspielen war Schluss.
Georg Volkert (1945-2020, beim FCZ 69-71): Als Nationalspieler und deutscher Meister (mit Nürnberg) ging ihm ein toller Ruf voraus. Der schnelle Flügel war zuerst die ganz grosse Attraktion der Nationalliga A.
Aber der «schöne Schorsch» mit den ebenso schönen O-Beinen blieb seinem Ruf einiges schuldig. Am Ende standen nur 12 Liga-Tore in zwei Saisons zu Buche. Mit dem HSV gewann er 1977 immerhin noch den Europacup der Cupsieger und erzielte im Final gegen Anderlecht ein Tor.
Ferner liefen
Bei den Spielern Gerhard Bold, Wolfgang Kraus, Jörn Andersen, Lasse Sobiech ist die Bilanz durchzogen. Selbiges gilt für die Trainer Georg Wurzer, Georg Gawliczek (trotz Cupsieg 1970) und Albert Sing. Auch Herbert Neumann (89-91), der mal zu spät zu einem Spiel erschien und so für einen Skandal sorgte, gehört dazu.
Noch nicht in der Wertung sind die aktuellen Spieler Moritz Leitner und Marc Hornschuh. Beide streifen erst seit letztem Sommer den FCZ-Dress über.
Statistik-Quelle: dbfcz.ch