Der FCZ überzeugt im Klassiker – der FCB enttäuscht. Und Meister YB findet auf der Schützenwiese zum Siegen zurück. Willkommen beim Fussball-Talk.
Fussball-Talk
Ein Thema im Fussball-Talk: Der FC Basel erleidet im Klassiker gegen den FCZ eine Bruchlandung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • YB feiert in Winterthur den ersten Liga-Sieg der Saison – jetzt wartet GC.
  • Der FCB verliert zu Hause im Klassiker gegen den FCZ, trotz Shaqiri in der Startelf.
  • Der FCSG gibt gegen den FCL zu Hause eine 2:0-Führung noch aus der Hand.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Ad

Nau.ch: Starten wir mit dem Klassiker: Das war eine klare Sache für den FCZ im Joggeli?

Mischi Wettstein: Die volle Hütte war ein würdiger Rahmen für den Abschied von Rekord-Bebbi Fabian Frei. Er hat das verdient – vom Spiel selber waren die meisten FCB-Fans enttäuscht. Wir müssen es nicht schönreden: Der FCZ war die klar bessere Mannschaft!

Die Basler müssen aufpassen, dass sie sich ihre Leistung nicht schönreden. Sonst kann ich ihnen gerne mal mein Matchblatt aus dem Stadion zeigen. Das spricht eine klare Sprache.

Fabian Frei
Fabian Frei verabschiedet sich im Joggeli von den Fans.
FC Basel
Fabian Frei wird von etlichen Club-Legenden verabschiedet.
Fabian Frei
Die Muttenzerkurve huldigt Fabian Frei als «Spieler für die Ewigkeit».

Christoph Böhlen: Wo Taulant Xhaka oder Fabio Celestini ein «50:50-Spiel» gesehen haben wollen, ist mir schleierhaft. Der FCZ hatte das Zentrum im Griff, überzeugte mit der Physis in der Defensive. Das hat gegen den blassen FCB schon gereicht, der FCZ musste nicht einmal glänzen. Wo waren Xherdan Shaqiri, Kevin Carlos oder Albian Ajeti?

Mischi Wettstein: Stopp, du willst nur von Romario Baro ablenken, den du letzte Woche noch in den Himmel gelobt hast. Der spielte einen Mist zusammen, verschuldete das 0:1 und flog dann auch noch vom Platz. Mir ist da eher klar geworden, wieso er nicht mehr bei Porto spielt.

Aber: Thierno Barry ist letzte Saison auch miserabel gestartet. Er entwickelte sich vom Chancentod zum Goalgetter. Warten wir also die Entwicklung ab. Was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Okay, meinen Vorschusslorbeeren ist Baro noch nicht gerecht geworden. Aber bis auf Adjetey war ja keiner in Normalform. Und ich frage nochmal: Wo war Xherdan Shaqiri?

Mischi Wettstein: Ich verstehe die Kritik nicht, die nach dem Spiel hinter vorgehaltener Hand über Shaq geäussert wurde! Hat jemand gemeint, er werde 90 Minuten wie ein Reh über den Platz rennen und zehn magische Momente pro Spiel liefern? Das ist Blödsinn! Es gibt immer wieder Momente im Spiel, in denen jeder sieht, dass er ein aussergewöhnlicher Spieler ist.

FCB
Trotz Xherdan Shaqiri in der Startelf bleibt der FCB gegen den FCZ ohne Punkte. - keystone

Dass er es noch besser kann, als am Samstag, ist Shaq sicher auch selbst klar. Aber dass Shaqiri jetzt der Heilsbringer vom FCB sein soll, und Spiele regelmässig im Alleingang entscheiden soll, ist gaga!

Nau.ch: Sprechen wir noch kurz über den FCZ, der mit einem Spiel weniger und bisher unbesiegt an der Tabellenspitze steht. Sind die Zürcher schon ein Titelkandidat?

Mischi Wettstein: Ich zitiere Trainer Ricardo Moniz: «Wir halten den Ball flach, die Tabelle ist nur eine Momentaufnahme.» Aber wir können gerne am nächsten Montag nochmals darüber sprechen.

Morgen findet nämlich das Nachtragsspiel beim FCSG statt, am Wochenende geht es gegen Sion. Holt man da sechs Punkte, sind die Weichen für die Top 6 gestellt. Von mehr spricht in Zürich noch kein Mensch.

FCZ-Trainer Ricardo Moniz spricht nach dem Sieg über Basel. - nau.ch

Christoph Böhlen: Was mir beim FCZ gefällt: Man sieht, dass die Transfers beizeiten getätigt wurden, das Team konnte zusammenwachsen. Das ist beim FCB weniger der Fall. Trotzdem muss das Celestini-Team jetzt gleich wieder liefern und auf die Klassiker-Pleite reagieren. Es wartet das Spiel in Luzern.

Mischi Wettstein: Aufgepasst, der FCB muss sich in Luzern warm anziehen! Das waren meistens geile Duelle. Ich freue mich schon jetzt auf den Sonntag.

Nau.ch: Bleiben wir doch gleich beim FCL: Das Frick-Team sorgt gegen den FCSG für eine grosse Wende.

Mischi Wettstein: Ich sah zwei Spiele in einer Partie! In der ersten Halbzeit war der FCSG für mich klar besser, aber nach dem Seitenwechsel kippte es. Keine Ahnung, ob bei den Ostschweizern etwas im Tee war, das ihnen die Energie geraubt hat.

