Fussball-Talk: Droht YB Sofa-Titel? Amdouni wird Nizza-Schreck!
Gewinnt YB gegen Servette, haben die Berner gegen GC den ersten Matchball. Der FCB will Nizza ein Bein stellen. Willkommen beim Fussball-Talk auf Nau.ch.
Das Wichtigste in Kürze
- Das 1:1 zwischen dem FCB und YB erinnerte an eine Geisterpartie zu Coronazeiten.
- Am Donnerstag geht es für die Bebbi in der Conference League gegen Nizza um die Wurst.
- Leader YB kann nach dem Remis frühestens nächste Woche Meister werden.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Das 1:1 zwischen dem FCB und YB wird wegen der gesperrten Muttenzer- und Gästekurve zum halben Geisterspiel. Wie war es im Joggeli?
Mischi Wettstein: Ich fühlte mich an die Geisterspiele zurückversetzt. Die Atmosphäre hat mich – wie Taulant Xhaka – an die Corona-Pandemie erinnert. Das Spiel selbst hielt leider nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Es war die schwächste Partie zwischen den beiden Teams in dieser Saison. Aber ich möchte dem FCB doch noch ein Kränzchen winden: Nach dem schweren Spiel gegen Nizza mussten sich die Bebbi erneut gegen einen Rückstand wehren – und haben das geschafft.
Christoph Böhlen: Auch am TV hat dem Spiel etwas gefehlt. Ohne die Fankurven ist der Fussball nicht der gleiche – auch wenn das vielleicht nicht alle so sehen. Die fehlende Stimmung hatte meiner Meinung nach einen grossen Einfluss darauf, dass das Spiel weniger attraktiv wirkte. Dafür darf man auch erwähnen: Beide Fan-Kurven haben das Spiel vor dem Stadion verfolgt – und es verlief absolut friedlich!
Nau.ch: Für den FC Basel geht es am Donnerstag in Nizza weiter. Und nach dem 2:2 zuhause ist die Ausgangslage gar nicht so schlecht?
Mischi Wettstein: Wir dürfen die Schweizer Fahne tragen, so lange sie noch weht. Bei der Moral, die der FCB derzeit an den Tag legt, liegt die Überraschung drin. Trotzdem wird es schwierig gegen die Franzosen. Nach dem Hinspiel war ich von den Nizza-Stars Moffi und Thuram begeistert. Das sind richtige starke Kicker, wegen dieser Spieler geht man ins Stadion.
Christoph Böhlen: Ich bleibe bei meiner Meinung von letzter Woche: Dem FCB ist ein Exploit absolut zuzutrauen. Nizza ist keine Übermannschaft und mit Zeki Amdouni haben die Bebbi einen Spieler, mit dem jeder Gegner Mühe hat.
Nau.ch: Für YB geht es erst am Wochenende weiter, «Verfolger» Servette reist nach Bern. Der Meistertitel ist aber frühestens beim Auswärtsspiel in Zürich am Dienstag möglich. Taktiert YB gar, damit man zuhause feiern kann?
Mischi Wettstein: Ganz bewusst macht man das sicher nicht – aber unbewusst vielleicht? Die Spieler würden doch viel lieber zuhause gegen Luzern Meister werden, als unter der Woche im Letzigrund gegen GC. Aber das sind sowieso alles nur Spielereien. Am Ende kommt es eh anders, als man denkt – und man nimmt es, wie es kommt.
Christoph Böhlen: YB wird garantiert nicht taktieren. Die Mannschaft will den Titel so rasch wie möglich einfahren – und wenn möglich einen weiteren «Sofa-Titel» wie 2019 verhindern. Gewinnt der Leader gegen Servette, wird der Letzigrund am Dienstag komplett in Gelb-Schwarz gehüllt sein… Dann hat das Team von Trainer Raphael Wicky gegen GC nämlich den ersten Meister-Matchball.
Nau.ch: Blicken wir in die Innerschweiz. Der FCL ist im Hoch, besiegt den FCZ klar und deutlich mit 4:1. Die Luzerner sind in Top-Form?
Mischi Wettstein: Aus Luzerner Sicht war es ein top Spiel, aus FCZ-Sicht dafür sehr übel. Für mich ist der FCL derzeit das Team der Stunde. Auch dank der vielen talentierten Jungen, die Trainer Mario Frick einsetzt. Können sie die Form konservieren, sind sie für mich ein heisser Kandidat auf Platz zwei.
Christoph Böhlen: Klar, der FCL war stark – aber ich fand den Noch-Meister FCZ auch richtig schwach. Das ist bereits das dritte Spiel ohne Sieg, von den letzten sieben Partien konnten die Zürcher nur eines gewinnen. Schlägt das beim FCZ schon auf die Nerven? Oder wie deutest du das Video mit dem Wutausbruch von Trainer Bo Henriksen, Mischi?
Mischi Wettstein: Lassen wir das Video beiseite. Dass Bo nach der verkorksten ersten Halbzeit tobte, verstehe ich. Fakt ist aber auch: Seine laute Garderoben-Predigt zur Pause hat rein gar nichts gebracht.
Nau.ch: Bleiben wir im Tabellenkeller, das Rennen wird immer enger. Die eigentlich bereits abgeschriebenen Clubs Winterthur und Sion feiern wichtige Siege.
Mischi Wettstein: GC ist am Wochenende gut beraten, gegen Winti nicht zu verlieren. Und für den FCZ ist am Sonntag gegen den FCSG Verlieren verboten! Die beiden Teams brauchen drei Punkte, sonst ist man wieder richtig «im Seich».
Christoph Böhlen: Mario Balotelli hat in seiner Sion-Zeit mehr neben als auf dem Platz für Furore gesorgt. Aber wenn er so auftritt, wie gegen GC, kann der italienische Superstar zum Lebensretter für die Walliser werden.