HSV vs. St. Pauli: Derby um Aufstieg, Geld und Prestige

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Für viele Fussballfans in Hamburg ist es der Saisonhöhepunkt: St. Pauli gegen HSV. Beide Clubs kämpfen um den Aufstieg: Einer möchte, der andere muss.

Ist heiss auf das Derby am Millerntor: HSV-Coach Hannes Wolf. Foto: Axel Heimken
Ist heiss auf das Derby am Millerntor: HSV-Coach Hannes Wolf. Foto: Axel Heimken - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der FC St.

Pauli hat den «Fussball-Gott», der Hamburger SV die grössere Sehnsucht. «Eine ganze Generation von HSV-Fans hat noch keinen Sieg im Derby gesehen. Es wird Zeit», betonte HSV-Trainer Hannes Wolf.

Denn der letzte Sieg des ehemaligen Bundesliga-Dinos gegen den Stadtnachbarn liegt unglaubliche 17 Jahre zurück (4:0), der letzte Erfolg des Kiezclubs hingegen nur schlappe acht Jahre (1:0). Beide Fanlager gieren am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) im Stadtderby nach einem Punkte-Dreier, doch der Hunger müsste wegen der längeren Leidenszeit beim HSV einen Tick grösser sein.

Von 20 Aufeinandertreffen in Pflichtspielen gewann der FC St. Pauli lediglich zwei. Der HSV steht bei zehn Siegen, achtmal gab es ein Unentschieden, zuletzt beim 0:0 im schwachen Hinspiel.

Vor dem mit Spannung, Vorfreude, aber auch Sicherheitsbedenken erwarteten Lokalderby am Millerntor schiessen sich Vereine und Fans verbal auf den gefühlten Saisonhöhepunkt ein. Man mag sich nicht, lacht herzhaft über die Misserfolge des anderen und wünscht sich gegenseitig so ziemlich jede Schlechtigkeit der Welt an den Hals.

Ein Vereinspräsident drückt solcherart Befindlichkeiten vornehmer aus. «Wenn der Fussball-Gott gerecht ist, dann gewinnt der FC St. Pauli und steigt auch vor dem HSV auf, weil man irgendwann auch mal die Quittung bekommen muss für das, was alles schiefgelaufen ist in den letzten Jahren», sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich im NDR-Fernsehen. «Frechheit!», konterte HSV-Sportvorstand Ralf Becker in der «Bild». «Solche Aussagen sind nicht zu tolerieren.»

Alexander Meier, nach fünf Treffern in sechs Spielen wie einst in Frankfurt auch auf St. Pauli als «Fussball-Gott» angehimmelt, hat schon einmal Derby-Luft geschnuppert. 2002 war er Einwechselspieler beim HSV. Jetzt erlebt er eine Neuauflage, aber auf der Gegenseite. «Wir haben nicht den Druck, es schaffen zu müssen. Wenn wir am Ende nicht vorne dabei sind, sagen alle: 'Das ist normal'», meinte er gelassen zum Aufstiegsthema.

Ganz anders acht Kilometer nordwestlich in der Sylvesterallee: Da käme ein verpasster Aufstieg einer Finanzkatastrophe gleich. Ein Jahr 2. Liga reicht dem Fast-immer-Bundesligisten, er benötigt dringend das prallere Bundesliga-TV-Geld. Im Geschäftsjahr 2017/18 drückten den HSV satte 85 Millionen Euro Verbindlichkeiten. In dieser Saison wird er zum neunten Mal in Folge ein sattes Millionenminus schreiben. Die Kiezkicker können frohlocken. Bei ihnen gab es zum siebten Mal nacheinander einen Gewinn. «In Hamburg sind wir jetzt die Soliden», stichelte schon 2017 St. Paulis Kassenprüfer Michael Wolff.

Dass der HSV um den Aufstieg mitspielt, hat fast jeder erwartet. Dass aber St. Pauli ebenso oben drin steht, überrascht. «Wir haben den klaren Auftrag, den Aufstieg zu schaffen», gestand HSV-Torjäger Pierre-Michel Lasogga. Bei St. Pauli fordert das niemand. Der Trend weist beim HSV bergab. In der Rückrunde gewann er keines der vier Auswärtsspiele (drei Niederlagen, ein Remis). «Statistische Werte sind zu klein, um daraus ein Muster abzulesen», konterte Coach Wolf.

Da die Partie als Risikospiel eingestuft ist, werden mindestens 1800 Polizisten Stadion und Kiez sichern. Vor und nach dem Spiel sowie im Stadion wird eine strikte Trennung der Fanlager erfolgen. «Solange es nur die Stimmung ist, mache ich mir keine Sorgen. Es soll aber friedlich sein und nicht in Gewalt umschlagen», mahnte Wolf.

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