Was mir auffällt: Bei der frühen Auswechslung von Jordi Quintilla (61’) stand es noch 2:1 für den FCSG. Am Ende gewinnt der FCL gegen die Espen ohne ihren Taktgeber und Spielordner mit 3:2. Dazu darf sich jeder seine Meinung machen.

Mario Frick
Mario Frick jubelt nach dem Sieg mit dem FCL in St. Gallen. - keystone

Christoph Böhlen: Ich bin auch nicht sicher, ob Enrico Maassen da die richtigen Wechsel getätigt hat. Aber: Dafür steht er nach dem Spiel hin und sagt, dass es klar zu wenig gewesen ist. Und sucht die Schuld nach dem nicht-gepfiffenen Penalty in der Schlussphase nicht beim Schiri. Sein Vorgänger hätte das wohl anders gehandhabt …

Nau.ch: Schliessen wir den Samstag mit dem Remis zwischen GC und Servette ab.

Mischi Wettstein: Wem hat dieses Unentschieden geholfen? GC kommt nicht richtig aus dem Loch raus! Und Servette, befreit von internationalen Aufgaben, müsste vom Potenzial her ganz vorne in der Tabelle stehen und davonziehen. Ich bin nicht sicher, ob die Grenats auf dem richtigen Weg sind.

Christoph Böhlen: Für GC ist es natürlich schade, konnte man aus der Überzahl in der Schlussphase nicht Profit schlagen. Dafür kann man schon jetzt bilanzieren: Die Neuzugänge bringen das Schällibaum-Team weiter. Nach Lee und Kittel trifft auch der Kanadier Choinière gleich bei seinem Debüt!

GC
Mathieu Choinière (links) trifft gleich in seinem ersten Spiel für GC. - keystone

Da könnte etwas zusammenwachsen, nur wohl noch nicht am Wochenende. Am Samstag in Bern wird es nämlich schwierig für GC, schliesslich hat YB den Bann jetzt gebrochen. Die Zürcher werden ohne Punkte aus dem Wankdorf abreisen.

Nau.ch: Mischi, du warst beim ersten YB-Sieg der Saison in der Schützenwiese dabei, wie war es?

Mischi Wettstein: Zuerst zum Heimteam: Winti bewegt sich auf ganz dünnem Eis! Vorne ist man harmlos, zudem waren die Routiniers bis auf einzelne Momente auch nicht auf höchster Betriebstemperatur. Und auch die Abwehr überzeugt nicht.

Den grössten Unterschied zu YB sah man aber auf der Ersatzbank, da kommt nicht viel nach. Für den FCW wird es ganz schwierig, aber es kann natürlich noch kommen, zumindest ist das die Hoffnung von Trainer Zaric. Man merkt aber offensichtlich, dass Gantenbein und Turkes weg sind und die Flügelzange Burkart und Rohner verletzt fehlt.

YB Winterthur
YB hat am Sonntag deutlich mehr Power auf der Bank, als der FC Winterthur. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Der Blick auf die Tabelle bestätigt deine Sicht, Winti ist jetzt neu das Schlusslicht. Wie gefiel dir der Auftritt von YB?

Mischi Wettstein: Sagen wir es so: Es war der richtige Gegner im richtigen Moment für die Berner. Drei Tore, wie Monteiro, muss man erstmal schiessen. Zudem zieht Darian Males mit zwei Assists einen guten Tag ein.

Aber ich sah auch einiges, das mir nicht gefallen hat. Zum Beispiel das schläfrige Abwehrverhalten beim Gegentor gleich nach der Pause. Und die Formkurven von Elia und Camara. Der YB-Motor läuft noch nicht optimal, aber die Basis für eine Aufholjagd ist gelegt.

Patrick Rahmen, Trainer von YB, nach dem Sieg in Winterthur. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Hauptsache, Patrick Rahmen und sein Team haben den Bann gebrochen! Die Sieglos-Serie kann für den Kopf ganz schön belastend sein. Wichtig ist jetzt, dass YB am Samstag zu Hause gegen GC nachlegen kann – sonst ist der Sieg in Winterthur nicht viel wert.

Wichtig wäre es, dass Darian Males seine Form jetzt endlich mal ein paar Spiele am Stück bestätigen kann. Die Position auf der 10 kommt ihm entgegen, aber er muss weiterhin produktiv sein. Sonst könnten bald auch Imeri oder Lakomy ihre Chance erhalten.

Gewinnt YB jetzt auch gegen GC?

Nau.ch: Und was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Der FC Aarau hat mit dem Sieg im Cup über Luzern offenbar Aufwind erhalten! Sie gewinnen in Vaduz deutlich und haben gute Chancen, heute gegen den FC Schaffhausen nachzulegen. Dann sieht es in der Tabelle gleich wieder freundlicher aus.

Der Blick auf die Challenge League zeigt aber weiterhin eine merkwürdige Liga: Uli Forte und Xamax halten sich hartnäckig in der Spitzengruppe – dafür schwächeln jetzt deine Thuner.

Christoph Böhlen: Immerhin sitzt der Club aus meiner Heimatstadt weiterhin auf dem Leaderthron. Aber ja: In einer Saison, in der du aufsteigen willst (und musst), solltest du zu Hause nicht gegen Bellinzona verlieren. Gut für die Thuner, dass sie heute in Wil gleich die Chance auf eine Reaktion erhalten.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Challenge LeagueFabio CelestiniFC SchaffhausenXherdan ShaqiriTaulant XhakaAlbian AjetiFabian FreiUli ForteServetteFC AarauTrainerRicardoEnergieStadionXamaxLigaRehFC ZürichGCFussball-TalkBSC Young BoysFC Basel